Großer Andrang

Sechs Clubs spielen am letzten Spieltag um die vier noch zu vergebenden Europapokalplätze

Wer schafft es noch in die Champions League? Wer spielt in der kommenden Saison in der Europa League? Offene Fragen. Sicher ist nur: Es wird spannend am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga – nicht nur im Titelrennen.

Stuttgart Weil die Finalgegner im DFB-Pokal, der FC Bayern und RB Leipzig, über die Bundesliga bereits sicher für die Champions League qualifiziert sind, reicht in dieser Saison Rang sieben für die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb. Doch der Andrang ist groß. Sechs Vereine sind neben dem Toptrio FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig noch im Rennen – mit ganz unterschiedlichen Ausgangspositionen.

Borussia Mönchengladbach (Platz vier): Als Dritter in die Rückrunde gestartet, ist die Borussia mächtig ins Straucheln geraten, dazu kam die angekündigte Trennung von Trainer Dieter Hecking zum Saisonende – trotz eines laufenden Vertrags wird er von Sebastian Rose (Red Bull Salzburg) ersetzt. „Es war nicht einfach in den letzten Wochen, das wissen wir alle“, sagte Hecking am Samstag – und darf nun doch noch auf ein Happy End hoffen. Einen ersten Erfolg hat er schon verbucht. Durch das 4:0 beim 1. FC Nürnberg ist die Teilnahme an der Europa League gesichert, am letzten Spieltag geht es nun sogar um die Teilnahme an der Champions League. „Wir werden den Borussia-Park noch mal zum Beben bringen“, kündigte Hecking vor dem prickelnden Schlussakt am Samstag gegen Bayern-Jäger Borussia Dortmund an.

Bayer Leverkusen (Platz fünf): Trotz der sicheren Teilnahme am europäischen Geschäft herrschte bei Bayer Leverkusen nach dem 1:1 gegen Schalke 04 mehr Frust als Lust. „Wir haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht und schlecht gespielt“, resümierte Rudi Völler, der nicht zum zweiten Mal in Folge in der Trostrunde Europa League spielen will. Entsprechend angespannt war der Sport-Geschäftsführer der Werkself. „Wir sind vom Ergebnis enttäuscht, denn wir haben eine riesige Chance verpasst“, sagte Trainer Peter Bosz. Immerhin konstatierte der Niederländer, dass mit der Qualifikation für die Europa League das erste Ziel erreicht sei.

Eintracht Frankfurt (Platz sechs): Wie schön Spiele auf internationalem Parkett sein können, hat die Eintracht in den vergangenen Monaten bewiesen. Erst im Elfmeterschießen des Halbfinalrückspiels platzte gegen den FC Chelsea der Traum vom Einzug ins Europa-League-Finale. Weil die Frankfurter parallel zum Siegeszug durch Europa auch in der Bundesliga erfolgreich spielten, können sie sich am letzten Spieltag sogar noch für die Champions League qualifizieren. Am Sonntagabend musste die Eintracht allerdings mit einer 0:2-Pleite gegen den FSV Mainz 05 einen Rückschlag hinnehmen.

VfL Wolfsburg (Platz sieben): Die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb war nie das Ziel des VfL in dieser Saison. Nun, da die Chance da ist, soll zumindest Platz sieben aber verteidigt werden, die Champions League ist seit dem 0:3 beim VfB Stuttgart jedoch außer Reichweite. „Wir hatten einen Scheißtag. Stuttgart war wacher, das hat uns gefehlt“, sagte Mittelfeldspieler Maximilian Arnold. Frust soll dennoch keiner aufkommen vor dem finalen Duell mit dem FC Augsburg. „Wir haben eine gute Situation vor der Brust“, sagte der scheidende Trainer Bruno Labbadia, „damit war nicht zu rechnen, und von daher gehen wir sehr positiv ran.“

1899 Hoffenheim (Platz acht): So hatte sich Julian Nagelsmann sein letztes Heimspiel als Trainer von 1899 Hoffenheim nicht vorgestellt. Nach dem 0:1 gegen Werder Bremen und nur einem Punkt aus den vergangenen drei Partien hat die TSG 1899 Hoffenheim die Europa-League-Teilnahme fast schon verspielt. In der letzten Bundesliga-Runde sind die Kraichgauer nun auf Schützenhilfe angewiesen. „Die Stimmung ist schon verhagelt, da bin ich ehrlich“, sagte Nagelsmann, bevor er sich zu seinem Ausstand am Samstagabend auf einem Neckarschiff aufmachte. Auf die angedachte Ehrenrunde hatte er zuvor verzichtet. Am Stadionmikrofon bedankte sich Nagelsmann aber beim Publikum, das ihm viel Applaus spendete: „Sorry für die drei letzten Spiele, aber danke für neun wundervolle Jahre.“ Zum Abschluss seiner Hoffenheimer Zeit – Nagelsmann wechselt zu RB Leipzig – muss er beim 1. FSV Mainz 05 antreten. Er gab zu, dass es schwer werde, sich „noch mal aufzurappeln“.

Werder Bremen (Platz neun): Ganz anders ist die Stimmung bei Werder Bremen nach dem Erfolg bei 1899 Hoffenheim. „Es wird eine super Woche“, sagte Trainer Florian Kohfeldt, „denn es geht noch um etwas.“ Genauer gesagt: um Platz sieben. Den können die Bremer erreichen, wenn sie RB Leipzig schlagen und Schützenhilfe bekommen. Die Fans im Weserstadion sollen zum Saison­finale ein entscheidender Faktor werden. „Gegen Bayern war es schon heftig“, erinnerte sich Torschütze Johannes Eggestein an das Pokal-Halbfinale, „es wäre schön, wenn unsere Fans so etwas noch mal bringen.“