Für den eigenen Geldbeutel: Taylor genießt aktive Rente

dpa London/Dortmund. Schon in Rente mit Ende 50: Was für einen Arbeitnehmer extrem angenehm klingt, ist bei einem Profi-Sportler höchst ungewöhnlich. Doch die Darts-Legende Phil Taylor wirft auch im Ruhestand weiter Pfeile.

Für den eigenen Geldbeutel: Taylor genießt aktive Rente

Hat seinen Rücktritt vom aktiven Darts nicht bereut: Rekord-Weltmeister Phil Taylor. Foto: Steven Paston/PA Wire/dpa

Die World Darts Gala in Dortmund bietet unmittelbar vor der WM jede Menge Attraktionen.

In der Westfalenhalle werden sich nicht nur Weltmeister Michael van Gerwen und Deutschlands bester Profi Max Hopp die Ehre geben, sondern auch der bunt frisierte Paradiesvogel Peter Wright. Die Hauptattraktion ist aber mal wieder ein anderer: Phil Taylor, stolze 59 Jahre alt und beeindruckende 16 Weltmeister-Titel schwer, überstrahlt auch zwei Jahre nach seinem Rücktritt noch immer das Geschehen in der Pfeile-Welt.

„Phil Taylor wird für immer Phil Taylor sein. Die Menschen unterschätzen manchmal, was er für diesen Sport getan hat. Die Menschen unterschätzen, wie gut Phil Taylor wirklich war“, lobte der Weltranglistenerste van Gerwen. Die beiden pflegten jahrelang eine innige Rivalität, doch nach dem Rückzug von „The Power“ fehlte dem Niederländer in den Jahren 2018 und 2019 ein sportlicher Widersacher von diesem Format.

Taylor hingegen hat nach seinem Rücktritt keinen Gedanken mehr an eine Rückkehr verschwendet. „Ja, ich genieße mein Leben nach dem Rücktritt noch immer. Der Spiel- und Terminplan ist zu hart geworden, deshalb war es für mich der richtige Zeitpunkt, damit aufzuhören“, sagte der Engländer vor dem WM-Start der Deutschen Presse-Agentur. Er erfreut sich an der dazugewonnenen Zeit mit den Enkelkindern und den Freiheiten, um in seiner britischen Heimat auch mal etwas am eigenen Haus zu machen. „Ich kann etwas mehr entspannen“, betonte Taylor.

Seine „Power“ spielt der erfolgreichste Darts-Profi der Geschichte aber noch immer regelmäßig an der Scheibe aus. Taylor kommt nicht nur nach Dortmund, er spielt auch in Hastings, Ipswich, Bristol oder Cardiff. Eigentlich verlebt der 59-Jährige eine sehr aktive Rente, die beiden größten Unterschiede zu seiner Profi-Zeit sind: Er kann die Darts-Termine jetzt freier wählen und: Er wirft bei Schaukämpfen nur noch für den eigenen Geldbeutel und nicht mehr für Preisgeld, die Weltrangliste oder Turniersiege.

Geld ist für Taylor ein großer Antrieb. Einmal angesprochen auf die Frage, was der Weltverband Professional Darts Corporation (PDC) nach den Boom-Jahren in Zukunft noch besser machen könnte, befand Taylor nur halb im Scherz: „Die PDC macht einen großartigen Job. Eine gute Idee hätte ich aber: Sie sollten mir mehr Geld geben, das wäre klasse.“ 

Endloser Ehrgeiz, riesiges Talent und die Unersättlichkeit nach Siegen und Pokalen machten aus dem Engländer aus Stoke-on-Trent über mehr als zwei Dekaden einen Gewinner in Dauerschleife. Nicht einmal die herauslaufende Sauce seines Sandwiches würde Phil Taylor anderen gönnen, behauptete der bereits gestorbene Fernsehkommentator Sid Waddell einmal.

Taylor als Gesicht ebnete Darts aber auch den Weg aus der Kneipe auf die Bühne des Weltsports. Die Hallen wurden größer, die Zuschauer immer mehr, die Euphorie wuchs. „Phil Taylor hat Darts natürlich erstmal auf die Karte gebracht. Er hat jeden darauf aufmerksam gemacht. Er ist die Legende unserer Sportart“, sagte Deutschlands Top-Profi Hopp. Wenn der WM-Wahnsinn von London kommende Woche beginnt, wird sich Phil Taylor zurücklehnen und aus der Ferne beobachten. Einen Auftritt im „Ally Pally“ hat er nicht geplant.