Stuttgarter Kickers in der Regionalliga

Ein Mal sehr gut und sechs Mal 1,5 – So fällt das Zeugnis der Blauen aus

Die Winterpause ist da, das Zeugnis auch. Nach 21 von 34 Spieltagen hat unsere Redaktion die Spieler des Fußball-Regionalliga-Spitzenreiters Stuttgarter Kickers bewertet.

Ein Mal sehr gut und sechs Mal 1,5 – So fällt das Zeugnis der Blauen aus

Die Kickers überzeugten auch im letzten Spiel des Jahres gegen Kassel.

Von Jürgen Frey und Johannes Röckinger

Die Stuttgarter Kickers überwintern mit einem Vier-Punkte-Polster an der Spitze der Fußball-Regionalliga. Von 21 Spielen haben die Blauen nur zwei verloren, sie kassierten nur 14 Gegentore. Immer wieder gelang es Trainer Mustafa Ünal dabei auch, Ausfälle von Schlüsselspielern zu kompensieren, ohne dass ein Leistungsabfall festzustellen war. Das spricht für die Qualität in dem breiten und homogenen Kader, der am 16. Januar 2024 wieder mit dem Training startet und am 2./3. März gegen den TSV Steinbach Haiger das erste Regionalligaspiel im neuen Jahr bestreitet.

Es gibt also generell wenig zu meckern beim Aufsteiger. Dennoch haben wir die einzelnen Spieler genauer unter die Lupe genommen, sie bewertet und ihnen ein Zwischenzeugnis ausgestellt.

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Spielplan

Regionalliga Kickers Offenbach – Stuttgarter Kickers 0:1, Kickers – TuS Koblenz 7:0, KSV Hessen Kassel – Kickers 2:1, Kickers – 1. FSV Mainz 05 II 4:1, TSV Steinbach Haiger – Kickers 1:3, Kickers – TSG Balingen 2:2, Kickers – VfR Aalen 0:0, Eintracht Frankfurt II – Kickers 1:0, Kickers – TSG 1899 Hoffenheim II 1:0, SG Barockstadt Fulda-Lehnerz – Kickers 0:2, Kickers – TSV Schott Mainz 3:0, Bahlinger SC – Kickers 1:1, Kickers – FSV Frankfurt 0:0, VfB Stuttgart II – Kickers 0:2, Kickers – FC Astoria Walldorf 2:2, SGV Freiberg – Kickers 0:2, Kickers – FC 08 Homburg 2:2, Kickers – Kickers Offenbach 1:0, TuS Koblenz – Kickers 0:0, 1. FSV Mainz 05 II – Kickers 1:4, Kickers – KSV Hessen Kassel 2:1, Kickers – TSV Steinbach Haiger 2./3. März 2024.

WFV-Pokal1. Runde: Freilos, 2. Runde: 1. Göppinger SV – Kickers 3:4 i.E., 3. Runde: TSV Weilimdorf – Kickers 0:7, Achtelfinale: TSG Backnang – Kickers 1:2 n.V., Viertelfinal-Auslosung am 26. Januar 2024. Noch dabei: SSV Ulm 1846 Fußball (dritte Liga), Stuttgarter Kickers, VfR Aalen (beide Regionalliga), SG Sonnenhof Großaspach, SSV Reutlingen (beide Oberliga), Türkspor Neckarsulm (Verbandsliga), TSV Buch, SG Empfingen (beide Landesliga). Termine: Viertelfinale 3. April (Nachholspiele 10. April), Halbfinale 1. Mai, Finale 25. Mai. (jüf)

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Die Fans des VfB Oldenburg waren tief traurig als Felix Dornebusch nach dem Drittliga-Abstieg seinen Abschied verkündete. Ein halbes Jahr später weiß man auf der Waldau, warum. Die Verpflichtung des Keepers kann man mit Fug und Recht als Königstransfer der Blauen bezeichnen. In allen Pflichtspielen stand er von der ersten bis zur letzten Minute zwischen den Pfosten. Nur 14 Mal musste Dornebusch in der Regionalliga hinter sich greifen – ganze elf Mal hielt er die Null. Kleinere Schnitzer gab es – aber die waren nicht spielentscheidend. Der 1,93-Meter-Mann hat mit seiner körperlichen Präsenz, Dominanz, Ausstrahlung und Ruhe das Torwartspiel bei den Blauen auf ein neues Niveau gehoben. <b>Note: 1,0</b>

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Abwehrchef Niklas Kolbe spielt eine herausragende Saison. Fünf der bislang 13 Gegentore kassierten die Kickers, als der Ex-Nöttinger nicht auf dem Platz stand. Sein Stellenwert innerhalb der Mannschaft ist riesig. Zwei Mal führte er die Ünal-Elf als Kapitän aufs Feld – auch beim wohl stärksten Defensiv-Auftritt der Blauen in Freiberg (2:0-Sieg). Ball nach vorne bolzen, ist nicht Kolbes Art. Er versucht es mit spielerischen Mitteln. Auch seine riskanten Lucio-Gedächtnis-Läufe sind seltener geworden. Erste Sahne sind seine Diagonalbälle. Weil er auch bei Standards immer brandgefährlich ist – zuletzt traf er beim 4:1-Sieg in Mainz nach einer Ecke – , ist er aktuell wohl der beste Innenverteidiger der Liga. Note: 1,5

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Paul Polaukes Zeit war in dieser Saison endlich gekommen – seine Geduld zahlte sich aus. Nach dem Abgang von Dennis Zagaria war der 23-Jährige in der Abwehr gesetzt. Und das Vertrauen zahlte der äußerst zweikampfstarke Polauke mit top Leistungen zurück. In Bahlingen wurde Polaukes Formhoch dann jedoch jäh gestoppt – er zog sich einen Schlüsselbeinbruch zu und fiel bis Jahresende aus. Läuft alles nach Plan, ist Polauke im neuen Jahr wieder fester Bestandteil der Kickers-Abwehr. Note: 2,0

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Leon Maiers Saison ist eine Achterbahnfahrt – ein Auf und Ab. Erst standen die Zeichen auf Abschied, dann kassierte er beim ersten Startelfeinsatz gegen die TSG Balingen die Rote Karte. Wer dachte, das sei es gewesen, der sollte sich irren. Durch die Verletzungen von Marcel Schmidts und Paul Polauke rückte Maier plötzlich wieder in den Fokus. Seine Vielseitigkeit macht ihn so wertvoll. Der gelernte defensive Mittelfeldspieler stand rechts hinten und zuletzt in der Innenverteidigung seinen Mann und überzeugte. Besonders in Freiberg und gegen Kickers Offenbach zeigte der 24-Jährige tadellose Leistungen. Note: 2,5

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Was soll man über Nico Blank eigentlich noch schreiben? Ob Mittelfeld oder Abwehr – das Kickers-Urgestein kann offenbar alles. Als Paul Polauke verletzt ausfiel, agierte Arbeitsbiene Blank als Aushilfs-Verteidiger – und überzeugte auf ganzer Linie. Bei fünf von acht Einsätzen als Innenverteidiger blieben die Blauen ohne Gegentor. Trainer Mustafa Ünal kann sich glücklich schätzen, den 26-Jährigen im Team zu haben. Einziger Wermutstropfen: seine Rote Karte im Spiel bei TuS Koblenz und die damit verbundene verfrühte Winterpause. Note: 1,5

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David Kammerbauer Der Linksverteidiger ist ein Paradebeispiel wie die Kickers-Spieler nicht nur in der Regionalliga angekommen sind, sondern wie sie eine Klasse höher auch eine Schippe draufgelegt haben. Der 26-Jährige stand in allen Spielen in der Startelf und hat von allen Feldspielern die meisten Spielminuten in den Knochen. Seine Flanken mit dem starken linken Fuß haben an Präzision zugenommen, seine Laufstärke ist auf konstant hohem Niveau. Dass in Cedric Guarino ein Back up auf seiner Position auf seinen Einsatz brennt, tut Kammerbauers Leistung gut. Er ist ein Typ, der die Konkurrenzsituation braucht, um 100 Prozent abzurufen. Note: 1,5

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Für Cedric Guarino war das vergangene Halbjahr nicht zufriedenstellend. In der Liga kam der ehemalige Ulmer nur auf 65 Einsatzminuten. Oftmals schaffte er es – auch aufgrund der U23-Regelung – nicht in den Kader. Bleibt David Kammerbauer fit, bleibt dem Linksverteidiger auch in den restlichen Spielen wohl eher die Rolle als Zuschauer. Zumal Rechtsverteidiger Marcel Schmidts auch links in der Viererkette spielen kann. Note: 4,0

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Marcel Schmidts: Der große Vorteil des regionalligaerfahrenen 29-Jährigen ist, dass er sowohl rechts wie links verteidigen kann. Mit seiner Kämpfermentalität, seiner Robustheit und Laufstärke Marke Duracell-Hase passt der ehemalige Ulmer zu 100 Prozent in die Philosophie der Kickers. Beeindruckend wie schnell er nach seiner Jochbogenfraktur wieder aufs Spielfeld zurückkam. Einziges Manko: Im Spiel nach vorne manchmal zu ungenau. Note: 2+

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Melvin Ramusovic: Der Neuzugang vom Bundesligisten 1. FC Heidenheim hat sich mehr versprochen von seinem Wechsel zu den Blauen. Der 22-Jährige stand nur einmal in der Startelf. Kommt er aufs Feld, stimmt sein Einsatzwille zu 100 Prozent. Manchmal wirkt der defensive Mittelfeldspieler, der auch schon als Innenverteidiger aushalf, fast schon übermotiviert. Note: 3-

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Lukas Kiefer: Der Mittelfeldspieler spielt eine bockstarke Saison. Mit seiner enormen Laufstärke, Übersicht und seinem Gefühl für Räume stopft er Lücken und kurbelt auch das Angriffsspiel an. Ganz wichtig: Sein 1:0-Führungstreffer im Spitzenspiel beim SGV Freiberg. Es blieb allerdings der einzige Saisontreffer des 30-Jährigen. Note: 1,5

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Luigi Campagna: Der Mann ist Gold wert für die Kickers. Wird der Abräumer vor der Abwehr auf dem Spielfeld gebraucht, ist er sofort voll da und ergänzt sich sehr gut mit Lukas Kiefer. Sitzt das 34-jährige Mentalitätsmonster auf der Bank, puscht er von dort aus seine Mitspieler. Note: 2,5

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Kevin Dicklhubers Sein Start in die Regionalliga-Saison hätte besser nicht sein können. Erst schoss er die Kickers in Offenbach mit einem Lucky Punch fulminant zum Sieg, dann traf er beim 7:0 gegen Koblenz dreifach – inklusive direktverwandelter Ecke und ließ die Kickers-Fans von Größerem träumen. Nach einer kleineren Schwächephase setzte ihn Ünal gegen Freiberg erstmals in der Liga auf die Bank. Der Kapitän antworte im Stile eines Anführers und bereitete kurz vor Schluss den 2:0-Siegtreffer vor. Eine Woche später erzielte er Topspiel gegen den FC 08 Homburg einen Doppelpack – es waren die Saisontreffer neun und zehn. Note: 1,5

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Sinan Tekerci: Der Rückkehrer von der SV Elversberg spielte eine glänzende Vorbereitung, verletzte sich dann aber im ersten Spiel in Offenbach. Sein Syndesmosebandanriss setzte ihn acht Partien außer Gefecht. Danach zeigte der offensive Mittelfeldspieler schnell wieder seine Klasse. Der laufstarke 30-Jährige kann mit der Kugel umgehen, lässt auch mal zwei, drei Gegenspieler aussteigen, geht selbst in die Tiefe oder schafft Räume für seine Mitspieler. Brandgefährlich sind seine Standards. Note: 2+

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Christian Mauersberger: Der Mini-Messi schlug als Neuzugang vom SGV Freiberg hervorragend ein. Seine Technik, sein Spielverständnis, seine Assists, aber auch seine Torgefahr (fünf Saisontreffer) tun den Blauen ungemein gut. Der 28-Jährige hielt auch körperlich sehr gut dagegen. Auch in diesem Bereich hat er sich gegenüber seinen früheren Stationen weiterentwickelt. Note: 1,5

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Loris Maier Egal, ob er auf der Außenbahn zum Einsatz kommt oder zentral an vorderster Front – Loris Maier gibt immer alles. Beim Spiel in Koblenz schaffte er es erstmals in dieser Saison nicht in den Kader. Der 24-Jährige zeigte im Training aber die richtige Reaktion – und war bei Mainz 05 II wieder dabei und erzielte sein viertes Saisontor. Note: 3+

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Flamur Berisha: Passender kann ein Highlight nicht sein: Ausgerechnet im prestigeträchtigen Derby gegen den VfB II (2:0) vor 9050 Zuschauern im Gazi-Stadion spielte der 24-Jährige erstmals in dieser Saison von Beginn an – und erzielte sogar ein Tor. Seitdem kam er immer zum Einsatz, davor hatte er einen schweren Stand, lief sich aber nie hängen und nutzte sein Chance, als sie Mustafa Ünal ihm bot. Note: 3,0

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Konrad Riehle: Für den schnellen Mann für die Außenbahn war der bisherige Saisonverlauf – insgesamt nur 116 Spielminuten in der Regionalliga – eine große Enttäuschung. Tiefpunkt war das Spiel gegen den VfR Aalen, als er in der 58. Minute ein- und in der 87. Minute wieder ausgewechselt wurde. Der 21-Jährige durchlebt ein Tal, das bei einem jungen Spieler vorkommt. Vorteil von Riehle: Er geht reflektiert mit der Situation um und lässt sich im Training nicht hängen. Note: 4

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Daniel Kalajdzic ist noch nicht ganz angekommen auf der Waldau. Über die Rolle als Joker kam er bislang noch nicht hinaus. In der Liga erzielte der Österreicher erst einen Treffer. Der war jedoch umso wichtiger: per Kopf traf er in Bahlingen zum umjubelten 1:1-Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit. In seinem bisher einzigen Spiel von Beginn an überzeugte Kalajdzic gegen den FSV Frankfurt mit Einsatzfreude. Bitter: kurz vor der Halbzeit wurde er aus Sicht der Blauen unberechtigt mit Rot vom Platz gestellt. Nach seiner Sperre reichte es wieder nur für Kurzeinsätze. Note: 3,5

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14 Tore schoss Niklas Antlitz in der vergangenen Regionalliga-Saison für Astoria Walldorf. Diese Torgefahr konnte der 1,90-Meter-Stürmer bei den Blauen noch nicht unter Beweis stellen. Doch nur an Toren will Mustafa Ünal den 24-Jährigen nicht messen. Immer wieder lobte er Antlitz kämpferischen Einsatz. Auch wenn es vor dem Tor das ein oder andere Mal etwas unglücklich aussah, überzeugte der Stürmer durch seine Präsenz und Mentalität. Bälle festmachen und verteilen – das waren seine Stärken. Bislang stehen vier Tore und drei Assists auf dem Konto des 24-Jährigen. Note: 2,5

Ein Mal sehr gut und sechs Mal 1,5 – So fällt das Zeugnis der Blauen aus

Wie wichtig David Braig für die Kickers ist, stellte er nicht nur gegen Freiberg, in Mainz und zuletzt gegen Kassel unter Beweis. Ist der Stürmer fit, haben die Gegner ihre Probleme mit der Wucht des erfahrenen 32-Jährigen, der als absoluter Teamplayer auch fürs Mannschaftsgefüge enorm wichtig ist. Doch Braig war nicht immer fit – ganz im Gegenteil. Verletzungen aus den Spielen gegen Kassel und Frankfurt warfen ihn zurück. Bei acht Spielen saß der Stürmer verletzt oder angeschlagen nur auf der Tribüne. Sollte er in den restlichen Spielen verletzungsfrei bleiben, wird er sein Torkonto mit Sicherheit noch nach oben schrauben. Note: 2+