Fußball-Prominenz: Löw soll Boateng und Co. zurückholen

dpa Berlin. Joachim Löw wird bei der Europameisterschaft im nächsten Jahr noch Trainer der Nationalmannschaft sein, glaubt zumindest Deutschlands Fußball-Prominenz. Doch der Bundestrainer soll zum Telefonhörer greifen.

Fußball-Prominenz: Löw soll Boateng und Co. zurückholen

Sieht Handlungsbedarf bei Bundestrainer Joachim Löw: Lothar Matthäus. Foto: Andreas Gora/dpa

Bastian Schweinsteiger, Lothar Matthäus, Didi Hamann oder Jürgen Klinsmann - sie alle wollen Joachim Löw noch eine Chance geben.

Doch der Bundestrainer soll über seinen Schatten springen und über die Rückkehr von Jérôme Boateng, Mats Hummels oder Thomas Müller nicht nur nachdenken. Sein Gesicht, so der Tenor bei der Fußball-Prominenz, würde der 60 Jahre alte Weltmeistertrainer durch eine oder mehrere Rückholaktion(en) nicht verlieren. „Meiner Meinung nach zeigt das ja auch Größe als Trainer“, sagte Matthäus.

Die Löw-Zeit als Bundestrainer sollte für Deutschlands Fußball-Rekordnationalspieler nach der Europameisterschaft im nächsten Jahr aber vorbei sein. „Wenn es schlecht läuft, ist er nicht mehr zu halten. Wenn es super laufen sollte, dann würde ich an seiner Stelle darüber nachdenken, mit einem großen Erfolg aufzuhören“, sagte Matthäus bei Sky Sport News.

„Es gibt keinen Bedarf für einen neuen Trainer. Dann dreht man komplett durch, welche Botschaft sendet man denn damit aus?“, fragte Klinsmann im US-TV-Sender ESPN. Der 56-Jährige riet seinem Nachfolger: „Du musst jetzt durch die Gegend fliegen und die Spieler persönlich oder in kleinen Gruppen sprechen.“ Bei Sky Sport News prophezeite der 47 Jahre alte Hamann: „Die Trainerfrage sollten wir auf den Sommer vertagen: Wir werden mit Löw zur EM gehen, ob wir das wollen oder nicht.“

Ob der Dortmunder Hummels und/oder die beiden Bayern-Profis Müller und Boateng dann mit dabei sein werden, wird sich zeigen - der 60 Jahre alte Löw muss in dieser Frage spätestens im nächsten Jahr Farbe bekennen: „Ich habe das Gefühl bei ihm, umso mehr schreien, dass sie zurückkommen sollen, umso weniger will er es machen“, meinte Hamann. „Er scheint da sehr stur zu sein.“ Die Diskussion müsse aber geführt werden. Sie hat nach dem 0:6-Debakel in Spanien an Fahrt aufgenommen.

„Nur zurückholen hilft nicht weiter, sondern man muss den Spielern auch die Position, die Anerkennung geben, dass die anderen Spieler wissen: Da kommen welche zurück, die uns helfen, die uns führen, die den Unterschied ausmachen“, sagte der 59 Jahre alte Matthäus. „Vielleicht hat man sich zu früh von erfahrenen Spielern getrennt.“

Schweinsteiger, Löws Kapitän beim WM-Titelgewinn vor sechs Jahren, machte sich in der ARD ebenfalls für eine Rückkehr seiner im März des vergangenen Jahres aussortierten Rio-Teamkollegen stark. „Ich weiß, das solche Spieler wie Jérôme Boateng oder Thomas Müller das Triple gewonnen haben mit dem FC Bayern München. Sie sind die beste Mannschaft Europas. Die spielen in der ersten Elf, die haben Qualität. Das sind deutsche Spieler. Warum nicht für die Nationalmannschaft?“

Die Niederlage gegen Spanien sei „entsetzlich“ gewesen, „ein Nackenschlag“, kommentierte Schweinsteiger. Der 36-Jährige fügte hinzu: „Gut, dass es jetzt passiert ist. Vielleicht bringt es den einen oder anderen dazu, ein bisschen nachzudenken über die eine oder andere Alternative. Man muss nicht von heute auf morgen alles umwerfen, aber gewisse Fragen muss man sich stellen.“

Auch Klinsmann hinterfragte die Entscheidung seines Nachfolgers. „Das größte Fragezeichen ist sicherlich das Thema Führung. Wer ist der echte Anführer dieser Mannschaft?“, fragte er. „Niemand auf dem Platz außer Manuel Neuer als Torhüter hat diesen Schritt gemacht in den vergangenen zwei Jahren. Das ist wirklich traurig zu sehen. Es fehlt ein Anführer, eine Persönlichkeit“ meinte Klinsmann. Müller sei genau so ein Typ bei den Münchnern. „Leroy Sané, Serge Gnabry - die alle folgen Thomas Müller auf dem Platz, deswegen sind die Bayern seit ich weiß nicht wie lange ungeschlagen in der Champions League“, sagte Klinsmann.

Sogar Mesut Özil meldete sich zu Wort. „Time to take @JeromeBoateng back“ („Zeit für die Rückkehr von Boateng“) twitterte der beim FC Arsenal in London unter Vertrag stehende 32-Jährige. Aus der Nationalmannschaft war der Mittelfeldspieler nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2018 nach der Affäre um die Erdogan-Fotos zurückgetreten. Boateng war im Gegensatz zu Hummels und Müller einer der wenigen damaligen Nationalspieler gewesen, die ihm in dem Konflikt zur Seite standen.

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