Ein Defibrillator ist unabdingbar

Der Profi- und besonders der Amateursport ist nach den Szenen um den dänischen Fußballnationalspieler Christian Eriksen bei der Europameisterschaft sensibilisiert. Schnelle medizinische Hilfe ist wichtig, um im Ernstfall Leben retten zu können.

Ein Defibrillator ist unabdingbar

Klaus Lindner von der TSG Backnang weiß genau, wo sich in der Tennishalle der Defibrillator befindet. Foto: A. Becher

Von Heiko Schmidt

Die Fußball- und auch die ganze Sportwelt hat am 12. Juni den Atem angehalten. Beim Spiel der Europameisterschaft in Kopenhagen zwischen Dänemark und Finnland brach der dänische Nationalspieler Christian Eriksen auf dem Platz zusammen, blieb regungslos liegen und musste letztlich wiederbelebt werden. Am Ende ging alles noch recht gut aus, weil seine Mitspieler und das medizinische Personal schnell gehandelt haben.

Dieses Ereignis hat auch Auswirkungen auf den Amateursport. Viele Vereine in der Region befassen sich nun etwas intensiver mit der medizinischen Hilfe beim Training und bei Veranstaltungen. Ein wichtiges Hilfsmittel in einer ernsten Situation kann ein Defibrillator sein. Einige Sportstätten sind damit bereits ausgestattet. „Wir haben den Defibrillator etwa seit 2013 in unserer Tennishalle hängen. Wir haben damals eine große Einführungsveranstaltung mit der Herstellerfirma für interessierte Mitglieder gemacht“, berichtet Klaus Lindner, Vorsitzender der TSG Backnang Tennis. Er schiebt nach: „Vor der Coronakrise hatten wir schon mit Hans Scheuber – Kardiologe und aktives Tennismitglied – eine Fortbildung vereinbart. Diese Veranstaltung haben wir verschoben. Sie soll nun Mitte/Ende September stattfinden.“ Klaus Lindner hält das Gerät für „unglaublich notwendig und unabdingbar für einen Sportverein. Es sollte in jeder größeren Sportanlage vorhanden sein. Gerade der Vorfall beim Europameisterschaftsspiel hat uns allen gezeigt, wie schnell ein Notfall eintreten kann und wie gut es ist, dann die entsprechende Hilfe geben zu können. Ich wünsche mir deshalb einen Defibrillator in jeder Backnanger Sporthalle.“

Ähnlich sieht es Martina Fricker von den Handballern der HSG Sulzbach-Murrhardt. „Ich selbst bin Ersthelferin. Es wäre gut, wenn es noch mehr machen würden.“ Denn: „Es ist sinnvoll, wenn sich mehr Personen mit der medizinischen Ersthilfe auskennen.“ Sie unterstützt es, wenn vom Deutschen Roten Kreuz die Weiterbildungen zum Thema „Erste Hilfe bei Sportverletzungen“ angeboten werden. Gerade für Trainer und Betreuer wären solche Kurse in einem bestimmten Zeitabstand wichtig. Martina Fricker berichtet davon, dass in der Trauzenbachhalle in Murrhardt ein Defibrillator angebracht ist. „Ich finde das gut, denn wir sollten unbedingt unser Augenmerk darauf legen.“

Beim Judo indes ist ein Defibrillator bislang eher die Seltenheit. „Wir haben noch keinen, würden bei einem günstigen Angebot aber bestimmt einen anschaffen“, sagt Alfred Holderle. Für den Abteilungsleiter der Judokas der TSG Backnang wäre ein Defibrillator „wünschenswert. Wichtig ist aber auch, dass man jemanden hat, der das Gerät bedienen kann.“ Er verweist darauf, dass bei größeren Meisterschaften und bei Bundesliga-Wettkämpfen ein Arzt vor Ort sein muss. „Das ist vorgeschrieben.“ Allerdings weist Alfred Holderle darauf hin, dass es teilweise schon Probleme macht, einen Mediziner für die Bundesliga-Heimwettkämpfe zu bekommen.

Im Amateurfußball ist eher selten ein Arzt bei den Spielen vor Ort. Da hoffen viele Vereine darauf, dass die Physiotherapeuten im Ernstfall eingreifen können. Auch ein Defibrillator ist noch nicht überall vorhanden. So auch beim SV Allmersbach, der mit drei Männermannschaften, eine davon spielt in der Landesliga, aktiv ist. „Es ist natürlich sinnvoll, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen. Eine Überlegung wäre es durchaus wert“, sagt Sportvorstand Günther Schäffler. Ihm ist es aber wichtig zu betonen, dass es einige Ersthelfer in seinem Verein gibt. Auffrischungskurse für diese hält Günther Schäffler für sehr wünschenswert. Hingegen sind die Fußballer der TSG Backnang bereits mit einem Defibrillator ausgestattet, der in den Etzwiesen angebracht ist.

Glückliche Umstände benötigen die Amateursportler also auch heute noch, um einen Ernstfall zu überleben. Dennoch kann letztlich jeder Einzelne etwas dafür tun, dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen, indem er seinen Erste-Hilfe-Kurs erneuert und das Wissen im Ernstfall energisch und selbstbewusst einsetzt. So kann er zumindest die Vorarbeit leisten für die Rettungssanitäter, die gleichzeitig per Notruf informiert werden müssen. Deshalb, so der Hausarzt und frühere Notfallmediziner Peter Höschele aus Rudersberg, sei es immens wichtig, dass Laien in der Herzdruckmassage ausgebildet sind. Diese Massage zusammen mit dem Einsatz von Defibrillatoren „ist das Einzige, was an Hilfe möglich ist“. Und es muss schnell gehen. „Innerhalb von zwei, drei, vier Minuten, sonst ist es schon zu spät.“

Wichtig sei auch, keine Angst vor einem Einsatz zu haben. „Das Schlechteste ist, nichts zu machen.“ Bei einem Notfall sei zunächst zu prüfen: Ist Puls da? Ist Atmung vorhanden? Fehlt beides, „dann sofort beginnen“. Die Beatmung sei dabei laut Peter Höschele nicht so wichtig wie die Druckmassage, die auf jeden Fall kräftig durchgeführt werden soll. Selbst wenn dabei eine Rippe bricht. Keine Angst haben sollte man auch davor, einen Defibrillator einzusetzen. „Der sagt Ihnen genau, was Sie tun müssen.“ Deshalb sollte bei jedem Verein einer – immer sofort – griffbereit sein.