Gründe und Konsequenzen des Scheiterns bei der Basketball-WM

dpa Shenzhen. Nach der krachenden Vorrunden-Pleite bei der WM beginnt die Aufarbeitung bei den deutschen Basketballern. Wie konnte es so weit kommen, was sind die Folgen und was steht jetzt in China noch auf dem Spiel?

Gründe und Konsequenzen des Scheiterns bei der Basketball-WM

Basketball-Bundestrainer Henrik Rödl muss (noch) nicht um seinen Job bangen. Foto: Swen Pförtner

Das blamable WM-Scheitern der deutschen Basketballer in China wirft viele Fragen auf. Ein Überblick über Gründe, Konsequenzen und die Rolle von Anführer Dennis Schröder nach dem 68:70 gegen die Dominikanische Republik und dem verpassten Sprung in die Zwischenrunde:

Was sind die Gründe für das Scheitern?

Von Schuld kann sich kaum einer freisprechen. Als Regisseur traf Dennis Schröder schlechte Entscheidungen, leistete sich defensive Aussetzer, eine Quote von bislang zwölf versenkten Würfen bei 37 Versuchen aus dem Feld ist deutlich zu wenig. Von seinen Teamkollegen übernahm allerdings auch keiner wirklich Verantwortung. NBA-Profi Maximilian Kleber warf nicht einmal gegen die Dominikanische Republik auf den Korb, Paul Zipser stand bislang neben sich. „Ich war in vielen Situationen nicht gut genug, da muss ich vorangehen“, kritisierte sich auch Kapitän Robin Benzing selbst. Unter dem eigenen Korb ließ sich das deutsche Team in beiden Partien dominieren, ein echtes Aufbäumen war nicht zu erkennen. Auch Bundestrainer Henrik Rödl konnte sein Team nicht entscheidend aufrütteln.

Wie geht es jetzt weiter?

Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt nicht - gegen Jordanien muss am Donnerstag (10.30 Uhr/Magentasport) ein Sieg her, um zumindest noch eine gute Chance auf den Sprung zu einem Qualifikationsturnier für Olympia 2020 in Tokio zu wahren. Anschließend geht es in der Platzierungsrunde um die Ränge 17 bis 32 in Shanghai gegen Kanada und Senegal. Wie viele Plätze für eins von vier Turnieren im Sommer 2020 noch bei der WM vergeben werden, hängt auch von anderen Ergebnissen ab, möglicherweise könnte Rang 23 genug sein. Bei der Heim-EM 2021 ist die deutsche Mannschaft automatisch dabei.

Fehlte ein Anführer?

NBA-Star Schröder proklamiert die Rolle des „Leaders“ selbstbewusst für sich. Direkt nach der zweiten Niederlage im zweiten WM-Spiel wollte sich der Aufbauspieler der Oklahoma City Thunder nicht äußern. Öffentlich loben Trainer und Mitspieler, wie gereift der junge Familienvater auch abseits des Parketts geworden sei. Vor dem Turnier sagte der 25-Jährige, dass er mit dem Verband gesprochen habe, damit an Details gearbeitet werde: So gebe es beispielsweise Einzelzimmer für Spieler, die das wollen, Familien dürfen in getrennten Zimmern mit ins Teamhotel. Davon machte in China neben Schröder kaum ein anderer Spieler Gebrauch.

Muss Bundestrainer Henrik Rödl nun um seinen Job bangen?

Offiziell klar nein. Aus dem Deutschen Basketball Bund verlautete am späten Dienstagabend, dass es keinen Wechsel geben werde und Rödl nicht zur Disposition stehe. Der 50-Jährige besitzt noch einen Vertrag bis nach der Heim-EM 2021 und genießt hohe Wertschätzung im Verband. Weitere Niederlagen bei der WM und das frühzeitige Verpassen der sportlichen Olympia-Chance könnten aber zumindest Kritik aus der Öffentlichkeit aufkommen lassen.

Wird es einen Umbruch im Team geben?

Der Kern der Mannschaft kann mindestens bis zur Heim-EM 2021 und noch für weitere Turniere darüber hinaus zusammenspielen. Lediglich Kapitän Robin Benzing ist bereits 30 Jahre alt. NBA-Profi Maximilian Kleber (27) lief erst bei seinem ersten großen Turnier mit der A-Nationalmannschaft überhaupt auf. Die NBA-Youngsters Moritz Wagner (22) und Isaac Bonga (19) durften diesen Sommer bereits reinschnuppern. „Wir haben viele Sommer zusammengearbeitet, um hier eine junge, hungrige Mannschaft zu präsentieren“, sagte Maodo Lo (26). „Aber wir haben es nicht geschafft, das in den entscheidenden Momenten zu zeigen.“