Endlich nicht mehr nur Fan: Wellbrock fiebert Start entgegen

Von Von Thomas Eßer und Christian Kunz, dpa

dpa Tokio. Am Dienstag greift Florian Wellbrock ins Schwimm-Geschehen in Tokio ein. Auch Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen drückt dem deutschen Medaillenkandidaten die Daumen.

Endlich nicht mehr nur Fan: Wellbrock fiebert Start entgegen

Fiebert seinem Olympia-Start entgegen: Florian Wellbrock. Foto: Michael Kappeler/dpa

Die Warterei im Fan-Status hat endlich ein Ende: Nach Tagen als Schwimm-Zuschauer auf der Tribüne brennt Florian Wellbrock darauf, diese Rolle an diesem Dienstag endlich loszuwerden und selbst für Action im Olympia-Becken zu sorgen.

Die spektakulären Schwimm-Shows im Tokyo Aquatics Centre haben die Sommerspiele-Lust bei Wellbrock weiter wachsen lassen. „Ich war bis jetzt immer live in der Halle dabei und habe mitgefiebert“, sagte der 23-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. „Die Spannung steigt natürlich kontinuierlich, wenn andere schon starten können und man selbst noch warten muss.“

Größter Hoffnungsträger

Der Magdeburger ist der größte Hoffnungsträger der deutschen Schwimmer in der japanischen Hauptstadt. Spätestens Wellbrock soll 13 Jahre nach Britta Steffen, die sich in Peking zur Doppel-Olympiasiegerin krönte, mal wieder olympisches Edelmetall für die deutschen Becken-Asse gewinnen.

Der Druck auf Wellbrock ist enorm. „Aber er scheint ein unglaubliches Talent zu haben, sich zu fokussieren“, sagte Steffen der dpa. Die 37-Jährige weiß als einst beste deutsche Schwimmerin, wovon sie spricht. „Ich hoffe, er zeigt der Welt, was er kann!“, sagte Steffen. Sie ist zuversichtlich: „Wenn alles stimmt, wird es nach 2008 wieder Medaillen geben!“

Als Weltmeister über 1500 Freistil und 10 Kilometer im Freiwasser geht Wellbrock auch bei Olympia in diesen Wettkämpfen als Favorit ins Rennen. Am Dienstag steht für den Langstreckenspezialisten jedoch ab circa 13.40 Uhr (MESZ) zunächst der Vorlauf über 800 Meter auf dem Programm. Hier hat Wellbrock ebenfalls Chancen auf Edelmetall, auch wenn er über die Distanz schon schlechte Erfahrungen gemacht hat.

WM-Aus über 800 Meter

Bei der herausragenden WM in Gwangju schied Wellbrock zwischen seinen Gold-Triumphen im Freiwasser und über 1500 Meter völlig überraschend im Vorlauf über 800 Meter aus. Das soll dem gebürtigen Bremer nicht nochmal passieren.

Am Tag vor seinem ersten Wettkampf-Auftritt bei diesen so speziellen Olympischen Spielen, stand noch zweimal Schwimm-Training auf dem Programm. Mit rund acht Kilometern im Wasser wollte Wellbrock die heiße Phase einläuten. Die Erfahrungen von Rio de Janeiro als er vom gigantisches Sportfestival noch überwältigt wurde, sollen dem Weltjahresschnellsten über 1500 Meter diesmal helfen.

Bestzeiten machen Mut

Die Bestzeiten seiner Magdeburger Teamkollegen Isabel Gose und Lukas Märtens am ersten Olympia-Wochenende machten zusätzlich Mut, dass Vorbereitungsplan und Herangehensweise unter Bundestrainer Bernd Berkhahn am derzeit stärksten deutschen Schwimm-Standort passen.

Auch Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz traut Wellbrock sehr viel zu. „Ich glaube, es hat noch nie in Deutschland einen so guten Schwimmer mit solchen Möglichkeiten gegeben, sowohl stilistisch als auch von der Vielseitigkeit her“, sagte der 41-Jährige. Lurz hatte 2012 in London mit Silber die bis dato letzte deutsche Olympiamedaille eines deutschen Schwimmers gewonnen.

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