Sollte der Gemeinderat nach der Sommerpause den formellen Startschuss abfeuern, nimmt der Abriss und Neubau der Karl-Euerle-Halle endgültig Fahrt auf. Das war die gute Nachricht, die der Oberbürgermeister den Vereinsvertretern beim Backnanger Sportstammtisch präsentierte. Dann goss Frank Nopper aber Wasser in den Wein: War im Mai noch von einer Einweihung Ende 2020, Anfang 2021 die Rede, so gilt nun der März 2022 als frühestmöglicher Termin.
Soll in zwei Jahren abgerissen werden: Die Karl-Euerle-Halle auf der Maubacher Höhe. Der Neubau dauert etwa 16 Monate.Foto: F. Muhl
Von Steffen Grün
Seit deutlich über zehn Jahren dauert die Debatte um die Karl-Euerle-Halle inzwischen schon an, noch immer steht auf der Maubacher Höhe ein maroder „Sporttempel“, der modernen Ansprüchen in keiner Weise gerecht wird. Zunächst war immer von einer Sanierung und Erweiterung die Rede, doch seit Ende 2016 gelten Abriss und Neubau als günstigere Variante. Vor rund eineinhalb Jahren standen knapp 11 Millionen Euro im Raum, zuletzt ungefähr 12 und nun schon 12,9 Millionen Euro.
Der 600 000-Euro-Zuschuss vom Land, der im Mai dieses Jahres bejubelt und im Juni mit dem formalen Förderbescheid besiegelt wurde, wirkt hier vergleichsweise bescheiden. Den Einwänden von Vereinsvertretern, es wäre billiger gewesen, ohne Mittel aus Stuttgart früher zu bauen, hielt Nopper das Kommunalrecht entgegen, das es verbiete, einfach auf einen Zuschuss zu verzichten. Nun hofft die Stadt noch auf weitere Mittel aus dem sogenannten Ausgleichsstock: Dieser dient, so ist es auf der Internetseite der vier Regierungspräsidien im Ländle zu lesen, „der Unterstützung leistungsschwacher Gemeinden durch Bedarfszuweisungen bei der Schaffung notwendiger kommunaler Einrichtungen“.
Ungeachtet dessen müssen die Vereine in Backnang die Kröte schlucken, dass der zuletzt kommunizierte Zeitplan auch wieder obsolet ist. Nun soll im Oktober 2018, ein Ja des Stadtparlaments vorausgesetzt, die Ausschreibung und damit ein Wettbewerb gestartet werden, im selben Monat steht ein weiteres Informationsgespräch mit allen Hallennutzern an. Das gewählte Modell, das Planen und Bauen in einer Hand belässt, hat sich laut Kultur- und Sportamtsleiter Martin Schick beim Bau des Hallenbades bewährt und soll für einen Festpreis sorgen, dessen Basis die vorhandene Konzeptstudie ist. Der Baubeschluss könnte im März 2020 fallen, der Abbruch im August 2020 beginnen. Bei einer Bauzeit von 16 Monaten ergibt sich eine mögliche Eröffnung im März 2022.
„Der Zeitplan steht immer unter gewissen Vorbehalten“, deutete Nopper aber sofort an, dass auch das noch eine optimistische Rechnung ist. Den Firmen mehr zeitliche Spielräume einzuräumen, als es noch im Mai gedacht war, erklärt der Rathauschef mit der „völlig überhitzten Baukonjunktur“, bei hohem Zeitdruck seien noch höhere Kosten zu befürchten. Und schon so sei die Halle für die Stadt „ein Gewaltakt“. Die Enttäuschung war bei den meisten Vereinsvertretern trotz allem spürbar, denn „es hieß immer, alles steht in den Startlöchern und es geht los, sobald der Landeszuschuss kommt“, erinnerte sich Rainer Böhle, Frontmann der TSG-Turner. Auch weitergehende Befürchtungen wurden laut. „Ich habe die Angst, dass der Bau irgendwann abgesagt wird“, so Manfred Strohhäcker, Ehrenvorsitzender der TSG 1846. „Je länger gewartet wird, desto teurer wird es“, warf Klaus Lindner ein, Vorsitzender der TSG Tennis. Für diesen Fall sieht Fecht-Abteilungsleiter Gunter Piesch die Gefahr eines Vetos des Gemeinderates. Der sei „immer das entscheidende Organ und kann reingrätschen“, räumte Nopper ein, „ich glaube aber nicht, dass der fahrende Zug noch gestoppt wird“.
Er wisse, dass die erneute Verzögerung „bei ihnen keine Glücksgefühle auslöst“, wandte sich der OB noch einmal an die Anwesenden, „ich kann nur um etwas Geduld bitten“. Das Hallenthema sei „hochkomplex“ und brauche „Zeit“. Da huschte dem einen oder anderen Funktionär ein gequältes Lächeln übers Gesicht.