Handball-Bundesliga setzt auf Nationalteam

dpa Stuttgart. Am Donnerstag startet die Handball-Bundesliga in die neue Saison. Die meisten Hallen werden dann wieder voll und viele Duelle spannend sein. Dass das langfristig so bleibt, hängt für die meisten Clubs vom Abschneiden der Nationalmannschaft ab.

Handball-Bundesliga setzt auf Nationalteam

Optimistisch vor dem Saisonstart: DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Foto: Monika Skolimowska

Kurz vor dem Start der neuen Saison der Handball-Bundesliga haben die Verantwortlichen fast aller Clubs einen gemeinsamen Wunsch.

Er richtet sich nicht an die Liga-Vertreter und hat auch nichts mit finanziellen Forderungen zu tun, nein, der Wunsch geht raus an die Nationalmannschaft: Sie soll sich unbedingt für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifizieren. „Eine Olympia-Teilnahme ist für unsere Sportart von elementarer Bedeutung“, sagte Geschäftsführerin Jennifer Kettemann von den Rhein-Neckar Löwen. Manager Bob Hanning von den Füchsen Berlin will nicht mal an ein Scheitern denken. „Das wäre ein herber Rückschlag“, meinte er. „Ich habe keine Zeit, mich damit zu beschäftigen.“

In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bezeichneten 14 von 16 Geschäftsführern - zwei Clubs nahmen nicht teil - eine Olympia-Qualifikation als enorm wichtig für die Liga. Die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop könnte das über zwei Wege schaffen. Entweder sie gewinnt die Europameisterschaft im Januar in Norwegen, Österreich und Schweden. Oder sie sichert sich das Ticket ein paar Wochen danach über ein Qualifikationsturnier, das vermutlich sogar in Deutschland ausgetragen würde. Ob das mit Olympia nun klappt oder nicht, halten lediglich Meister SG Flensburg-Handewitt und Rekordchampion THW Kiel für weniger wichtig.

SG-Manager Dierk Schmäschke findet die Handballbegeisterung in seiner Stadt unabhängig vom Nationalteam großartig: „Ob die deutsche Nationalmannschaft gut oder schlecht spielt, ändert nichts.“ Die meisten Clubs dagegen setzen vor dem Liga-Start mit drei Partien am Donnerstag (19.00 Uhr/Sky) große Hoffnungen in die DHB-Auswahl. Die teils begeisternden Auftritte bei der Heim-WM im Januar machten sich gerade bei kleineren Vereinen bemerkbar. „Es haben sich viele Leute, die davor noch nicht mit Handball in Berührung waren, für den Handball interessiert“, sagte Geschäftsführer Wolfgang Strobel vom Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten.

Die Hallen wurden noch etwas voller und auch das Interesse von Kindern größer. Trainer Hartmut Mayerhoffer von Frisch Auf Göppingen berichtete davon, dass die „Nachfrage von Eltern für das Mini-/Jugendtraining“ seines Clubs gestiegen ist. Die Liga und ihre Vereine stehen nun vor der Herausforderung, die gestiegene Aufmerksamkeit in die neue Spielzeit zu transportieren. Die Bedingungen dafür scheinen gut: Die Zuschauerzahlen beim TV-Sender Sky, der auch in der nächsten Saison alle Spiele live übertragen wird, haben sich positiv entwickelt. Zwölf Spiele werden zudem von den öffentlich-rechtlichen Sendern übertragen.

Auch die Hallen werden in der Regel wieder gut besucht sein. „Wir haben jede Woche Champions League in der Bundesliga, und das ist der große Unterschied zu den anderen Ligen“, sagte Hanning mit Blick auf die vielen spannenden Duelle in der Liga. „Topteams wie der THW Kiel oder die SG Flensburg-Handewitt müssen in jedem Spiel alles reinstecken, um zu gewinnen.“ Aus eigener Kraft können die Clubs es aber nicht schaffen, dass das Zuschauerinteresse sich langfristig positiv entwickelt. Dafür brauchen sie Erfolge der Nationalmannschaft. Sie bleibt für die Liga das Zugpferd.