Ein Leben für den Motorsport

Der 15-jährige Finn Albig hat nach Rang fünf beim Elektro-Kart-Weltfinale in Brasilien ein ehrgeiziges Ziel, bleibt aber realistisch

Seit seinem zehnten Lebensjahr ist für Finn Albig aus Backnang der Motorsport fester Bestandteil im Leben, dem der 15-Jährige einiges unterordnet. Beim Elektro-Kart-Weltfinale in Brasilien belegte er als jüngster Teilnehmer den fünften Platz und gibt sich trotz ehrgeiziger Pläne recht bescheiden.

Ein Leben für den Motorsport

Der 15-jährige Finn Albig aus Backnang mischt im Kartfahren in der Weltspitze in seiner Altersklasse mit. Fotos: privat

Von Andreas Ziegele

Beim Betreten seines Zimmers ist zu sehen: Dieser junge Mann ist vom Virus Motorsport infiziert. Selbst der Weihnachtsbaum befindet sich im Reifen eines Rennwagens. Die Pokale und Urkunden zeigen, dass er erfolgreich ist. Kein Wunder, auch seine Eltern haben Benzin im Blut. „Durch Papa und Mama bin ich eigentlich schon immer mit Autos groß geworden“, erzählt Finn Albig und Vater Jochen nickt zustimmend. „Als ich klein war, haben mein Vater bei Porsche und meine Mutter bei Ferrari gearbeitet“, ergänzt Finn Albig und liefert damit schon so etwas wie eine Erklärung für seine große Leidenschaft.

In dieser Saison startete der in Backnang geborene und lebende Finn Albig bei zwei Rennserien in der Rotax Max Challenge Germany. Zum einen in der DD-2-Schalterklasse und zum anderen in der deutschen Elektro-Kart-Meisterschaft. Dabei hat der Schwabe ein eigenes Kart mit Verbrennungsmotor und ein elektrisches, das vom Hersteller kommt. Für seine sportlichen Erfolge wurde er mit einer Einladung zum Weltfinale belohnt, das ihn nach Conde-Paraíba in Brasilien geführt hat. Dort trat er in der Elektro-Kart-Klasse an und belegte in der Altersklasse der 15- bis 18-Jährigen als jüngster Teilnehmer den fünften Platz. Und das, „bei einer für die Fahrer sehr, sehr anspruchsvollen Strecke und Temperaturen über 30 Grad“, erklärt Finn.

Immer bei den Rennen dabei ist der Vater Jochen Albig. Bei der Mutter sieht es ein wenig anders aus: „Mama kann sich die Rennen nicht anschauen, sie wird dabei zu nervös.“ Dabei ist das der Spannung geschuldet und nicht der Angst. Angesprochen auf die Unfallgefahr im Kartsport sagt Finn: „Im Normalfall passiert hier relativ wenig, und wenn es mal einen Unfall gibt, geht der meist glimpflich aus.“

Schwieriger hingegen ist es, sich diesen Sport zu finanzieren. Die Sponsoren stehen nicht gerade Schlange, wenn es um den Kartsport geht. Unterstützt wird Finn Albig im Moment lediglich vom ADAC Baden-Württemberg. Die restlichen Kosten sind von der Familie zu stemmen. Das „F1NN-Albig-Team“ hofft, durch die sportlichen Erfolge den einen oder anderen Partner zu finden, der sich engagieren möchte. Dabei sind es nicht nur die Material- und Fahrtkosten, die zu tragen sind. Um körperlich fit zu sein, leistet sich der Teenager noch einen Privatcoach, mit dem er zweimal pro Woche Kraft- und Ausdauertraining betreibt. „Denn die körperliche Fitness ist die Grundvoraussetzung, um erfolgreich Kart zu fahren“, sagt Finn. Ein gutes technisches Verständnis wird auch verlangt. Denn die Fahrdaten werden ausgelesen und nach dem Rennen von den Technikern und den Fahrern mit ihren Teams besprochen, um das Kart weiter zu optimieren. Dabei sind die Techniker, wie in der Formel 1, auch auf die Hinweise der Fahrer angewiesen.

Im Moment besucht Finn Albig die neunte Klasse an der Schickhardt-Realschule, die ihn bei seinem sportlichen Engagement durch Freistellungen unterstützt. Denn auch zu normalen Rennen – und das sind einige im Jahr – reist Finn donnerstags an und fehlt dann freitags in der Schule. „Mein Rektor Thomas Maier steht dem Sport nicht im Weg, solange das mit den Noten passt“, sagt Finn und ist froh, dass er hier keine Probleme hat. Allerdings bleibt neben der Schule und dem Rennsport nicht mehr viel Zeit für andere Dinge: „Früher habe ich noch Tennis und Golf gespielt, aber das geht zeitmäßig nicht mehr“, erläutert das Talent. Besonders dem Golfsport trauert er ein wenig hinterher: „Das war immer ein schöner Ausgleich zum Kartfahren.“

Traum des Backnangers:

Motorsport professionell betreiben

Dem Motorsport wird er treu bleiben. „Langsam würde ich nun gerne ins Auto kommen, vielleicht in einer kleinen Rallyeserie, die man schon ab 16 Jahren fahren darf“, wünscht sich der Backnanger. Langfristig würde er gerne ein 24-Stunden-Rennen mitfahren. „Am liebsten auf der Nordschleife des Nürburgrings“, sagt er und das Strahlen in seinen Augen belegt, dass ihm das viel bedeuten würde.

Dabei hat er für sein Alter einen bemerkenswert realistischen Blick auf seine Zukunft: „Klar wäre es ein großer Traum von mir, den Motorsport professionell zu betreiben“, sagt Finn Albig, wohlwissend, dass in diesem Sport nur recht wenige davon leben können. „Wenn ich es mit einem Beruf verbinden könnte, der mir das Fahren nebenher ermöglicht, wäre ich schon glücklich.“ Schaut man ihm dabei ins Gesicht, weiß man, der 15-Jährige hat einen Plan und wird den, wenn es irgendwie geht, auch umsetzen.

Auch zum Thema Elektromobilität hat er eine Meinung: „Ich glaube nicht, dass der Verbrenner komplett abgelöst wird“, und das schränkt der junge Mann nicht nur auf den Rennsport ein. Er glaubt nicht daran, dass Batterien so zu konstruieren sind, dass diese in kürzester Zeit zu laden sind und dann eine große Reichweite erreichen. Auch die fehlende Infrastruktur an Ladestationen stellt nach seinen Worten hier ein großes Hindernis dar. In Deutschland mag das ja noch funktionieren, meint er, aber nachdem was er in Brasilien gesehen hat, bestehen zumindest Zweifel an einer weltweiten Abschaffung der Verbrennungsmotoren.

Finn Albig hat sich noch einiges vorgenommen. Sein ganz großes Ziel ist es, irgendwann der schnellste Fahrer in der World Endurance Championship (WEC), der Langstreckenweltmeisterschaft der FIA, zu sein. Warum auch nicht? Schließlich hatten unter anderem Michael Schumacher und Sebastian Vettel ihre Rennsportkarrieren in einem Kart begonnen.

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Finn Albig