„Ein großer Verlust für den Verein“

Jens Holderle, der sportliche Leiter der TSG-Judokas, bedauert den Weggang von Trainer Benjamin Lah – Nachfolgersuche läuft

Über sieben Jahre und davon fast drei als Coach war Benjamin Lah in Backnang aktiv, nun zieht es den Slowenen zurück in seine Heimatstadt Celje. Der Judotrainer hat morgen seinen letzten offiziellen Arbeitstag bei der TSG, deren sportlicher Leiter den Weggang des Ju-Jitsu-Weltmeisters und viermaligen Europameisters sehr bedauert. „Es ist ein großer Verlust für den Verein, aber ich verstehe seine Entscheidung“, sagt Jens Holderle.

„Ein großer Verlust für den Verein“

Seine klaren Ansagen werden den Judokas fehlen: Benjamin Lah verabschiedet sich.Foto: A. Becher

Von Katharina Klein

Im Oktober 2015 begann für die Judoabteilung ein neues Kapitel. Benjamin Lah, der bis dahin vor allem als Kämpfer des TSG-Zweitliga-Teams in Erscheinung getreten war, übernahm das Trainerzepter von Jürgen Öchsner. Zahlreiche Stunden im Dojo und einige Erfolge später verabschiedet sich jetzt der 32-Jährige, der Slowene geht in die Heimat. „Es ist alles super perfekt hier. Ich hätte gerne weitergemacht, habe in den letzten Jahren aber sehr wenig Zeit für mein Privatleben gehabt und nun das Gefühl, dass ich zurückgehen muss“, verrät Lah. Während seiner Zeit als TSG-Coach holte er zudem vier EM- und einen WM-Titel im Ju-Jitsu, einem verwandten Kampfsport.

Sein Tagesablauf wurde vom Sport bestimmt: vormittags Schul-AGs, nachmittags eigenes Training, abends Kinder- und Erwachsenentraining. Viel Zeit, um auch mal Luft zu holen, blieb da nicht. Wenn er ab nächster Woche wieder in Slowenien ist, steht für Lah deshalb zunächst Erholung auf dem Programm: „Ich werde mir ein halbes Jahr Zeit für mich nehmen und daran arbeiten, mehr Zeit in mein Privatleben zu investieren. Dann stecke ich 100 Prozent in die Vorbereitung zur WM rein.“

Der Abschied fällt ihm trotzdem nicht leicht. Das Gefüge, in das er in Backnang aufgenommen wurde, wird ihn nachhaltig prägen. „So wie mich dieser Verein akzeptiert und aufgenommen hat, das habe ich noch nie erlebt. Ich werde alle vermissen. Ich habe durch die TSG gelernt, dass allesmöglich ist, wenn man die richtigen Kollegen hat“, betont der Spitzensportler. Auch die Abteilung ist traurig über den Abgang, aber das Verständnis dafür, nun dem Ruf der Heimat zu folgen, überwiegt. „Ich verstehe, dass es ihn zurückzieht. Er will näher bei der Familie sein. Das kann ich sehr gut nachvollziehen“, sagt Holderle, für den aber klar ist, dass Lah in Backnang seine Spuren hinterlassen wird, denn seine ganz eigene Art beeinflusste alle: „Ich möchte mich bei ihm bedanken, dass er so einen super Job gemacht hat. Sein Einsatz ging weit über das normale Vereinsleben hinaus. Er hat nicht nur Judo gelehrt, sondern auch Werte vorgelebt und eingefordert, sodass die Kinder für ihr ganzes Leben gelernt haben.“ Nicht nur moralisch war er dem Nachwuchs ein Vorbild, auch seine kontinuierlichen Erfolge motivierten alle Generationen und förderten den Ehrgeiz, weiß Holderle: „Er hat die TSG auf einen noch erfolgreicheren Weg gebracht. Viele Talente konnten von seinem Wissen und den Erfolgen profitieren. Er hat den Jüngeren die Welt des Leistungssports nähergebracht.“ Umgekehrt hat auch Lah selbst in den letzten Jahren vieles gelernt, einige Lektionen werden ihn sein ganzes Leben begleiten: „Immer ruhig bleiben, egal was passiert. Jeder Mensch ist unterschiedlich. Ich habe gelernt, dass jeder anders funktioniert. Wenn man weiß, wie man wen anpacken muss, führt das zum Erfolg.“

TSG Backnang will den Kontakt

zum Ex-Trainer aufrechterhalten

Benjamin Lah verabschiedet sich nicht nur als TSG-Trainer, sondern räumt auch seine Position im Zweitliga-Team. Zuletzt trat er zwar vermehrt als Coach der Truppe auf, stand aber weiter auf der Kaderliste. Auch damit ist Schluss: „Meine Zeit ist gekommen, dass ich nicht mehr kämpfe. Es gibt inzwischen jüngere Leute, die auch Erfahrung sammeln müssen. Ich will niemandem einen Platz wegnehmen.“ Völlig abnabeln wird er sich aber auch nicht. Am 22. September, wenn das Männerteam den letzten Kampftag bestreitet, wird er vom Mattenrand aus anfeuern. Auch Holderle ist sicher, dass aus dem Freund kein Fremder wird: „Wir werden den Kontakt aufrechterhalten. Ich hoffe, dass wir uns weiterhin austauschen können und vielleicht mal mit einer Gruppe zu ihm nach Celje fahren, um dort zu trainieren.“

Diese Pläne sind allerdings ebenso Zukunftsmusik wie die spannende Frage der Nachfolge im Traineramt. Einen Kandidaten gäbe es bereits, in trockenen Tüchern sei bislang aber noch nichts. Egal, wer es wird: Jens Holderle ist optimistisch. „Wir werden mit dem neuen Trainer die Lücke schließen.“ Und wie geht’s für Lah weiter? Nach der Pause, in der er sich auf die WM vorbereiten und sich dem Privatleben widmen will, wartet auch auf ihn eine neue Aufgabe. „Anfang nächsten Jahres will ich wieder anfangen zu arbeiten. Vielleicht als Polizei-Ausbilder im Bereich Kampfsport“, überlegt der studierte Strafrechtler.