Eine Familie als Trainerteam

Die Fußballdamen der TSG Backnang haben ein Betreuerteam. Das ist an sich nichts Besonderes. Aber der Trainerstab besteht aus einer Familie. Vater Andreas Leins hat mit seinen Söhnen viel Spaß an der Sache. Auch die Spielerinnen sind sehr zufrieden.

Eine Familie als Trainerteam

Vater Andreas Leins steht mit seinen Söhnen Benny, Dennis, Kevin, Jannik und Tim (von links) bei den TSG-Spielen am Rand. Foto: T. Sellmaier

Von Andreas Ziegele

„Eigentlich wollte ich nach über 30 Jahren in Sachen Trainer nichts mehr machen“, sagt Andreas Leins. Schnell hat er festgestellt, dass ihm ohne Fußball etwas fehlt. „Nichts machen ist einfach nichts“, begründet er seinen Schritt. Dann kam das Angebot der TSG Backnang, die Damenmannschaft, die in der Bezirksliga spielt, zu übernehmen. „Nachdem mich der sportliche Leiter Frauen und Juniorinnen, Wolfgang Keller, angesprochen hatte, habe ich erst mal meine Jungs an den Tisch gebeten und sie gefragt, ob sie Lust hätten, mich zu unterstützen“, erzählt der 54-Jährige in Backnang wohnende Andreas Leins. Schnell waren die Söhne überzeugt. Und so bilden nun neben Andreas der 29-jährige Kevin, der 20 Jahre alte Jannik sowie Dennis, der 19 Jahre alt ist, das Trainerteam. Komplettiert wird das Quintett durch den 17-jährigen Benny. Und die drei ältesten sind nicht nur Trainer, sondern selbst gemeinsam bei der ersten Männermannschaft des TSV Bad Rietenau in der Kreisliga B 2 aktiv. „Drei Brüder in einer Mannschaft, das findet man auch nicht jeden Tag“, sagt Andreas Leins nicht ganz ohne Stolz.

Der Vater ist froh, dass er seine Söhne mit im Team hat: „Die Jungs können mit den Mädchen ganz anders reden als ich. Und dann macht es den Mädels auch mehr Spaß.“ Der fünfte Sohn Tim hingegen unterstützt die Mannschaft von der Bank aus. Der heute 25-Jährige hatte im Alter von zweieinhalb Jahren einen Autounfall und ist seither behindert. Bei den Begegnungen ist er immer mit dabei und feuert die Backnanger Spielerinnen an, reicht ihnen die Trinkflaschen und gibt auch schon mal Kommandos.

Auch die jüngste Tochter Lilli will in diesem Jahr wieder mit dem Fußballspielen beginnen. Dann ist auch eine Spielerin aus der Familie Leins bei der TSG aktiv. Bleibt am Schluss noch die Mutter der Familie. Sie wusste schon, als sie Andreas Leins kennenlernte, was auf sie zukommt. „Ich habe ihr gleich gesagt, pass auf, ich spiele Fußball.“ Und obwohl sie sonst mit dem Sport nicht viel am Hut hat, schaut sie sich mittlerweile auch gerne die Begegnungen ihrer Söhne mit dem TSV Bad Rietenau an.

Den Trainingsstart bei der TSG hatte sich das Trainerteam allerdings anders vorgestellt, als es dann gelaufen ist. „Wir haben im Februar mit dem Training begonnen“, erinnert sich Andreas Leins. Nach zwei Vorbereitungsspielen und sechs Wochen Training war dann bedingt durch Corona erst mal Schluss. Die Rückrunde wurde gar nicht mehr gespielt. Nach drei Spielen in der neuen Runde war es dann auch schon wieder vorbei mit dem Ligabetrieb. Den Trainingsbetrieb, der nicht stattfinden kann, ersetzt das Trainerteam durch individuelle Vorgaben. „Die Mädels müssen laufen und ihre Ergebnisse in der Lauf-App dokumentieren“, sagt der gebürtige Marbacher. In drei Wochen sind dabei schon 2000 Laufkilometer zusammengekommen. Einen Unterschied stellt er hier auch gleich heraus: „Frauen sind in dieser Beziehung deutlich ehrgeiziger als ihre männlichen Kollegen.“ Ergänzt wird das Trainingsprogramm durch ein gemeinsames virtuelles Work-out. Auch kommuniziert wird derzeit nur über die sozialen Medien.

Den Unterschied zwischen dem Trainieren einer Männermannschaft im Vergleich zu einem Damenteam bezeichnet Andreas Leins als nicht so groß. „Frauen sind deutlich wissbegieriger und lernwilliger als Männer“, nennt er ein Beispiel, was ihm aufgefallen ist. Größer ist der Unterschied im sportlichen Wettkampf. „Schnelligkeit und Körperpräsenz ist bei den Männern deutlich stärker ausgeprägt als bei den Frauen.“ Dafür sind die Frauen nach seiner Aussage nicht so wehleidig wie die Männer: „Bei einem Foul stehen die Spielerinnen auf und kicken weiter und bleiben nicht am Boden liegen und jammern und schauspielern wie die Männer. Wenn die Frauen liegen bleiben, dann tut es wirklich weh.“

Im Trainingsbetrieb mit den Frauen ist für die fünf Männer aus dem Hause Leins dann doch einiges anderes. „Die Kabine ist für uns Trainer tabu“, sagt Andreas Leins. Besprechungen während und nach einem Spiel finden auf dem Platz statt oder ausnahmsweise in der Kabine, wenn die Spielerinnen grünes Licht für das Betreten gegeben haben. Was nach den Worten des Trainers ebenfalls auffällt, ist die Teamgeschlossenheit und Herzlichkeit bei Frauenfußballmannschaften. „Wenn bei uns eine neu dazukommt, dann wird sie sofort aufgenommen. Nicht wie bei den Jungs, wo erst mal geschaut wird, was der Neue kann“, berichtet Leins. Um die Zukunft des Frauenfußballs und speziell bei der TSG Backnang ist dem 54-Jährigen nicht bange. „Der Zuspruch ist wieder da und der Vorstand der TSG steht hinter seinem Frauenteam.“ Er hofft wie seine Söhne und auch die TSG-Spielerinnen, dass bald wieder trainiert und dann auch Fußball gespielt werden kann.

Engagement verlängert

Die sportliche Zukunft von TSG-Trainer Andreas Leins und seinen Söhnen ist bereits geklärt. Sie werden über das Saisonende hinaus auch in der neuen Runde die Backnanger Fußballerinnen trainieren. „Ausschlag für den Verbleib ist das gute Konzept, das Sportvorstand Wolfgang Keller uns vorgestellt hat, und die guten Perspektiven“, sagt Andreas Leins.