Gladbach mit Abwehrsorgen: Achtelfinal-Endspiel bei Real

Von Von Carsten Lappe, dpa

dpa Madrid. Trotz aller aktuellen Schwächen von Real Madrid könnte die Aufgabe für Borussia Mönchengladbach im Champions-League-Vorrundenfinale größer nicht sein. Die Personalsorgen in der Gladbacher Abwehr haben sich kaum entspannt. Dennoch versprüht Trainer Rose Selbstvertrauen.

Gladbach mit Abwehrsorgen: Achtelfinal-Endspiel bei Real

Reist trotz Personalsorgen selbstbewusst nach Madrid: Gladbach-Coach Marco Rose. Foto: Marius Becker/dpa

Champions-League-Coup oder Europa-League-Enttäuschung? Vor dem größten Spiel des Jahres für Borussia Mönchengladbach will Marco Rose nichts von Respekt vor Real Madrid wissen. „Es gibt keinen Grund, nervös zu sein. Wir sind bereit“, stellte der Trainer nach der Landung in Madrid klar.

Im Endspiel um den Einzug in die Champions-League-K.o.-Runde will sich die Borussia am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) erstmals seit 43 Jahren wieder für ein Achtelfinale der Königsklasse im europäischen Fußball qualifizieren. „Wir können etwas Historisches für uns schaffen“, sagte Rose. „Wir freuen uns auf unsere Aufgabe und wollen die Ausgangslage für uns nutzen.“ Als Spitzenreiter der Gruppe B genügt der Borussia ein Punkt. Der Tabellendritte Real muss siegen, um das erstmalige Scheitern in einer Champions-League-Vorrunde sicher zu vermeiden. Entsprechend groß ist der Druck auf die Königlichen, entsprechend hitzig wäre unter normalen Umständen die Atmosphäre im Estadio Santiago Bernabéu, das allerdings gerade umgebaut wird.

Geradezu absurd schien der ehrgeizige Borussen-Coach aber die Annahme zu finden, die Austragung des Spiels im kleinen Estadio Alfredo die Stéfano ohne Zuschauer könnte ein Vorteil für sein Team sein. „Warum? Wir hätten gerne in einem vollen Bernabéu gespielt“, hatte Rose noch im Mönchengladbach am Rande des Abschlusstrainings forsch gesagt - wohlwissend, dass schon viele Gegner in der hitzigen Atmosphäre des eigentlichen Real-Tempels weiche Knie bekommen haben.

Und Real, das in dieser Saison beileibe nicht mehr auf dem Niveau vergangener Tage spielt, tat am Dienstag vieles dafür, um psychischen Druck aufzubauen. „Wir wissen, dass das Spiel das wichtigste bislang ist. Wir werden einfach spielen, als wäre es ein Finale. Und Finals spielt man nicht, man gewinnt sie“, tönte Mittelfeldspieler Casemiro.

Real scheint angesichts der bislang durchwachsenen Leistungen gereizt wie ein Stier in der Arena. Nach unter anderem zwei Niederlagen gegen Schachtjor Donezk, das gegen Gladbach 0:6 und 0:4 untergegangen war, droht Trainer Zinedine Zidane wohl das Ende als Real-Coach, sollte es gegen Gladbach schief gehen.

Natürlich weiß Rose, was in Madrid auch ohne Zuschauer auf die ersatzgeschwächte Borussia zukommt. „Solche Mannschaften funktionieren dann am besten, wenn sie Druck haben. Und den hat Real“, sagte Rose, der diesen Umstand schon beim 2:3 in der Vorwoche gegen Inter Mailand schmerzlich zu spüren bekam, als die Borussia den vorzeitigen Achtelfinal-Einzug verpasste. Inter musste gewinnen und gewann. Nun muss Real siegen.

„Wir brauchen eine sehr gute, hervorragende Leistung. Die traue ich meiner Mannschaft zu“, sagte Rose weiter, der in Madrid immerhin Nico Elvedi nach überstandener Muskelverletzung mit dabei hat. Ob der Schweizer Innenverteidiger indes auch spielen kann, ist noch unklar. In Tony Jantschke (verletzt) und Ramy Bensebaini (Trainingsrückstand nach Corona-Quarantäne) fehlen weitere Abwehrspieler noch.

Real dagegen hat im Abwehrhünen Sergio Ramos einen ganz wichtigen Spieler wieder mit dabei. Der 34-Jährige wurde eigens für diese Partie fit gemacht. „Ramos vuelve para la final“ („Ramos kehrt für das Finale zurück“) titelte die spanische Fußball-Tageszeitung „Marca“ aus Madrid schon am Montag - ein Beleg dafür, wie wichtig das Spiel für Real ist. „Er ist ein Leader. Er ist einer der Besten aller Zeiten. Wir sind sehr froh, dass er wieder da ist“, sagte Casemiro.

Sollte die Borussia ihre herausragende Ausgangslage nach bislang starken Spielen in ihrer schwierigen Gruppe und erst einer Niederlage am letzten Spieltag noch verspielen, ginge es immerhin in der Europa League weiter. „Wenn wir es nicht ins Achtelfinale schaffen, ist es eine Enttäuschung“, sagte Abwehrchef Matthias Ginter jedoch bereits bei DAZN und auch Rose forderte: „Bei dem, was wir bislang in der Champions League so gezeigt haben, würde es sich mehr als lohnen, jetzt ganz, ganz hart zu arbeiten, um im nächsten Jahr noch mit dabei zu sein.“ Geht es schief, müsste der Gegner mitspielen. Bei einer Niederlage der Gladbacher müssten Inter Mailand und Schachtjor Donezk parallel unentschieden spielen, damit es für das Achtelfinale reicht.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Real Madrid: Courtois - Vazquez, Ramos, Varane, Mendy - Casemiro - Modric, Kroos - Asensio, Benzema, Vinicius Junior

Borussia Mönchengladbach: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Wendt - Neuhaus, Kramer - Stindl, Embolo, Thuram - Plea

Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)

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