FC Bayern feiert Prestigeerfolg gegen Real Madrid

dpa Houston. Vor dem NASA-Besuch müssen die Bayern in Houston kein Problem melden. Das „taffe“ 3:1 gegen Real Madrid zeigt, dass im noch schmalen Kader viel Qualität steckt. Die USA-Reise erhält schon eine Bewertung.

FC Bayern feiert Prestigeerfolg gegen Real Madrid

Joshua Kimmich (M) setzt sich am Bell gegen Karim Benzema (l) und Takefusa Kubo von Real Madrid durch. Foto: Michael Wyke/AP

Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge gab Toni Kroos auf dem Weg aus dem Stadion just in dem Moment einen Abschiedsklaps auf die Schulter, als der Nationalspieler gerade wohlwollend über seinen Ex-Club sprach.

Das 3:1 (1:0) der Münchner im Prestigeduell mit Real Madrid offenbarte, dass der Kader des deutschen Serienmeisters trotz der weiter intensiven Fahndung nach weiteren Topspielern auch in der aktuellen Besetzung internationales Fußballformat besitzt.

„Ich finde, dass Bayern auch jetzt schon eine top erste Elf hat - zwölf, 13, 14 Topspieler“, sagte Kroos. Der Real-Star rechnet in der neuen Saison darum auch wieder mit seinem einstigen Arbeitgeber in der Champions League: „Ich sehe Bayern immer mit vorne dabei.“

Es war nur ein Testspiel, das sich die langjährigen Rivalen vor 60.413 Zuschauern im fantastischen Football-Stadion der Houston Texans boten. Aber nach dem Sieg durch Tore von Corentin Tolisso (15. Minute), Robert Lewandowski (67.) und Serge Gnabry (69.) am 50. Jahrestag der ersten Mondlandung hatten die Bayern keinen Grund, vor ihrem Besuch der US-Weltraumbehörde NASA den Notruf „Houston, wir haben ein Problem“ abzusetzen.

Drei Tage nach dem unglücklichen 1:2 gegen den FC Arsenal war der erste Sieg beim International Champions Cup gut für die Stimmung. „Wir wissen alle, dass es Vorbereitung ist. Dennnoch macht es uns stolz, gegen Real 3:1 zu gewinnen“, sagte Gnabry. Rummenigge stufte die Werbetour durch die Vereinigen Staaten schon vor der finalen Station in Kansas City mit dem Test gegen den AC Mailand als Erfolg ein. „Die Mannschaft macht es hier großartig“, lobte der Boss.

Die Partie, die wegen der Hitze unter dem geschlossenen Dach der NRG-Arena ausgetragen wurde, lieferte Niko Kovac einige Erkenntnisse. „Im Offensivteil haben wir es richtig gut gemacht“, urteilte der Trainer. Ein richtiger Härtetest waren dabei die ersten 45 Minuten, als Real „mit der vollen Kapelle“ spielte, wie Rummenigge bemerkte: „Da war das schon ein ziemlich taffes Spiel für uns.“

Reals Offensive um den über 100 Millionen Euro teuren Zugang Eden Hazard entfachte einigen Wirbel. Manuel Neuer ließ sich aber nicht bezwingen. Ein Tor gelang Real erst beim Freistoß von Rodrygo (84.) gegen Bayerns dritten Torwart Ron-Thorben Hoffmann. Zuvor hatte Sven Ulreich wegen einer strittigen Notbremse die Rote Karte gesehen.

Kapitän Neuer mochte die ansehnliche Vorstellung nicht überhöhen. „Diese Spiele zu einem anderen Zeitpunkt der Saison werden ganz anders gestaltet.“ Aber der Stopp in Texas lieferte Botschaften. Der noch im Mai von Präsident Uli Hoeneß am liebsten vom Hof verjagte Verteidiger Jérôme Boateng präsentierte sich vor seiner vorzeitigen Heimreise nach München, die er laut Verein „aus privaten Gründen“ im Laufe des Sonntags antreten sollte, in den 90 Minuten erneut gut.

„Großes Lob, großes Kompliment. Sportlich gesehen bin ich mit ihm sehr zufrieden“, sagte Kovac über Wechselkandidat Boateng. „Da ist sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen“, sagte Rummenigge. Kommt es doch noch zu einer Kehrtwende in der Personalie Boateng?

Klare Worte gab es schon bei Renato Sanches, der bleiben muss, wie Kovac bekanntgab. Der 21-jährige Portugiese spielte gegen Real gut. Der Mittelfeldspieler hat Fürsprecher im Team. „Bei Renato sehe ich extremes Potenzial. Wenn man einen Spieler mit den Qualitäten holen möchte, muss man sicher in der heutigen Zeit 60 Millionen Euro dafür bezahlen“, sagte Nationalspieler Joshua Kimmich.

Kovac lotete gegen Real die Flexibilität des engen Kaders aus. Er erprobte Benjamin Pavard 45 Minuten als rechten Verteidiger, verschob Kimmich dafür ins Mittelfeld, was der „cool“ fand. Weltmeister Tolisso macht nach seinem Kreuzbandriss Fortschritte, Lewandowski traf wieder. „Wir sind abhängig von Lewis Toren“, erklärte Kovac.

Nicht reichen wird es zum Bundesligastart am 16. August gegen Hertha BSC wohl für 80-Millionen-Neuzugang Lucas Hernández, der in den USA fehlt. Immerhin konnte Rummenigge auch hier Positives berichten: „Er ist auf jeden Fall auf dem Weg, komplett wiederhergestellt zu werden. Das war eine (Knie-)Operation, die nicht ganz so einfach war.“