Favoriten gestürzt, aber im Finale gestoppt

Bei der deutschen Meisterschaft im Beachvolleyball bezwingen der Backnanger Yannick Harms und sein Partner Philipp Arne Bergmann zwar die Vizeweltmeister Julius Thole/Clemens Wickler, doch im Endspiel ist gegen Sven Winter/Alexander Walkenhorst dann nichts zu holen.

Favoriten gestürzt, aber im Finale gestoppt

An Einsatz mangelte es Yannick Harms (rechts) und Philipp Arne Bergmann nicht. Zum Titel reichte es trotzdem nicht. Foto: @joernjoern

Von Uwe Flegel

„Nur Gold hat uns in unserer Sammlung noch gefehlt“, sinnierte Yannick Harms. Wohl wissend, dass es das auch weiterhin tun wird. Diesen Zustand zu ändern, das hat der aus Backnang stammende und momentan am Bundesstützpunkt Hamburg lebende Beachvolleyballer mit seinem Partner Philipp Arne Bergmann bei der deutschen Meisterschaft am Timmendorfer Strand versäumt. Im Finale verlor das Duo gegen Sven Winter/Alexander Walkenhorst mit 0:2 (10:21, 17:21) und der ehemalige TSG-Spieler gesteht: „Noch überwiegt ein wenig die Enttäuschung, aber nach und nach dringt der Stolz bei mir hervor.“ Denn eigentlich waren die Titelkämpfe für den 27-Jährigen und seinen Partner optimal verlaufen.

Nur das Endspiel passte nicht so recht zum Rest dazu. „Es gibt einfach Spiele, in denen es nicht so läuft“, urteilte Yannick Harms, der aber auch weiß: „Man wird nicht alle Tage Zweiter bei einer deutschen Meisterschaft.“ Ebenso richtig ist: „Gewinnen macht einem echten Sportler aber einfach deutlich mehr Spaß.“ Vor allem, wenn man so kurz davor ist, das ersehnte Ziel zu erreichen. Denn den eigentlich dicksten Brocken hatte das Duo im Halbfinale selbst aus dem Weg geräumt, hatten Harms/Bergmann doch die Olympiafünften und Vizeweltmeister Julius Thole/Clemens Wickler, mit denen sie am Stützpunkt in Hamburg zusammen trainieren, in einem hochklassigen und engen Duell mit 2:1 bezwungen.

Für die Krönung des starken Auftritts fehlt am Ende der Titelgewinn

Am Ende hatte die insgesamt vierte Medaille, die Yannick Harms und sein Partner bei den nationalen Titelkämpfen gewannen, trotzdem nicht die erträumte Farbe. „Das Leben geht weiter“, sagt der Backnanger und erzählt, dass das ursprüngliche Mindestziel ja geschafft wurde: „Wir wollten auf jeden Fall ins Halbfinale kommen.“ Mit dem Erreichen des Endspiels wurde das übertroffen. Nur die Krönung des guten Auftritts, der deutsche Meistertitel, fehlte.

Eventuell tut sich der 1,96 Meter große Abwehrspezialist ja auch deshalb ein wenig schwerer, über die Finalniederlage hinwegzukommen, weil es vielleicht der letzte gemeinsame Auftritt mit seinem langjährigen Partner Philipp Arne Bergmann war. Denn auf die Frage, ob die beiden nach ihrer siebten gemeinsamen Saison auch weiterhin ein Team bilden, sagt der ehemalige Junioren-Nationalspieler im Hallenvolleyball: „In den nächsten Wochen entscheidet sich einiges.“ Dazu zählt zum Beispiel die Frage, ob er weiterhin den Status eines Nationalspielers und die damit verbundene finanzielle Förderung genießt sowie weiterhin in Hamburg am Bundesstützpunkt trainieren kann. Dazu gehört auch, inwieweit der deutsche Verband ihm gerne einen anderen Partner als Philipp Arne Bergmann zuteilen würde. Wie erwähnt: Viel ist möglich. Auch, „dass Philipp und ich zusammenbleiben“.

Gesichert sei momentan eigentlich nur, „dass ich weiterhin Beachvolleyball spiele“, erklärt Yannick Harms und weiß: „Die vergangenen zwei Jahren sind sicher nicht so gelaufen, wie wir oder der Verband uns das vorgestellt haben.“ Immer wieder auftauchende Verletzungsprobleme und wegen der Coronapandemie abgesagte Turniere sorgten dafür, dass das deutsche Duo in den Ranglisten bestenfalls stagnierte. Auch deshalb platzte der Traum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio. Nun muss der Backnanger abwarten, ob der Verband für Olympia 2024 in Paris noch auf ihn baut, denn: „Für internationale Verhältnisse bin ich mit meinen 27 Jahren noch in einem guten Alter, für nationale Verhältnisse fast schon zu alt.“

Wobei Harms und Bergmann nicht erst am Timmendorfer Strand einmal mehr gezeigt haben, dass sie zumindest in Deutschland zu den Allerbesten gehören. „Wir haben auch in den Wochen zuvor schon ganz ordentlich gespielt“, erinnert der Backnanger an den kurz zuvor erkämpften zweiten Rang beim World-Tour-Turnier in Prag. Hätte es Gold bei der deutschen Meisterschaft gegeben, dann hätte dieser Sommer ein perfektes Ende gefunden. Silber und 5000 Euro Preisgeld sind allerdings auch nicht ganz so schlecht. Was Wunder, dass auf die erste Enttäuschung nun berechtigter Stolz folgt. Das ist für Yannick Harms derzeit aber ohnehin nicht das Wichtigste, erzählt er doch: „Jetzt freue ich mich gerade erst einmal auf ein paar ruhige Tage und schaue in der Zeit sicherlich auch mal in meiner alten Heimat Backnang vorbei.“

Turnierverlauf

Im Hauptfeld siegten Yannick Harms und Philipp Arne Bergmann erst gegen die Berliner Max Just und Lui Wüst mit 21:12 und 21:15, dann mit 13:21, 21:16 und 15:12 über die an vier gesetzten Paul Becker/Armin Dollinger (Frankenberg/München). Damit stand das Duo vom TC Hameln unter den besten acht.

Gegen die Zwillingsbrüder Bennet und David Poniewaz vom FC Schüttorf ging es im Viertelfinale. Der erste Satz ging mit 21:17 klar an Harms und Bergmann, die im zweiten Satz dann aber gleich drei Matchbälle vergaben und 22:24 verloren. Den dritten Durchgang gewannen der 27- und der 30-Jährige mit 15:6.

Im Halbfinale trafen Harms/Bergmann auf die Topfavoriten Julius Thole/Clemens Wickler (Hamburg) und siegten 22:24, 21:13, 17:15.

Das Finale gegen Sven Winter/Alexander Walkenhorst verlor das Duo klar. Die an Nummer zwei gesetzten Düsseldorfer siegten mit 21:10, 21:17.