Offene Fragen nach EM-Erleichterung in München

Von Von Manuel Schwarz und Florian Lütticke, dpa

dpa München. Nach der Freude über das Grüne Licht von der UEFA geht es in München an die finalen Vorbereitungen für die EM. Etliche Aspekte sind aber noch nicht geklärt - und ganz entscheidend von der Politik abhängig. Zumindest eine Sorge sind die Gastgeber los.

Offene Fragen nach EM-Erleichterung in München

Die EM soll vor Zuschauern gespielt werden. Foto: Facundo Arrizabalaga/EPA/dpa

Nach dem erlösenden Okay von der UEFA kann München in die heiße Vorbereitungsphase für die EM starten - vor dem Höhepunkt des Fußball-Sommers bleiben aber noch Fragen offen.

Wie viele Zuschauer dürfen im Juni dann tatsächlich in die Arena? Was ist von einem Turnier in Pandemiezeiten ohne Fan-Partys und dem sonst üblichen Bohei für die Stadt und die Anhänger zu erwarten? Und wann ist final klar, unter welchen Bedingungen überhaupt gespielt wird?

Befreit durch das Happy End nach einer Zitterpartie bemühen sich die Veranstalter um EM-Euphorie. Von der Politik sind dagegen in den nächsten Wochen kaum entscheidende Zugeständnisse zu erwarten.

Zumindest die zentrale Sorge sind der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und München los. Wie schon seit fast acht Jahren geplant werden in der Allianz Arena definitiv drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale ausgetragen. Daran ändert auch nicht, dass unmittelbar nach der Bekanntgabe durch die UEFA Politiker auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene unterstrichen, dass es anders als vom Verband behauptet eben keine Garantie für ein Zuschauer-Comeback gab.

München wurde als Gastgeber bestätigt und daran werde sich nun nichts mehr ändern, teilte die Europäische Fußball-Union auf dpa-Anfrage mit. Geisterspiele in der Allianz Arena sind damit freilich nicht vom Tisch - alles hängt von den Vorgaben der Politik ab. Anders als etwa in England gibt es auch noch keinen festen Termin, bis wann eine Entscheidung über die Auslastung des Stadions stehen muss. Vom DFB hieß es am Samstag, ein konkretes Datum sei noch nicht abzusehen.

Fans, die ihre für München gekauften Karten noch zurückgeben wollen, haben dafür auf dem offiziellen UEFA-Portal bis Montag Zeit.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte am Freitag gesagt, dass erst Ende Mai mehr Klarheit herrschen werde. „Spätestens Anfang Juni muss klar sein, ob es Zuschauer geben kann und wenn ja wie viele“, sagte er. Die Engländer müssen nach Angaben von Verbandschef Mark Bullingham der UEFA bis 2. Juni mitteilen, mit wie vielen Fans sie für die K.o.-Phase samt Halbfinale und Endspiel in Wembley planen. Auf der Insel hofft man zunächst auf ein halb volles Stadion, also rund 45.000 Zuschauer - und träumt von 90.000 Fans beim Finale.

Von solchen Zuschauerzahlen sind die Deutschen ähnlich weit entfernt wie vom britischen Impftempo. Vorsicht ist hierzulande die Devise - und Fairness. Bürgermeister Reiter hält deshalb auch nichts von der Idee, Geimpften möglicherweise eine Vorzugsbehandlung zukommen zu lassen. Theoretisch ist zwar denkbar, dass immunisierte Fans aus Sicherheitsgründen bei der Vergabe der Tribünenränge größere Chancen haben. Reiter aber sagte: „Es wäre wahrscheinlich ein schwieriges politisches Signal, wenn man jetzt ausgerechnet die ersten Ausnahmen für Geimpfte bei Zuschauern von Fußballspielen macht.“

Die Bevölkerung in München würde nicht akzeptieren, dass Geimpfte zwar in ein Fußballstadion dürfen, zugleich aber keine Vorteile beim Schulbesuch, in der Gastronomie oder im Einzelhaben haben, erklärte der SPD-Politiker. Etliche Leute just in den Branchen haben derzeit ganz andere Sorgen als den Ablauf einer Fußball-EM.

Ohne Corona hätte diese der Wirtschaft und dem Tourismus ein großes Geschäft versprochen. In Pandemiezeiten ist an XXL-Partys von Tausenden Fußball-Gästen aber nicht zu denken. Der bayerische Handel zeigte sich dennoch erfreut über die Bestätigung der Partien. „Das ist gutes Marketing für München. Das nützt uns, selbst wenn nicht viele Gäste kommen sollten“, sagte der Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern, Bernd Ohlmann, der Deutschen Presse-Agentur.

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Offene Fragen nach EM-Erleichterung in München

Vier Spiele der Fußball-EM werden in der Münchner Allianz Arena ausgetragen. Foto: Matthias Balk/dpa