Ein Treuebekenntnis der besonderen Art

Passiert nicht noch ganz Dramatisches, bleibt Markus Weinzierl bis Saisonende Trainer des VfB – Aber was geschieht danach?

Von Heiko Hinrichsen

Thomas Hitzlsperger stärkt dem Trainer Markus Weinzierl zumindest für die letzten sechs Ligaspiele den Rücken: „Wir ziehen das jetzt gemeinsam durch“, sagt der VfB-Sportvorstand.

Stuttgart Die Schlussviertelstunde der Nürnberg-Partie hatte gerade begonnen, als der ganze Druck, der auf den Akteuren im Bundesligageschäft lastet, in einer Szene für jeden sichtbar wurde. Dies war, als einer der Hauptbeteiligten in seiner Coachingzone umhertigerte wie ein eingesperrtes Raubtier. „Das braucht kein Mensch. Da bekommst du in wenigen Minuten gefühlt zwei Herzinfarkte“, sagte VfB-Trainer Markus Weinzierl zu dem Moment nach dem Ausgleichstor durch Ozan Kabak zum 1:1 (75.), als die Videoassistenz der Liga im Kölner Keller eine gefühlte Ewigkeit die mögliche Abseitsposition des Stuttgarter Stürmers Anastasios Donis überprüfte.

Letztlich ist es dann gut ausgegangen für Weinzierl, die Spieler und die gesamte VfB-Gemeinde, wo hoch oben in der VIP-Loge auch der Präsident Wolfgang Dietrich mit den Händen vorm Gesicht einen reichlich mitgenommenen Eindruck machte. Donis stand auf gleicher Höhe – Kabaks Tor zählte. Also hatte dieser abermals reichlich ernüchternde Stuttgarter Fußballnachmittag immerhin einen minimalst positiven Effekt zu bieten: Der Vorsprung auf den Vorletzten 1.FC Nürnberg beträgt weiter vier Punkte. Auch für den Chefcoach Weinzierl hat dieser Umstand ganz direkte Folgen. Denn sein persönliches Endspiel – das in dieser sportlich so erschütternden Saison vermutlich letzte – hatte er nämlich mit diesem 1:1-Unentschieden gewonnen.

Schließlich war von seinem Chef, dem Sportvorstand Thomas Hitzlsperger, nach Schlusspfiff ein Treuebekenntnis zu vernehmen, dass immerhin bis zum Saisonende halten soll. „Wir ziehen das jetzt gemeinsam durch“, sagte Hitzlsperger in Richtung seines Cheftrainers – und es erschien in diesem Moment reichlich fraglich, ob der 37-Jährige auch so gesprochen hätte, wäre Anastasios Donis im Abseits gestanden. So aber steht nun immerhin fest: Passiert in den nächsten Spielen nicht noch ganz Dramatisches, dann wird Weinzierl der Trainer sein, mit dem der VfB, der so zielgerichtet der Relegation zusteuert, diese Krisensaison zu Ende spielen wird. Möglichst in der Art, dass der Verein für Bewegungsspiele auch in der nächsten Spielzeit noch erstklassig ist.

„Wir arbeiten gut und zielgerichtet zusammen. Und das wird genauso weitergehen“, sagte Weinzierl, der die zuletzt latent um ihn herum wabernde Trainerdiskussion also zumindest bis Mitte Mai abgeschüttelt hat. Gerne vermittelt Weinzierl dabei den Eindruck, dass es für ihn dieser Art von Jobgarantie gar nicht bedurft hätte.

Doch tatsächlich stärken Hitzlsperger und Co. ihrem Cheftrainer nur temporär den Rücken. Denn über die Saison hinaus wird es für den Fußballlehrer aus Straubing beim VfB kaum weitergehen. Trotz eines Vertrags bis 2020. Zu schwach ist die Punkteausbeute Weinzierls, die nach 21 Spielen unter seiner Führung bei 0,76 Zählern pro Partie liegt. Zu wenig Mitreißendes kam von dem Coach, der nach erfolgreicher Arbeit in Regensburg und Augsburg bereits auf Schalke in schwere See geriet. Zudem gilt das Verhältnis zu diversen Spielern als belastet.

Aufkommende Meldungen über eine erste Anfrage beim Österreicher Oliver Glasner, dem Trainer des Linzer ASK, dementierte der VfB zudem nicht. Offiziell, weil man derlei Gerüchte nie kommentiere, wie es vom Verein weiterhin heißt. Weinzierl jedenfalls zeigte sich von dem Szenario, das sein Arbeitgeber nicht entkräftete, reichlich irritiert: „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mir das wurscht ist“, kommentierte der 44-Jährige das Rauschen im Blätterwald, ausgelöst von einer Meldung der „Sportzeitung“ aus Wien, wonach Glasner bei den Stuttgartern der heißeste Kandidat auf das Traineramt in der kommenden Spielzeit ist – ganz gleich, ob der VfB dann in der ersten oder der Zweiten Fußball-Bundesliga spielt.