HC Oppenweiler/Backnang kriegt verlorene Punkte wohl zurück

Aus der Niederlage des Handball-Drittligisten Oppenweiler/Backnang in Kornwestheim dürfte nachträglich ein Sieg am grünen Tisch werden. Der Grund ist ein Formfehler der Hausherren, die dem HCOB nun schwere Vorwürfe machen. Das wiederum stößt im Murrtal auf Unverständnis.

HC Oppenweiler/Backnang kriegt verlorene Punkte wohl zurück

So betreten die Mienen von HCOB-Geschäftsführer Jonas Frank, Spieler Tim Düren und Trainer Matthias Heineke (von links) nach dem Debakel in Kornwestheim waren, so gut sind nun die Aussichten auf zwei nachträgliche Punkte am grünen Tisch.Archivfoto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Für den HCOB wäre bereits die Schlappe im Nachbarschaftsduell an sich eine große Enttäuschung gewesen. Wie klar sie mit dem 36:44 in Kornwestheim ausfiel und wie desolat sich das Team am vergangenen Samstag über weite Strecken präsentierte, sorgte beim ambitionierten Handball-Drittligisten aber für noch längere Gesichter. Von einem Spiel und vor allem einer zweiten Halbzeit „zum Vergessen“ sprach Jonas Frank, der Geschäftsführer Sport. Am Dienstag betrieb das Team mit dem 26:24 gegen Kellerkind Oftersheim/Schwetzingen ein bisschen Wiedergutmachung. Tags darauf und damit am gestrigen Mittwoch erreichte die Macher im Murrtal eine Nachricht, die zwar nicht die schlechte Leistung in Kornwestheim aus der Welt schafft, vermutlich aber das Ergebnis.

Durchaus möglich, dass Kornwestheim eine weitere Instanz bemüht

Die spielleitende Stelle der Dritten Liga teilte mit, dass die Partie im Nachhinein für den HCOB gewertet wird. Der Grund: Kornwestheim setzte mit Pascal Welz einen Keeper ein, der nicht im Spielprotokoll stand. Offen ist noch, ob der strahlende Sieger, der zu einem unglücklichen Verlierer zu werden droht, das klaglos akzeptiert oder binnen 14 Tagen eine weitere Instanz bemüht. Auch wenn die Erfolgsaussichten eher gering sein dürften, ist ein Einspruch des SV Kornwestheim durchaus möglich. Das lässt eine lange Erklärung auf der Vereinshomepage erahnen, die dort bereits gestern Nachmittag zu lesen war und in der bitterböse Vorwürfe gegenüber dem HCOB geäußert werden.

Interessant: Die SVK-Verantwortlichen zweifeln „die formale Rechtslage“ gar nicht an. Die sieht vor, dass alle eingesetzten Akteure im Spielberichtsformular stehen müssen, was bei Pascal Welz unbestritten nicht der Fall war. Das ihnen das entgangen ist, obwohl dieser Bogen nach der Übertragung durch die neutrale Person im Wettkampfgericht noch einmal von beiden Klubs offiziell abgesegnet wird, ist für Kornwestheims Macher aber kein Anlass zur Selbstkritik. Stattdessen brandmarken sie den Nachbarn von der Murr als einen „unfairen Verlierer“, weil er Protest gegen die Spielwertung eingelegt habe, obwohl die Kräfteverhältnisse auf dem Feld so eindeutig waren und die Torhüterleistungen „keine entscheidende Rolle gespielt“ hätten. „In seinem Drang, unbedingt in die 2. Liga aufzusteigen“, scheine dem HCOB „jedes Mittel recht zu sein, um Punkte zu sammeln“, lautet die Unterstellung.

Die aktuelle Drittliga-Tabelle gibt es hier.

Starker Tobak, den die Adressaten beim HCOB bereits im ersten Punkt kontern. Sie hätten keinen Einspruch eingelegt, sondern ihn im Protokoll nur „angekündigt, weil uns nach dem Spiel aufgefallen ist, dass Pascal Welz nicht im Spielberichtsformular stand. Das ist die übliche Vorgehensweise, um sich die Möglichkeit offenzuhalten, überhaupt einen Einspruch einreichen zu können. Man hat dann 14 Tage Zeit, um sich das Ganze zu überlegen und entweder tatsächlich Einspruch einzulegen oder es – wie in unserem Fall – nicht zu tun.“ Es handele sich beim konkreten Vorgang „um eine Angelegenheit, bei der durch die Ordnungen des Deutschen Handballbundes vorgesehen ist, dass sich die spielleitende Stelle aktiv darum kümmert. Das ist nun auch geschehen.“

Die Kornwestheimer selbst scheinen die Erfolgsaussichten eines etwaigen Protests ihrerseits gegen die Wertung zugunsten des HCOB als gering einzustufen. „Leider kann und wird der Spielleiter aber nicht nach moralischen Gründen entscheiden“, sagt SVK- Abteilungsleiter Andreas Postl, der von dem Grundsatz Regeln sind Regeln in diesem Fall offenbar wenig hält. Nun bleibt abzuwarten, ob der Zorn verraucht und der Realismus trotz des verständlichen Frusts über die nachträgliche Aberkennung eines grandiosen Sieges die Oberhand behält. Gibt es keinen Einspruch und es bliebe somit beim HCOB-Sieg am grünen Tisch, rückt der Aufstiegsanwärter wieder vom fünften auf den geteilten zweiten Platz vor. Aus 12:6 werden 14:4 Punkte, wie sie auch Horkheim aufweist. Der Rückstand auf Fürstenfeldbruck schrumpft dann auf zwei Zähler.