Handballverbände ziehen einen Schlussstrich

Saison in der Oberliga und den Spielklassen drunter ohne Wertung beendet. Jugend-Qualifikationsrunde ist weiterhin möglich.

Handballverbände ziehen einen Schlussstrich

Weissachs Benedikt Pollak hat diese Saison wie fast alle Handballer der Region keine Gelegenheit mehr, sich über gute Aktionen zu freuen. Die Runde wird abgebrochen. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Die drei Handballverbände aus Baden (BHV), Südbaden (NHV) und Württemberg (HVW) sowie der für den Spielbetrieb der Oberliga zuständige Verein Handball Baden-Württemberg haben einen Schlussstrich gezogen. Die Saison im Erwachsenenbereich ist von der Oberliga an abwärts beendet, ohne dass es zu einer Wertung kommt. Wie es in der Dritten Liga und damit auch für die Männer des HC Oppenweiler/Backnang weiter geht, das bleibt vorläufig offen, da diese Spielklasse in der Verantwortung des DHB liegt. Dort wird noch darauf gewartet, dass sich die Corona-Zahlen schnell so stark zurück entwickeln, dass es weitergehen kann. Bei der Jugend wird gehofft, dass dort die Qualifikationsrunde für die neue Saison klappt. Selbst wenn erst im späten Frühjahr und den ersten Sommerwochen gespielt werden kann. Gut möglich, dass diese Runde dann komplett oder teilweise auf Kleinspielfeldern im Freien durchgezogen wird.

Bei den drei Vereinen aus dem Murrtal stößt die baden-württembergische Entscheidung auf Verständnis, wird teilweise sogar begrüßt. „Die Gesundheit geht vor“, lautet der erste Satz, den Martina Fricker von der HSG Sulzbach-Murrhardt von sich gibt. Für die vom TV Murrhardt stammende Abteilungsleiterin ist es vor allem ein Zeitproblem: „Es war immer klar, dass wir wenigstens drei Wochen Vorbereitung benötigen und dass es Mitte März losgehen muss, wenn wir mit der Runde noch einigermaßen durchkommen wollen.“ Doch das funktioniert nach den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz vom Mittwoch nicht mehr. Nun hofft Fricker, dass „wir in der Jugend eine geordnete Qualifikation hinbekommen.“ Momentan haben die Verbandsverantwortlichen einen Start Mitte April im Blick, doch gibt es da durchaus noch Luft nach hinten.

Alexander Hornauer, beim HC Oppenweiler/Backnang verantwortlich für den Spielbetrieb, würde es sich ebenfalls wünschen, wenn es mit der Jugend „noch klappen würde“. Dass es im Aktivenbereich für die drei Frauenteams sowie für drei der insgesamt vier Männermannschaften nichts mehr wird, sei eine Entscheidung, die in Ordnung sei, sagt Hornauer und erklärt: „Das Zeitfenster geht zu und wir waren in der laufenden Runde mit der Anzahl der Spiele noch nicht so weit, dass es einer Notlösung bedurft hätte.“ Auch weil es ja Vereine und Teams gibt, die bislang noch gar kein Punktspiel ausgetragen haben. Wobei der HCOB-Verantwortliche nach dem Aus für diese Saison schon wieder nach vorne blickt und anregt: „Positiv wäre es, wenn es im Frühjahr vielleicht eine Art Ersatz-Spielrunde gibt. Pokalwettbewerbe oder Turniere zum Beispiel.“ Wobei Hornauer in der Hinsicht vor allem auf Initiativen von Vereinen baut.

Kristian Mertlik von der benachbarten SG Weissach im Tal denkt, dass sich der Täles-Klub einer solchen Sache nicht verschließen würde. „Wenn es da was gibt, dann werden wir das auf jeden Fall diskutieren“, sagt der stellvertretende Abteilungsleiter der SGW. Wie Fricker und Hornauer hält er den Schlussstrich für richtig und für „logisch“. Die Vereine und Mannschaften hätten Vorlauf benötigt, um die Saison wieder oder teilweise gar überhaupt erst mal aufnehmen zu können. Das sei auf absehbare Zeit nicht möglich, urteilt Mertlik und sagt: „Dabei hätte in der Hinsicht noch vor März was passieren müssen.“ Für ihn steht fest: „So ist es nun eine saubere Sache.“

Baden und Württemberg machen sich an die Planung der Saison 2021/2022

Die Verantwortlichen des Verbands werden die Reaktionen aus dem Murrtal sicher gern zur Kenntnis nehmen, bestätigen sie doch die einstimmig getroffenen Beschlüsse der Präsidien des BHV, SHV und HVW sowie des HBW-Vorstands. „Wir fokussieren unsere Aktivitäten nun auf die Planungen der Saison 2021/2022“, erklärt Peter Knapp (Oftersheim). Der Präsident des badischen Verbandes und Vorstandsvorsitzende von Handball Baden-Württemberg ergänzt: „Bei der Jugend zielen die auf eine sportliche Qualifikation für die Runde 2021/2022.“

HVW-Präsident Hans Artschwager (Hildrizhausen), zugleich Vize-Präsident des DHB, betont: „Zudem laufen unser aller Überlegungen, wie der Handball – sobald Mannschaftssport wieder zugelassen wird – in den kommenden Monaten bis zum Beginn der neuen Saison gefördert und unterstützt werden kann. Wir informieren die Vereine, sobald hier eine Basis für Entscheidungen gegeben ist.“

Württembergs Fußballer gebent zwei Szenarien vor.

Der Württembergische Fußball-Verband sieht nach den am Mittwoch getroffenen Beschlüssen der Ministerpräsidenten-Konferenz keine Chance mehr, diese Saison nach Abschluss der Vorrunde mit einer sich anschließenden Auf- und Abstiegsrunde zu Ende zu bringen. Der WFV legt zwar Wert auf die Festellung, dass seine klare Prämisse auf einer sportlichen Ermittlung von Auf- und Absteigern liegt, doch er plant für die Verbandsliga und die drunter folgenden Klassen auch mit einem weiteren Szenario.

Die favorisierte Lösung heißt: „Wird der Spielbetrieb nach dem 7. März, spätestens aber bis zum 9. Mai 2021 wieder aufgenommen, werden nur die Vorrunden abgeschlossen und so direkte Auf- und Absteiger ermittelt. Direkt im Anschluss daran wird noch die Relegation ausgetragen.“

Die Alternative des WFV dazu lautet: „Sollte der Spielbetrieb bis zum 9. Mai 2021 nicht wieder aufgenommen werden können, bleibt nur die Annullierung der laufenden Saison mit der Folge, dass weder Auf- noch Absteiger ermittelt werden können und mit demselben Teilnehmerfeld in die Folge-Saison 2021/22 gestartet werden muss.“

Noch nicht klar, aber wahrscheinlich ist, ob diese Planungen auch für die Oberliga und damit unter anderem für die TSG Backnang gelten. Denn für die gemeinsame Klasse bedarf es einer Abstimmung des WFV mit dem süd- und dem nordbadischen Verband.