Ein Einstand mit reichlich Turbulenzen

Rüdiger Lüftner hat als neuer Sportvorstand der TSG-Fußballer gleich mal erlebt, dass sein Amt nicht nur Vergnügen bedeutet

Noch ist er kein Vierteljahr Sportvorstand der TSG-Fußballer und schon hat Rüdiger Lüftner zweimal festgestellt, dass das neue Amt nicht nur Freude macht. Auf die Trennung von U-23-Coach Patrick Dembinski folgte das Aus für Oberliga-Trainer Andreas Lechner. „Wer Entscheidungen trifft, macht sich nicht nur Freunde“, sagt Lüftner und hofft, dass morgen mit dem Start der Oberliga-Rückrunde beim FC 08 Villingen (14 Uhr) für ihn endlich der Teil der Arbeit beginnt, der mehr Spaß macht.

Ein Einstand mit reichlich Turbulenzen

Hat trotz der schwierigen Entscheidungen in den ersten Wochen den Spaß an seinem TSG-Amt nicht verloren: Rüdiger Lüftner. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Rüdiger Lüftner ist auf den Etzwiesen kein Neuling. Als Steppke begann er dort mit dem Fußball, durchlief alle Jugendteams des Backnanger Traditionsvereins und war mit späteren Bundesliga-Spielern wie Klaus Mirwald oder Axel Jüptner in der WFV-Auswahl am Ball. Mit 19 wechselte er zum Bezirksligisten TSV Lippoldsweiler, den damals Ralf Rangnick trainierte. Ein Kreuzbandriss war dann früh der Anfang vom Ende, das auch eine Rückkehr zur TSG nicht mehr aufhielt.

Seinen Weg ging der 50-Jährige dafür in seinem Beruf. Und als sich der Physiotherapeut vor ein paar Jahren mit seiner Praxis in seiner Geburtsstadt selbstständig machte, war auch der Weg zu seinem Heimatverein nicht mehr weit. Erst engagierte er sich im Förderkreis, nun als Nachfolger von Janos Kovacs als Sportvorstand. „Nur irgendwo dabei sein, das bin ich nicht“, erklärt Rüdiger Lüftner, weshalb er sich engagiert. Dass das neue Amt sofort unliebsame Aufgaben mit sich brachte, nimmt er notgedrungen in Kauf: „Ich zögere nicht, Entscheidungen zu treffen, wenn sie zum Wohle des Vereins sind.“ Allerdings gesteht er ein: „Ich hätte mir gerne einen Einstand gewünscht, der etwas weniger turbulent verläuft.“ Schließlich gibt es angenehmere Erlebnisse, als mit Trainern über eine Trennung zu reden. Das gilt sowohl für Patrick Dembinski und die Zweite wie für Andreas Lechner und die Erste.

Beim Bezirksliga-Team war für Lüftner und seine Mitstreiter klar, dass sich die grundsätzliche Ausrichtung der Reserve ändern muss. „Ein Verein wie wir kann die Kaderplanung der zweiten Mannschaft nicht dem Zufall überlassen“, sagt er und berichtet, dass mit Neu-Coach Andreas Grimmer auch alte Etzwiesenkämpen wie Daniel Bohmwetsch, Matze Kauer oder Jogi Pfisterer zurückkehren, die sich künftig als Berater einbringen und mithelfen sollen, solche riesigen Personalprobleme wie in der bisherigen Saison zu verhindern. Statt einem bunt zusammengewürfelten Haufen soll die Reserve ein Team werden, das sich aus eigenen A-Jugendspielern und aus Akteuren mit TSG-Vergangenheit zusammensetzt.

Bei der ersten Mannschaft war es die pure sportliche Not und der verloren gegangene Glaube, dass der Negativtrend mit Andreas Lechner gestoppt werden kann. Er sei jemand, der Dinge zielstrebig vorantreibt, wenn er sie als richtig erkannte habe, sagt Lüftner, gesteht aber ein: „Solche Trennungen haben auch immer eine menschliche Komponente und gehen mir nahe. Aber wenn etwas entschieden werden muss, dann bin ich jemand, der das konsequent angeht.“

Deshalb müht er sich darum, dass sich der Verein insgesamt weiterentwickelt: „Wir müssen nur auf die Tabellen schauen, dann sehen wir, dass sich im Jugendbereich was tun muss.“ Das heißt, dass sein Vorgänger Janos Kovacs sich im Jugendbereich künftig wieder verstärkt einbringt und den Nachwuchskoordinator Michael Weiß im Bereich Organisation entlastet. Zudem soll es für die Jugend eine Konzeption geben, „die wir möglichst mit allen Jugendtrainerin gemeinsam beschließen“, sagt Lüftner und fügt an: „Wir dürfen unsere Ideen nicht nur von oben herab überstülpen, sondern müssen die Leute auch mitnehmen.“ Das bedeutet für ihn auch, die Verantwortlichen im Verein dadurch zu entlasten, dass Anhänger, Gönner und Freunde der TSG bereit sind, ihre Fähigkeiten „aus dem Hintergrund gewinnbringend für unseren Verein einzubringen“. Sein Ziel sei es, dabei mitzuhelfen, dass sich die TSG strukturell weiter professionalisiert.

Klar ist für den Sportvorstand bei all den Vorhaben, dass sportlicher Erfolg des Aushängeschilds des Klubs die Arbeit der gesamten Führung ungemein erleichtert. Heißt: Dem Nichtabstieg der Ersten muss das Hauptaugenmerk aller im Verein gelten. Falls es schiefgeht, „dann sind wir mittlerweile deutlich besser aufgestellt als im Aufstiegsjahr“, sagt Lüftner, will zunächst aber einmal alles dafür tun, dass der Absturz im zweiten Oberliga-Jahr ausbleibt. Einfach wird das nicht, das weiß der 50-Jährige und sagt vor dem Rückrundenstart morgen in Villingen, der gleichzeitig das letzte Punktspiel vor Weihnachten ist: „Es wäre absolut wichtig, dass wir dort Punkte holen.“ Schließlich gelte es, so schnell wie möglich an die Nichtabstiegsplätze heranzurücken. Denn: „Wenn Mitkonkurrenten in der Rückrunde schwächeln, dann müssen wir parat stehen.“