Ein Wunschkandidat, der überrascht

Vor dem Drittliga-Heimspiel gegen Meppen regelt Großaspach die Hildmann-Nachfolge und präsentiert Florian Schnorrenberg

„Er war unser Wunschkandidat“, sagt Ioannis Koukoutrigas und blickt in überraschte Gesichter. Denn Florian Schnorrenberg als neuen Trainer der SG Sonnenhof Großaspach hatte keiner auf dem Zettel. Dabei passt der 41-Jährige ins Beuteschema des Fußball-Drittligisten. Er ist noch nicht lang im Geschäft und gilt als ehrgeizig und akribisch. Eigenschaften, mit denen Sascha Hildmanns Nachfolger die SG aus dem Tabellenkeller führen soll.

Ein Wunschkandidat, der überrascht

Hat seit gestern beim abstiegsgefährdeten Drittligisten aus dem Fautenhau auf der Trainerbank das Sagen: Florian Schnorrenberg. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

„Wir hatten ungefähr 150 Namen vor uns und haben dann ausgesiebt“, berichtet Aspachs Sportdirektor, wie er und sein Vorstandskollege Michael Ferber auf den Mann gekommen sind, der drei Tage vor dem wichtigen Heimspiel gegen den SV Meppen im Fautenhau einen Vertrag bis zum 30. Juni 2020 unterschrieben hat. Der gilt nur für die Dritte Liga und zeigt, welche Ziele der Coach und der Drittletzte haben: Den Abstieg verhindern.

Koukoutrigas ist sicher, dass er mit dem Ex-Trainer und gleichzeitigen sportlichen Leiter des ehemaligen West-Regionalligisten TuS Erndtebrück den richtigen Nachfolger für den vor 13 Tagen freigestellten Sascha Hildmann gefunden hat. „Wir haben nicht mit vielen Trainern gesprochen“, berichtet der Sportchef und erklärt: „Florian Schnorrenberg hat uns bereits im ersten Gespräch beeindruckt.“ Entsprechend schnell sei sich Aspach mit dem Vater einer neun- und einer zwölfjährigen Tochter aus dem Siegerland einig gewesen.

Der neue Cheftrainer der Schwaben wiederum bekennt: „Ich freue mich riesig, diese Chance zu bekommen. Wenn man den Fußballlehrer macht, dann hofft man immer auf so etwas.“ Seit gut eineinhalb Jahren hat er die begehrte Lizenz in der Tasche. Und: Nach acht Jahren als Trainer der ersten und zweiten Mannschaft in Erndtebrück wagt der frühere Oberliga-Spieler des VfL Hamm nun den Schritt in den Profifußball. Ein Weg, für den sich Schnorrenberg bewusst entschieden hat. Denn obwohl er bei seinem Ex-Verein aus dem Rothaargebirge noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2019 hatte, zog der Siegerländer dort im Sommer einen Schlussstrich. „Ich bin brutal ehrgeizig und habe gemerkt, dass ich in Erndtebrück das Maximale erreicht habe“, sagte er damals zu der Entscheidung. Zwölf Monate zuvor hatte er sich noch anders entschieden, hatte damals dem Großaspacher Ligarivalen SF Lotte abgesagt, als der einen Nachfolger für Ismail Atalan gesucht hatte.

Die zweite Möglichkeit auf einen Trainerjob in der dritthöchsten deutschen Spielklasse lässt er sich nun aber nicht entgehen. Vielleicht auch, weil sich Florian Schnorrenberg mit seiner neuen Elf bereits intensiv beschäftigt hat: „Ich habe Großaspach gegen Uerdingen und daheim gegen Aalen live im Stadion sowie die Partie in Würzburg am Fernseher beobachtet.“ Sein Urteil über sein neues Team: „Es hat großes Potenzial.“ Das sogenannte Spiel gegen den Ball sei überragend, urteilt der neue Coach und zieht die gerade mal acht Gegentore in den bisherigen elf Begegnungen als Beweis heran. Allerdings weiß der Neu-Aspacher auch, dass der zweitbesten Defensive der Liga mit nur sieben erzielten Treffern die schwächste Offensive entgegensteht. Ein Manko, das er mit einer „aktiven Spielweise, mit Mut und mit der einen oder anderen früheren Balleroberung, um näher am gegnerischen Tor zu sein“, beseitigen will. So in etwa, wie die Elf aus dem Fautenhau in Würzburg agiert hat, denn „das hat mir sehr gut gefallen“.

Entsprechend froh ist Schnorrenberg, dass ihm mit Zlatko Blaskic, David Yelldell, Axel Mäder und Markus Lang derselbe Trainerstab zur Verfügung steht, mit dem sein Vorgänger Hildmann schon zusammenarbeitete. In Sachen Spieler hofft er ebenfalls auf Bewährtes. „Wir haben genug Qualität. Ich bin total überzeugt von dem, was im Kader da ist“, urteilt er nach der ersten Trainingseinheit und weiß, dass kaum Zeit bleibt, bis er und sein Team im Kellerduell gegen den SV Meppen diesen Worten Taten folgen lassen sollten. Immerhin wartet die SG seit elf Monaten auf einen Heimsieg. Drei Punkte zum Einstand vor eigener Kulisse, das ist ein Wunsch, den beim Drittletzten nicht nur der Wunschtrainer hegt.