Giro garantiert Spektakel - Nibali will Altersrekord

dpa Bologna. Fünf Bergankünfte, drei Einzelzeitfahren und ein starkes Feld: Der 102. Giro d'Italia verspricht Spannung. Italiens Hoffnungen ruhen auf Altstar Nibali, seine Rivalen sind Ex-Skispringer Roglic, Dumoulin und Yates. Der deutsche Meister Ackermann hofft auf einen Tagessieg.

Giro garantiert Spektakel - Nibali will Altersrekord

Vincenzo Nibali spricht bei einer Pressekonferenz zum Giro d'Italia. Foto: Alessandro Di Meo/ANSA/AP

Beim Auftritt von Vincenzo Nibali schnellte der Lärmpegel auf der prachtvollen Piazza Maggiore in die Höhe.

Mit „Vincenzo, Vincenzo“-Sprechchören wurde Italiens Altstar bei der Teampräsentation im Herzen Bolognas auf die 3578,8 Kilometer des 102. Giro d'Italia geschickt. Unterstützung kann der zweimalige Gesamtsieger beim Kräftemessen in den Alpen und Dolomiten gebrauchen, denn die Konkurrenz ist groß: Ex-Skispringer Primoz Roglic (Slowenien) als Überflieger der Saison, 2017er-Champion Tom Dumoulin (Niederlande) oder Vuelta-Sieger Simon Yates (Großbritannien) heißen die größten Rivalen von Nibali.

„Von diesem Rennen habe ich als Kind geträumt. Ich habe es zweimal gewonnen. Diese Emotionen möchte ich noch einmal fühlen“, sagte der Sizilianer vor dem Start am 11. Mai in Bologna und lebt den Slogan „Amore infinito“ (Unendliche Liebe) der Traditions-Rundfahrt vor. Vorbei sind die Zeiten, in denen er einem zweiten Sieg bei der Tour de France nachjagte und das Heimatrennen vernachlässigte.

Gelingt ihm beim Finale am 2. Juni in der ehrwürdigen Arena von Verona tatsächlich der dritte Gesamtsieg, wäre er mit 34 Jahren und 200 Tagen der älteste Sieger der Italien-Rundfahrt. Fiorenzo Magni war bei seinem Erfolg 1955 20 Tage jünger. „Ich fühle mich noch nicht alt. Ich denke, dass ich eine dreiwöchige Rundfahrt immer noch drauf habe. Man sollte mich nicht abschreiben“, sagt Nibali vor seiner 21. Grand Tour.

Leicht wird es aber nicht. Fünf Bergankünfte, dazu legendäre Anstiege wie der Gavia- oder Mortirolo-Pass und drei Einzelzeitfahren versprechen in den nächsten drei Wochen ein Spektakel. Wie etwa im vergangenen Jahr als Yates („Ich habe noch eine Rechnung offen“) bereits wie der sichere Sieger aussah und auf den letzten beiden Bergetappen einbrach. Am Ende siegte der diesmal fehlende Chris Froome mit 46 Sekunden Vorsprung auf Dumoulin.

Spannung bis zum Schluss mit ständigen Führungswechseln hatte der Giro in den vergangenen Jahren oft zu bieten - ganz im Gegensatz zur Tour de France. Auch diesmal dürfte die Entscheidung erst beim abschließenden Kampf gegen die Uhr in Verona fallen. Drei Einzelzeitfahren gefallen natürlich dem Spezialisten Dumoulin, der sich eigentlich auf die Tour konzentrieren wollte. „Ich weiß nicht, ob das Double möglich ist. Ich bin hier, um den Giro zu gewinnen“, sagte der Kapitän des deutschen Sunweb-Teams.

Das will auch Roglic, der in dieser Saison schon drei Rundfahrten gewonnen hat. „Warum sollte es mich beunruhigen, dass ich schon jetzt in Topform bin? Ich bin bereit“, sagt der selbstbewusste Slowene, der im Juniorenbereich noch WM-Gold im Skispringen gewonnen hatte und dann die Liebe zum Radsport entdeckte. Erst seit 2016 ist er Profi, für den 29-Jährigen ist es erst die vierte Grand Tour seiner Karriere.

Für den deutschen Meister Pascal Ackermann gar die erste. Der Pfälzer hat sich bei seinem Giro-Debüt mindestens einen Etappensieg vorgenommen. Dazu bieten sich vor allem in den ersten zwei Wochen einige Gelegenheiten. Bei diesem Unterfangen werden aber der italienische Meister Elia Viviani, die zweimaligen Tour-Etappengewinner Fernando Gaviria (Kolumbien) und Arnaud Demare (Frankreich) oder Caleb Ewan (Australien) etwas dagegen haben.