Geldregen dank der TV-Rechte

Die Geschichte der Weltmeisterschaften zeigt, dass das Fernsehen auch dem Handball zu Millioneneinnahmen verhilft

Von Erik Eggers

Handball - Am Donnerstag beginnt die Handball-WM in Deutschland und Dänemark. Wirtschaftlich ist sie schon jetzt ein Erfolg, zu dem künftig auch China und die USA beitragen sollen.

Hamburg Als Präsidiumsmitglied des Deutschen Handballbundes ist Bob Hanning eher nicht zuständig für die Ökonomie des Verbandes. Schon vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels der 26. Handball-Weltmeisterschaft am Donnerstag in Berlin (gegen Korea) kann er jedoch berichten, dass sich das Turnier für den Deutschen Handballbund (DHB) finanziell lohnen wird. „Dass ist so sicher wie das Amen in der Kirche“, sagt Hanning. „Es wird deutlich besser laufen, als wir es vor vier Jahren kalkulieren konnten.“

Dabei sind die Rechte, welche die Gastgeber Deutschland und Dänemark für die WM vermarkten dürfen, relativ überschaubar. Während die Internationale Handball Federation (IHF) die wertvollen TV-Lizenz versilbert, beschränken sich die Organisatoren auf die Erlöse beim Ticketing und auf Verträge mit WM-Lieferanten, beispielsweise Mineralwasser-Lieferanten. Über genaue Zahlen will der DHB erst nach der WM sprechen. Aber die Umsätze für die vier deutschen Standorte (Berlin, München, Köln und Hamburg) werden bei etwa 20 Millionen Euro liegen, auf rund 1,5 Millionen Euro belaufen sich die Verträge mit den Lieferanten.

Damit wird das wirtschaftliche Ergebnis deutlich besser ausfallen als 2007. Während alle Beteiligten heute die hohe Professionalität des DHB-Managements um Vorstandschef Mark Schober betonen, verlief die WM-Vermarktung vor zwölf Jahren chaotisch und teilweise auch unter dubiosen Umständen. Dessen ungeachtet präsentierte der damalige DHB-Präsident Ulrich Strombach stolz eine „schwarze Null“.

Dass die 26. Weltmeisterschaft einen Gewinn abwerfen wird, ist ein gutes Signal für den Welthandball. Der Blick in die Geschichte nämlich zeigt, dass die Turniere in Deutschland oder Dänemark den Markt stets befeuerten. Das begann schon in der Zeit, als die Handballer (zumindest formal) noch als Amateure spielten, weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) allen Teilnehmern den Broterwerb mit dem Sport verbot. Bis Mitte der 1970er Jahre waren die WM-Turniere für die IHF noch ein Verlustgeschäft. Dass es sich bei den Fernsehbildern um eine Ware handeln könnte, deutete sich erstmals bei der WM 1961 in der Bundesrepublik Deutschland an. Seinerzeit forderte der DHB mehr als die 50 000 Mark, welche die ARD für die Übertragung bot. Daraufhin tobte deren Sportkoordinator Robert Lembke: „Maßlos und unerfüllbar sind die Forderungen des DHB“ – am Ende einigte man sich doch.

Eine Zäsur stellten die Weltmeisterschaften 1978 (Dänemark) und 1982 (Deutschland) dar. Die jeweiligen Organisatoren orientierten sich am Fußball-Weltverband Fifa, der seine WM-Turniere zunehmend kommerzialisierte. Das dänische Organisationskomitee erwirtschaftete so 1978 bereits einen Überschuss von 450 000 Mark. Alles hatte nun schon seinen Preis, auch wenn die Vertragssummen aus heutiger Perspektive lächerlich anmuten. Dafür, dass der dänische Sportartikelhersteller Select den offiziellen WM-Ball stellte, zahlte er 4000 Mark (heute zahlt der offizielle IHF-Partner Molten dafür rund eine Million Euro jährlich). Der DHB erzielte bei der WM 1982, obwohl er das Turnier in 54 (!) Hallen hatte spielen lassen, durch Werbeverträge sogar einen Überschuss von gut einer Million Mark.

Der Weltverband IHF reagierte auf die steigenden Erlöse, indem er im Sommer 1982 in seiner Satzung festlegte, künftig allein über die TV- und Werberechte zu verfügen, die zuvor noch bei den WM-Organisatoren gelegen hatten. Der jeweilige Gastgeber war nun nur noch „nach gegenseitiger Vereinbarung“ zu beteiligen, womit die IHF das Heft in die Hand nahm. Seitdem explodierten die Preise für die TV-Rechte. Die größten Zuwachsraten gab es 2007 in Deutschland, nachdem dort mehr als 20 Millionen Zuschauer das Finale gegen die Polen vor dem Fernseher verfolgt hatten. Kurz darauf erwarb die Agentur Ufa-Sport die Rechte für vier Jahre für rund 60 Millionen Franken (etwa 67 Millionen Euro). Der folgende TV-Vertrag, den IHF-Präsident Hassan Moustafa mit der katarischen Agentur beIN Sports abschloss, war schon 100 Millionen Franken über vier Jahre wert. Der aktuelle mit Sportfive umfasst ein Volumen in Höhe von etwa 177 Millionen Franken für acht Jahre, ist somit also etwas geringer dotiert.

Wirtschaftlich motiviert ist auch der Beschluss der IHF, das Teilnehmerfeld von 24 auf 32 Teams aufzustocken. Damit ist gesichert, dass Nationen wie Deutschland, das sich 2015 nicht qualifiziert hatte (und eine Wildcard erhielt), immer dabei sind. Vor allem aber will die IHF so auch die umsatzträchtigen Märkte USA und China erschließen. Für die WM 2025 und 2027 werden die US-Teams eine Wildcard erhalten, falls sie sich nicht sportlich qualifizieren. Dass das WM-Finale am 27. Januar in Herning erstmals live bei einem US-Sender (NBC) laufen wird, feiert Moustafa als Erfolg. Weil er weiß, dass der Handball sich globalisieren muss, um langfristig im Wettstreit mit ­anderen Sportarten bestehen zu können.