Ein Kraftakt für eine einmalige Chance

Trotz der kurzen und umso intensiveren Vorbereitungszeit wollten die TSG-Turner den heutigen Länderkampf unbedingt ausrichten

„Es ist eine einmalige Chance, einen solchen Wettkampf ausrichten zu dürfen“, sagt Rainer Böhle von den TSG-Turnern vor dem Länderkampf in der Backnanger Karl-Euerle-Halle am heutigen Samstag ab 18.30 Uhr. Der Abteilungsleiter verrät allerdings auch, dass es ein Kraftakt war und ist, den letzten Test der deutschen, britischen und rumänischen Athleten vor der WM in Stuttgart auf die Beine zu stellen: „Es ist eine große Herausforderung, weil die Vorlaufzeit sehr kurz war.“

Ein Kraftakt für eine einmalige Chance

Freut sich auf den Länderkampf in der Karl-Euerle-Halle, obwohl das Gastspiel der Stars in Backnang viel Vorbereitungsarbeit bedeutete und auch heute noch eine Menge zu tun ist: Das Organisationsteam um Björn Kuhn, den ehemaligen Nationalturner Sebastian Krimmer, Florian Ellinger, TSG-Abteilungsleiter Rainer Böhle, Robert Steiner und Jonathan Cocks (von links). Im Hintergrund wirbelt Luca Dörksen durch die Luft. Foto: A. Becher

Von Steffen Grün

Vor etwa fünf Wochen trudelte die Anfrage bei Böhle und seinen Mitstreitern ein, ob sie es sich zutrauen, den Weltklasseturnern knapp drei Wochen vor dem Beginn der Weltmeisterschaften in Stuttgart ein geeignetes Podium für deren Generalprobe zu bieten. Allzu lange mussten die Verantwortlichen nicht darüber nachdenken, das „Ja“ kam ihnen schnell über die Lippen. Zu reizvoll war die Vorstellung, den Turnfans in Backnang am Tag des Saisonstarts des eigenen Drittliga-Teams in der Karl-Euerle-Halle noch ein solches Highlight präsentieren zu können.

„Der Kontakt lief über meine Mutter“, erzählt Sebastian Krimmer, der frühere Nationalturner und Olympia-Teilnehmer aus den Reihen der TSG Backnang: „Der Deutsche Turner-Bund hat beim Schwäbischen Turner-Bund angefragt, der STB hat sich an sie gewendet.“ Von ungefähr kam das nicht, denn Claudia Krimmer arbeitete lange Zeit beim Landesverband in Stuttgart und bringt daher auch als Organisatorin hochklassiger Wettkämpfe eine Menge Erfahrung mit. Zudem spielte aber auch der enge Draht von Sebastian Krimmer zu Ex-Teamkollegen wie Andreas Toba oder dem heute in Backnang wegen seiner lädierten linken Schulter aussetzenden Marcel Nguyen sowie zu Bundestrainer Andreas Hirsch eine Rolle.

„Ich weiß, wie die Anforderungen des Bundestrainers für einen derartigen Wettkampf aussehen“, erklärt der 29-Jährige und denkt unter anderem an die Sicherheitsabstände in der Halle. Dort wurden die vom DTB am 6. September angelieferten Geräte und Matten schon vor dem finalen Härtetest der Backnanger Drittliga-Turner am vergangenen Samstag binnen drei Stunden aufgebaut und beim Erfolg gegen den KTV Hohenlohe genutzt. Dass danach alles stehen und liegen bleiben konnte, weil die benachbarten Schulen in den ersten drei Tagen nach den Ferien auf Hallensport verzichteten, erleichterte dem Verein die Arbeit enorm. „Sonst hätten wir in der vergangenen Woche zunächst die eigenen Geräte auf- und wieder abgebaut“, erläutert Rainer Böhle. „Diese sind teilweise zu alt, um sie für den hochklassigen Länderkampf zu verwenden.“

Die in drei großen und vor der Halle abgestellten Containern an die Murr gekarrten Utensilien, die der DTB auch wieder abholt, sind ein Komplettsatz, der ab dem 4. Oktober auch bei den Titelkämpfen in der Landeshauptstadt im Einsatz ist. Die TSG-Verantwortlichen liebäugeln damit, nach der WM das eine oder andere Gerät zu kaufen, um die Bedingungen für die eigenen Turner wieder auf den modernsten Stand zu bringen. Jetzt geht es aber darum, den Stars aus Deutschland, den Briten um Doppel-Olympiasieger Max Whitlock und den Rumänen um Oldie Marian Dragulescu einen perfekten WM-Härtetest zu gewährleisten. Etwa 70 Helfer organisierte die Abteilung, die beim Aufbau mit anpackten und es beim Abbau abermals tun werden, als Ordner fungieren oder die Zuschauer mit Essen und Getränken versorgen, um nur einige Beispiele zu nennen. Dazu kommen 35 Einlaufkinder aus der TSG-Talentschule. Ein Extralob hat der Abteilungsleiter für seine Drittliga-Turner übrig, die sich vor und nach dem eigenen Auftaktwettkampf (siehe Info-Kasten) im hohen Maße rund um den Länderkampf engagieren. Um zum Beispiel die Shuttle-Dienste vom Flughafen nach Backnang zu leisten oder die Turner aus den drei Nationen von ihren Hotels zu den Trainingseinheiten am gestrigen Freitag und am heutigen Samstagvormittag in die Karl-Euerle-Halle zu kutschieren, nahmen einige sogar extra Urlaub. „Das ist ihnen hoch anzurechnen“, sagt Böhle, der heute ab 18.30 Uhr auf eine möglichst volle Hütte hofft.

Nicht vor Ort sind die, deren Kontakte für den Länderkampf in Backnang sorgten. Claudia Krimmer ist im Urlaub, auch ihr Sohn Sebastian ist heute unterwegs. „Es wäre schon toll gewesen, die Jungs mal wieder zu sehen“, sagt er, fügt aber lachend hinzu: „Eine Hochzeit in der Schweiz ist auch nicht das Schlechteste.“

Info
Heimwettkampf der TSG-Drittliga-Turner um 14 Uhr

Bevor heute der Länderkampf stattfindet, starten um 14 Uhr die Drittliga-Turner der TSG Backnang in die Saison. Sie erwarten Straubenhardt II in der Karl-Euerle-Halle.

Trotz des 43:37-Heimsiegs gegen den KTV Hohenlohe sah das TSG-Trainerduo Mark Warbanoff/Sebastian Krimmer bei der Generalprobe zuletzt noch Luft nach oben.

Ein Motivationsschub war der Erfolg aber allemal – selbiges gilt für die Tatsache, dass das Drittliga-Duell an Geräten ausgetragen wird, die auch bei der WM im Einsatz sind.

„Wir gehen so fit in die Saison wie noch nie“, gibt sich Warbanoff vor der ersten von sieben Begegnungen grundsätzlich zuversichtlich, rechnet gegen die mit vielen Nachwuchstalenten antretenden Gäste allerdings mit einer engen Kiste: „Ich hoffe, dass wir unseren Heimvorteil mit dem tollen Publikum nutzen können.“ Von Vorteil ist, dass Urs Böckheler und Luca Dörksen rechtzeitig aus dem Urlaub zurückgekehrt sind und die TSG in Bestbesetzung antritt. „Das wird sich sicher auch in den Wertungen zeigen“, meint Kapitän Björn Kuhn.