Ein Erfolg und ein großes Erlebnis

Backnangs Ü-60-Volleyballer und einige Verstärkungen werden in Turin Vizeeuropameister

Ein Erfolg und ein großes Erlebnis

Freuten sich über ihr tolles Abschneiden bei den European Master Games (von links): Coach Pitt Richter, Wolfgang Sprenger (beide TSG Backnang), Horst Bartsch (Senior Volley Saar), Franz Steiner (TSG Backnang), Leo Kubitza (TG Neuss), Manni Schlegelmilch, Kapitän Uwe Schlittenhardt (beide TSG Backnang), Tom Zimmer (Senior Volley Saar), Ille van Meegen (TSG Backnang) und Bernd Nöldemann (VG Elmshorn). Fotos: privat

(pr/uwe). European Master Games nennt sich die Veranstaltung, die alle vier Jahre stattfindet. Hinter dem Namen verbirgt sich ein internationaler Wettkampf für Sportler ab 30 Jahren, der weltweit ausgeschrieben ist. Unter den vielen Teilnehmern in Turin waren aber nicht nur eine große Delegation aus Indien sowie vier Volleyballteams aus Südafrika, sondern in der Altersklasse ab 60 Jahre auch eine deutsche Mannschaft, die zum Großteil aus Spielern der TSG Backnang bestand. Die Murrtaler, die sich mit Alterskollegen aus Neuss, aus Elmshorn und dem Saarland verstärkt hatten, wurden Vizeeuropameister. Ein toller Erfolg. Vor allem wenn man bedenkt, dass der italienische Finalgegner aus Spielern bestand, die in den 70ern und 80ern in Italiens erster Liga um Punkte kämpften und ihr Heimatland bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften vertraten.

7500 Teilnehmer traten in Turin in 29 verschiedenen Sportarten und Altersgruppen an. Bei den Ü-60-Volleyballern stellte die TSG Backnang als deutscher Meister dieser Altersgruppe das Grundgerüst der Auswahl. Ergänzt wurde das Team von Trainer Pitt Richter durch Spieler von Volley Saar (deutscher Meister 2018), aus Elmshorn und Neuss. Bevor es in der Halle sportlich losging, durften der Backnanger Coach und seine Mannschaft aber erst einmal einen stimmungsvollen Auftakt genießen. Alle Teilnehmer und Funktionäre zogen in einem langen Festzug vom Valentinopark mehr als zwei Stunden lang durch die Turiner Innenstadt zur Eröffnungsfeier auf der beeindruckenden Piazza Castello.

Noch wichtiger war aber der Sport. Vier Mannschaften hatten bei den über 60-Jährigen gemeldet. Neben Deutschland starteten mit den Italian Volley Masters und den Torino Griis Volley zwei italienische Vertretungen sowie das Team Odessa, eine ukrainische Mannschaft, die auch auf russische Spieler zurückgriff.

Gleich zum Auftakt trafen Richter und Kollegen auf die italienische Auswahl. Die Altmeister gewannen den ersten Satz überlegen. Es zeigte sich, dass die normale Netzhöhe von 2,43 Metern fürs deutsche Team anfänglich ungewohnt war, wird doch hierzulande in dieser Altersklasse mit 2,35 Metern gespielt. Der zweite Durchgang verlief dann allerdings schon deutlich ausgeglichener. Nur ganz knapp ging der Satz mit 23:25 weg.

Die Stadtauswahl von Turin war für die Backnanger und ihre Mitstreiter kein Problem. Sie gewannen klar.

Gegen Odessa wiederum mussten Richter und sein Team mächtig kämpfen. Dabei hatten die Osteuropäer ursprünglich für die Ü-70-Kategorie gemeldet. Allerdings hatte Odessa schon gegen Italien nur knapp 1:2 verloren. Die deutsche Auswahl war gewarnt und kam im ersten Durchgang hoch konzentriert zu einem klaren Erfolg. Im zweiten Satz drehte der Gegner auf. „Es schien, als ob wir gegen eine Gummiwand spielen“, erzählt Richter und fügt an: „Sie brachten unsere Angreifer fast zur Verzweiflung.“ Verdient ging der Satz mit 21:17 an Odessa. Erst im Tiebreak gelang es Deutschland, wieder Lücken im Feld zu finden. Mit einem 15:11 zogen der Backnanger Trainer und seine Mannschaft ins Endspiel ein.

Gegner dort waren wieder die Italian Volley Masters um Kapitän Giorgio Coldini, der mit Modena und Parma mehrfach italienischer Meister war und 1976 bei den Olympischen Spielen in Montrale mit Italien Achter wurde. Gecoacht wurde die Mannschaft von einem anderen Großen des italienischen Volleyballs, war Giancarlo Dametto doch Mitglied des italienischen Teams, das sich 1984 in Los Angeles Olympiabronze sicherte. Richter und sein Team ließen sich davon aber nicht arg beeindrucken. Es entwickelte sich ein hochklassiges Endspiel, in dem das Team vom Stiefel den ersten sowie dritten und die Deutschen den zweiten sowie vierten Satz gewannen. Im Tiebreak setzte sich die Klasse der Italiener aber von Beginn an durch. Den hohen Rückstand konnten die deutschen Senioren beim 4:15 nicht mehr wettmachen.

Trotz der 2:3-Finalniederlage waren Richter und seine Spieler mehr als zufrieden. Immerhin sind sie nun Vizeeuropameister. Ein Erfolg, der das Team noch mehr freute, als es nach dem Endspiel erfuhr, gegen welche ehemals hochklassigen Spieler verloren worden war.