Frauen aus dem Murrtal trotzen dem Trend

Während der weibliche Fußballbereich andernorts gerade eine schwierige Phase durchläuft, hat die SGM Oppenweiler/Sulzbach das erste Mal in ihrer Geschichte eine zweite Mannschaft im Spielbetrieb. Zuwachs stammt vor allem aus dem eigenen Nachwuchs.

Frauen aus dem Murrtal trotzen dem Trend

Nimmt im Murrtal im Frauenbereich derzeit eine Ausnahmestellung ein: Die Spielgemeinschaft Oppenweiler/Sulzbach, die künftig mit zwei Mannschaften auf Punktejagd geht. Foto: privat

Von Uwe Flegel

Der Frauen- und Mädchenfußball hierzulande hat Probleme. Seit Jahren stagnieren die Zahl der Teams sowie der Vereine, bei denen nicht nur die Herren der Schöpfung in Mannschaftsstärke dem runden Leder hinterherjagen. Wobei es allerdings auch ein paar wenige Klubs gibt, bei denen der Trend zum mehr geht. Einer davon ist die SGM Oppenweiler/ Sulzbach. Der Zusammenschluss aus FV Sulzbach und SG Oppenweiler/Strümpfelbach stellt in der dieses Wochenende beginnenden neuen Saison das erste Mal in seiner nicht so jungen Geschichte zwei Frauenmannschaften im Wettbewerb. Team eins spielt unter Anleitung von Linus Rehm und Spielertrainerin Franziska Fiechtner weiterhin in der Bezirksliga und das neu gegründete Team zwei kämpft in der Kreisliga um Punkte.

„In den vergangenen zwei Jahren sind jeweils zehn Spielerinnen von den B-Mädchen zu den Frauen hochgekommen“, nennt Zdenko Vujanovic einen Grund, weshalb im Murrtal das funktioniert, was andernorts Probleme bereitet. Darf es bei manch einem Konkurrenten doch so gut wie keinen Ausfall geben, soll es personell nicht ganz, ganz dünn werden, so können die Verantwortlichen in Oppenweiler und Sulzbach stolz sagen: „Wir verfügen bei den Frauen über 45 Spielerinnen im Kader. 35 davon stammen aus der eigenen Jugend.“ Beachtliche Zahlen, die sich der Verein im wahrsten Sinne des Wortes zum großen Teil selbst erarbeitet hat. Schließlich zählt die SGM zu den wenigen Vereinen zwischen Rems und Murr, die auch im Mädchenfußball durchgängig von der D- bis zur B-Jugend eine Mannschaft im Spielbetrieb haben. Die weibliche U 17 kämpft sogar in der Verbandsstaffel und damit oberhalb des Bezirks um Punkte.

„Wir haben es bei uns geschafft, einen guten Mittelweg zwischen Breitensport und leistungsorientiertem Fußball zu finden“, erklärt Vujanovic und fügt zwei Eigenheiten an, die es in diesem großen und konstanten Ausmaß bei ganz, ganz wenigen Klubs gibt: die große Verbundenheit zum Verein und den Fakt, dass das Betreuer- sowie Trainerteam in sehr großer Anzahl aus Personen besteht, die selbst als Jugendliche oder als Aktive in Oppenweiler und Sulzbach noch am Ball sind oder viele Jahre am Ball waren. Und das im Frauen- wie im Männerbereich.

Bei Zweiteren hat dies mittlerweile die Rückkehr in die Bezirksliga gebracht. Bei den Erstgenannten ist es nun die Gründung einer zweiten Mannschaft im Wettbewerb. Und zumindest beim ersten Frauenteam geht es in der Bezirksliga nicht nur ums Dabeisein. Zwar „haben wir mit 17,4 Jahren eine ganz, ganz junge Mannschaft“, erzählt der Frauen- und Mädchenfußballkoordinator Vujanovic, doch er berichtet auch von erfolgreichen Testspielen gegen klassenhöhere Kontrahenten. So wurde Regionenligist Rommelshausen mit 11:0, Bezirkspokalsieger Schorndorf mit 3:1 und Landesligist Winnenden mit 4:3 besiegt. Das Wort Meisterschaft nimmt Vujanovic, als Jugendlicher immerhin WFV-Auswahlspieler und für Vereine wie die TSG Backnang, den VfB Stuttgart und die Stuttgarter Kickers im Einsatz, trotzdem nicht in den Mund. In den nächsten zwei, drei Jahren soll es aber schon mal wenigstens eine Liga nach oben gehen.

Schließlich wissen sie auch im Murrtal, dass sie dadurch im Nachwuchsbereich für Mädchen interessanter wären. Wichtig für einen Verein, der wie die Spielgemeinschaft aus Oppenweiler und Sulzbach vor allem auf die eigene Jugend setzt. „Wir achten darauf, dass wir unsere Spielerinnen von klein auf selbst gut ausbilden“, erzählt Vujanovic und weiß, dass das in der heutigen Zeit aber oftmals nicht reicht, um im schwierig gewordenen Mädchenbereich genügend Spielerinnen zu haben. Deshalb wirbt der Verein offensiv an Schulen für sich, macht Schnupperangebote und geht im mittleren und älteren Altersbereich auf Spielerinnen zu, die in Jungenteams von Vereinen ohne Mädchenfußball spielen. Derzeit scheint das gut zu klappen, wie im Murr- und Rohrbachtal zu sehen ist.

14 Frauenteams im Bezirk

Aus dem Fußballbezirk Rems-Murr gehen in der Saison 2020/2021 14 Frauenteams auf Punktejagd. Ranghöchste Mannschaft ist Oberligist SV Hegnach. In der Landesliga spielen der SC Urbach und die SV Winnenden. Die SG Schorndorf und die Spvgg Rommelshausen sind Regionenligisten. Die Bezirksliga-Runde mit Oppenweiler/ Sulzbach, der SGM Birkmannsweiler/Steinach, der TSG Backnang und dem TV Oeffingen beginnt am 4. Oktober. Morgen geht es in der Kreisliga A los. Dort sind Oppenweiler/Sulzbach II, die SK Fichtenberg, die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach, die SV Winnenden II und der SV Hegnach II dabei.

Die Juniorinnen aus Sulzbach und Oppenweiler freuen sich über jedes neue Gesicht für ihre U-13- und U-15-Bezirksliga-Teams sowie den U-17-Verbandsstaffelkader. Mädchen, die Lust, weitere Fragen oder Interesse an einem Probe- oder Schnuppertraining haben, dürfen sich gerne per E-Mail bei sven.binder@sgos.de melden.