FC Bayern immer mehr wie ein Triple-Kandidat

Von Von Heinz Büse und Ulli Brünger, dpa

dpa Gelsenkirchen. Der Höhenflug ist imposant: Nach 14 Pflichtspielen ohne Niederlage wird der FC Bayern in allen drei Wettbewerbern hoch gehandelt. Und doch halten sich alle Beteiligten mit vollmundigen Aussagen zurück.

FC Bayern immer mehr wie ein Triple-Kandidat

Thomas Müller, Manuel Neuer und Joshua Kimmich feiern den Bayern-Sieg auf Schalke. Foto: Bernd Thissen/dpa

Das Reizwort Triple kam niemandem beim FC Bayern über die Lippen. Trotz der vielen Nachfragen zum weiterhin imposanten Lauf des Teams und zu den gestiegenen Titelchancen in allen drei Wettbewerben ließ sich kein Münchner zu einer Kampfansage hinreißen.

„Hochmut kommt vor dem Fall“, kommentierte Torhüter Manuel Neuer mit einem kühlen Lächeln. Und auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic mahnte nach dem 1:0 (1:0)-Pokalerfolg beim FC Schalke 04 und dem elften Halbfinal-Einzug in Serie zur Bescheidenheit: „Das geht jetzt zu weit. Wir sind Profis und wissen, wie schnell sich das drehen kann.“

Auch wenn es keiner aussprach: Die Münchner werden mehr und mehr zu einem Triple-Kandidaten. Sowohl in der Champions League als auch auf nationaler Bühne traten sie zuletzt als starke Einheit mit imposanter Schlagkraft auf. 13 Siege und ein Remis in den vergangenen 14 Pflichtspielen sind Ausdruck großer Stabilität.

Seit den beiden Bundesliga-Niederlagen daheim gegen Leverkusen (1:2) und in Mönchengladbach (1:2) vor rund zwei Monaten ist die Mannschaft laut Salihamidzic „wieder total in der Spur“. Diese beiden Rückschläge haben nach Einschätzung von Neuer bei allen Beteiligten die Sinne geschärft: „Als wir noch hinten dran waren, haben wir gesagt, dass es nur noch Endspiele sind. Jetzt sind wir vorne dran, dürfen aber nicht nachlassen.“

Selbst die lange Liste mit verletzten Profis brachte den FC Bayern nicht vom Kurs ab. Zwar trat der Rekord-Pokalsieger in Gelsenkirchen nicht so dominant auf wie zuletzt, setzte sich aber dank des Treffers von Joshua Kimmich (40.) hochverdient durch. Salihamidzic schloss auch Fußball-Lehrer Hansi Flick wohlweislich in sein Lob mit ein: „Wir sind gut drauf, haben viel Selbstvertrauen. Das Trainerteam macht es sehr gut, und der Zusammenhalt in der Mannschaft ist sensationell.“

In Zeiten personeller Not ist es von Vorteil, über vielseitige Spieler wie Kimmich zu verfügen. Zum wiederholten Mal erwies sich der 25 Jahre alte Nationalspieler als unverzichtbarer Allrounder. Diesmal überzeugte er als Ersatz für den an einem Magen-Darm-Infekt erkrankten Innenverteidiger Jérôme Boateng. „Joshua kann einfach alles. Er hat sich in den letzten Jahren zu einer Persönlichkeit entwickelt“, schwärmte Salihamidzic, „für mich ist er einer der besten Spieler in Europa.“

Ein künftiger Teamkollege von Kimmich hatte dagegen keine Chance, sich auszuzeichnen. Alexander Nübel stand nicht im Tor der Schalker, sondern saß auf der Ersatzbank. Nach seinen beiden schwachen Partien gegen Leipzig (0:5) und Köln (0:3) wurde der 23-Jährige durch U-21-Nationaltorhüter Markus Schubert ersetzt. „Die Leistungen von Alex in den letzten Spielen waren nicht so, dass du ein gutes Gefühl hattest. Der Umstand mit dem Vereinswechsel und den ganzen Nebengeräuschen, die in der letzten Zeit aufgekommen sind, haben mir auch nicht das Gefühl gegeben, dass er sein Potenzial jetzt auf den Platz bringen kann“, begründete Trainer David Wagner den Wechsel.

Es ist nicht zu erwarten, dass der einstige Stammkeeper nach den „Nübel-raus“-Rufen der Fans in Köln noch mal in das Tor des Revierclubs zurückkehrt. „Wir werden jetzt nicht nach jedem Spiel - egal ob es supergut oder superschlecht läuft - eine Torwartdiskussion führen“, kündigte Wagner an. Gleichwohl nahm er Nübel für die Zeit bis zu dessen Abgang im Sommer Richtung München in die Pflicht: „Die Erwartung an ihn ist, dass er den jungen Markus Schubert genauso supportet, wie dass damals Ralf Fährmann bei ihm super gemacht hat. Ich bin auch ganz fest überzeugt, dass er es macht.“