Elfmeter oder nicht? Verwirrung um Handspiele

In der Bundesliga blickt keiner mehr durch, nicht mal die Schiedsrichter

Stuttgart /SID - Die Trainer fluchen, die Spieler sind verunsichert, die Fans verstehen die Entscheidungen der Schiedsrichter immer seltener: Die Auslegung der Handspiel-Regel wird in der Fußball-Bundesliga zum Dauer-Reizthema.

Am 22. Spieltag kochten die Diskussionen und Emotionen wieder hoch – in Wolfsburg, Gelsenkirchen und Stuttgart. „Das Handspiel ist für mich ein rotes Tuch, weil es so schwierig zu beurteilen ist“, sagte Bruno Labbadia, Trainer des VfL Wolfsburg. Christian Streich, Coach des SC Freiburg, träumte sich derweil zurück in die Zeiten ohne Videobeweis: „Wir leben im Technologie-Zeitalter, aber ich bin altmodisch und hab’ das Spiel lieber, wie es vorher war.“ So, wie es jetzt ist, mögen es immer weniger der Beteiligten. Zu unterschiedlich werden ähnliche Szenen ausgelegt – so ist zumindest die Wahrnehmung. Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich hält indes dagegen: Am Wochenende habe es „vier korrekte Entscheidungen, eine im Grenzbereich“ gegeben.

Die größte Aufregung gab es beim Duell des FC Schalke 04 gegen den SC Freiburg. Gästespieler Lukas Kübler sprang gleich mehrfach der Ball an Hand und Arm – einen Strafstoß (33.) gab es aber nicht. Dies verwunderte Ex-Weltschiedsrichter Markus Merk genauso wie die Entscheidung von Schiedsrichter Frank Willenborg, nachdem Schalkes Omar Mascarell bei einer Grätsche der Ball an den Ellbogen gesprungen war (81). „Nach den Anweisungen war für mich klar, dass es Elfmeter gibt“, sagte Merk, „ich war erstaunt, dass dann der Videoassistent eingegriffen hat.“ Wenn sich sogar profilierte Unparteiische uneins sind, wird es für die Spieler umso schwerer. „Nö“, antwortete Freiburgs Vincenzo Grifo auf die Frage, ob er noch einschätzen könne, wann es Elfmeter gibt und wann nicht.

Unverständnis machte sich auch bei Kapitän Willi Orban von RB Leipzig breit, der beim 3:1-Sieg in Stuttgart für einen Handkontakt nach einem Kopfball von Mario Gomez bestraft worden war: „Für alle Beteiligten wäre es einfacher, wenn man eine klarere Linie reinbringt.“ Das würde auch Markus Weinzierl begrüßen. „Ich habe keine Meinung mehr dazu“, sagte der VfB-Trainer, „ich glaube, jeder Schiedsrichter sieht es anders, jeder Experte interpretiert es anders. Ich habe mir vorgenommen, es einfach hinzunehmen, weil es für mich nicht mit einer Sprache gehandhabt wird.“

Die Regelhüter des International Football Association Board werden sich am 2. März in Aberdeen erneut mit der Auslegung der Handregel beschäftigten. Mit einer klaren Ansage ist aber kaum zu rechnen. „Es wird keine abschließende Meinung geben“, sagte Fifa-Schiedsrichter Felix Brych. In seiner Karriere sei „die Auslegung bestimmt fünfmal “ verändert worden. Derzeit allerdings scheint die Verwirrung besonders groß zu sein.