HCOB-Geschäftsführer Jonas Frank: „Wir wollen maximalen Erfolg“

Interview Jonas Frank, Geschäftsführer des Handball-Drittligisten Oppenweiler/Backnang, spricht über die Ziele für den Rest der Runde und verrät, wie sich der HCOB auf den spätestens bis 2025 angestrebten Zweitliga-Aufstieg vorbereitet.

HCOB-Geschäftsführer Jonas Frank: „Wir wollen maximalen Erfolg“

Jonas Frank, der 36-jährige Geschäftsführer des Handball-Drittligisten HC Oppenweiler/Backnang, will mit Blick auf den angepeilten Aufstieg die finanzielle und strukturelle Lücke zu den Vereinen der Zweiten Bundesliga sukzessive schließen. Foto: Alexander Becher

Die bis zum Saisonende befristete Amtszeit von HCOB-Interimstrainer Volker Blumenschein hatte mit einem Heimsieg begonnen. Auf die zunächst einzige Niederlage reagierte das Team mit drei Erfolgen am Stück, unter anderem beim Spitzenreiter in Fürstenfeldbruck, ehe es am vergangenen Wochenende mit der 35:38-Pleite beim TSV Neuhausen/Filder einen herben Rückschlag gab. Jonas Frank (36), ehemaliger Spieler und aktueller Geschäftsführer des Handball-Drittligisten, ist aber guter Dinge, dass die Murrtaler bereits im Heimspiel am morgigen Samstag (20 Uhr, Gemeindehalle) gegen den VfL Pfullingen in die Erfolgsspur zurückkehren.

Waren es Leichtsinn und Übermut, die trotz der Dreitoreführung in der 53. Minute noch zur Schlappe beim Kellerkind führten, oder sehen Sie andere Gründe?

Leichtsinn und Übermut waren es auf keinen Fall. Für mich war es ein Mix aus ein paar technischen Fehlern zu viel, mit denen wir den Gegner ins Spiel zurückgebracht haben, und aus ein paar Schiedsrichterentscheidungen, vor allem was die Zeitstrafenverteilung betrifft. Wir waren in der Schlussphase häufig in Unterzahl. Dann wird es eben schwierig und wir haben die beinahe schon sicher geglaubten zwei Punkte noch hergegeben.

Ex-Trainer Matthias Heineke kosteten vor allem einige teils klare Auswärtspleiten den Job. Verfällt der HCOB jetzt in den alten Trott oder glauben Sie an einen einmaligen Ausrutscher?

Ich bin von einem einmaligen Ausrutscher überzeugt, weil wir 53 Minuten genau das Spiel abgeliefert haben, das wir abliefern wollten. Dass es in Neuhausen keine einfache Aufgabe ist, zeigen eigentlich alle anderen Ergebnisse. Insofern war das ein kleiner Dämpfer, aber wir sind optimistisch und sehen uns auf einem sehr guten Weg, um am Samstag gleich wieder die Kurve zu kriegen.

Die Spitzenposition musste der HCOB räumen, aus dem Gejagten ist als Dritter wieder der Jäger von Fürstenfeldbruck und Kornwestheim geworden. Bietet diese Rolle auch Vorteile oder würde man sich die Lage damit schönreden?

Wir haben uns gefreut, Erster zu sein, und wären es gerne noch, aber wir wissen auch, wie eng es vorne zugeht und was eine Niederlage ausmachen kann. Genauso schnell kann es allerdings wieder andersherum der Fall sein, weil es viele direkte Duelle aller Spitzenteams gibt. Deshalb ist es derzeit gar nicht so wichtig, ob man Erster oder Dritter ist. Es geht vor allem darum, die Schlagdistanz auf die ersten zwei Plätze zu wahren.

Nun wird der VfL Pfullingen mit Daniel Brack in Oppenweiler erwartet. Darf der künftige HCOB-Coach im Sommer auch kommen, wenn er Ihrem Team wichtige Punkte im Kampf um die zwei Plätze in der Aufstiegsrunde abknöpfen sollte?

Er darf nicht nur kommen, er muss sogar. Im Ernst: Es ist kein Thema. Er wird hoch motiviert sein und mit seiner Truppe seine Trainerqualitäten zeigen wollen. Unsere Spieler wollen aber auch zeigen, was in ihnen steckt – nicht nur, weil der zukünftige Trainer kommt, sondern weil wir eigene Ziele haben.

Für die Gäste ist es als Sechster wohl die letzte Chance, selbst noch einmal einzugreifen. Was wird Daniel Brack seinen Handballern mit auf den Weg geben?

Dadurch, dass sich Daniel zuletzt noch mehr mit dem HCOB beschäftigt hat als er es davor getan hat, wird er wissen, worauf er seine Mannschaft einstellen muss. Unsere Aufgabe ist, dagegenzuhalten und uns auf unsere Stärken zu konzentrieren, um mit voller Kraft voraus einen Heimsieg anzupeilen.

In der regulären Saison sind es noch acht Spiele. Bleibt der Einzug in die Aufstiegsrunde der klare Auftrag an Interimscoach Volker Blumenschein?

Ja. Es war und ist das Ziel, bis zum Schluss alle Möglichkeiten zu haben. Das schließt die Aufstiegsrunde mit ein. Es ist aber sehr eng, auch mit Blick auf andere Drittliga-Staffeln ist die Südgruppe unfassbar ausgeglichen. Das macht es so schwierig und zugleich spannend. Mit einem guten Lauf kann man viel erreichen, aber man darf sich auch keine längere Schwächephase erlauben.

Würde in der Aufstiegsrunde wirklich die Zweite Bundesliga angestrebt oder könnte dieser Sprung zu früh kommen – etwa weil die neue Halle in Backnang frühestens Ende 2024 fertig ist und die Gemeindehalle in Oppenweiler den Anforderungen vermutlich kaum genügt?

Wir streben immer nach dem Maximum und wenn wir es schaffen sollten, gibt es keinen Grund, künstlich die Bremse reinzuhauen.

Haben Sie schon ein Ausweichquartier für die Übergangszeit im Auge oder wären Heimspiele in Oppenweiler möglich?

Es wird einige kleinere Adaptionen an der Gemeindehalle erfordern, dann wären Heimspiele in Oppenweiler möglich. Aber das sind ungelegte Eier und damit Themen, mit denen wir uns abschließend erst befassen, wenn es tatsächlich in diese Richtung gehen sollte. Wir wollen maximalen Erfolg.

Spätestens 2025 soll es auf alle Fälle so weit sein. Wie muss der Etat aussehen, um mit Klubs wie Tusem Essen, dem TV Großwallstadt und Bayer Dormagen oder den Nachbarn aus Balingen-Weilstetten und Bietigheim mithalten zu können?

Ich will keine konkreten Zahlen nennen. Es ist aber klar, dass es im Vergleich zur Dritten Liga noch einmal ein finanzieller Sprung ist, wenn es von einer viergleisigen Spielklasse in eine eingleisige Zweite Bundesliga geht.

Neben Geld ist die Infrastruktur wichtig. Passt wenigstens die neue Halle in Backnang zu den HCOB-Zielen oder hätten Sie sich noch mehr gewünscht?

Wir kennen noch nicht alle Details, aber wir sind sehr glücklich über das nun realistische Szenario, dass in Backnang in zwei Jahren die neue Sporthalle steht. Wir sehen das als Chance, uns weiter zu professionalisieren.

Wie bewerten Sie die derzeitigen Trainingsbedingungen in der Gemeindehalle und in der zur Interimssporthalle umgebauten Ex-Tennishalle in Oppenweiler?

Wir haben mit zwei voll funktionsfähigen Sporthallen in Oppenweiler wieder viel mehr Möglichkeiten, als es noch vor ein paar Wochen der Fall war. Das ist fernab der Ziele der ersten Mannschaft auch im Jugendbereich sehr wichtig. Wir merken jetzt schon, wie uns die alte Tennishalle den Spielraum verschafft, um flächendeckend mehr anbieten zu können, und sind deshalb froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben.

Den Anbau der Interimshalle, in dem sich bislang ein Squashcenter befand, nutzt der HCOB bereits. Die komplette Immobilie soll gemietet werden, sobald die neue Halle in Backnang fertig ist. Kann der Verein die Kosten stemmen?

Ja, sonst hätten wir es nicht gemacht. Beim Squashcenter geht es um eine kurze Laufzeit mit der Möglichkeit, sie auszuweiten, wenn es sehr gut läuft. Bei der Tennishalle läuft der Mietvertrag zunächst bis 2030.

Die Jugendarbeit hält mit der Entwicklung der Ersten nicht Schritt, der Zweiten droht in der Verbandsliga der Abstieg. Bieten die künftigen Möglichkeiten die Chance, dass mehr Eigengewächse den Sprung schaffen und dass es auch bei den Frauen weiter nach oben geht?

Wir müssen wieder ein größeres Augenmerk darauf richten und sind schon dabei, die Strukturen in der Jugend anzupassen und personelle Veränderungen vorzunehmen, um wieder frischen Wind reinzubringen. Es soll und darf niemals eine isolierte erste Mannschaft geben, das war beim TVO und beim HCOB noch nie so und soll auch künftig nie so sein. Es gilt, die Lücke zwischen der Jugend und der zweiten, aber auch der ersten Mannschaft zu schließen.

Und nun noch Ihr Tipp für morgen...

Wir landen einen wichtigen Heimsieg. Ob er knapp oder deutlich ausfällt ist egal. Zuletzt waren es immer sehr enge Spiele zwischen beiden Vereinen, es gab viele Unentschieden. Es wird wohl wieder eine enge Kiste.

Das Gespräch führte Steffen Grün.

HCOB setzt beim Dauerbrenner gegen den VfL Pfullingen am morgigen Samstag auf den Heimvorteil

Rückblick Bei der 35:38-Niederlage beim TSV Neuhausen/Filder sei es 54 Minuten eine gute Abwehrleistung gewesen, sagt der HCOB-Coach, aber „dann haben wir nicht mehr so konsequent agiert und unseren Matchplan verlassen“. Das fiel Volker Blumenschein bei der Videoanalyse ebenso auf wie die „differente Regelauslegung“ der Referees. Weil es aber trotzdem die Möglichkeit gegeben habe, das Spiel zu gewinnen, „fassen wir uns besser an die eigene Nase“. Es gelte, an den vorherigen Heimsieg gegen Leutershausen anzuknüpfen, denn „da waren wir über die gesamte Spielzeit hoch konzentriert und sehr effektiv“.

Ausblick Morgen (20 Uhr, Gemeindehalle) geht’s gegen Pfullingen um Trainer Daniel Brack, der zur neuen Saison zum HCOB wechselt. Auch deshalb steckt Brisanz in der Partie, aber vor allem wegen der Tabellensituation. Die Hausherren sind Dritter und müssen mit 24:12 Punkten siegen, um im Rennen um die zwei Tickets für die Aufstiegsrunde an Fürstenfeldbruck und Kornwestheim (beide 26:10) dranzubleiben. Erst recht gilt das für die Gäste, die mit 21:15 Zählern Platz sechs belegen. Blumenschein ist von einem intensiven Match überzeugt.

Personal Der zuletzt schon angeschlagene, in Neuhausen aber noch mitmischende Timm Buck fällt gegen Pfullingen aus. Bei den anderen HCOB-Spielern, die sich mit kleinen Wehwehchen herumplagen, ist Blumenschein guter Dinge, denn „jeder beißt Woche für Woche auf die Zähne, um dabei sein zu können“.

Historie Seit 2013 und dem Aufstieg der Murrtaler in die Baden-Württemberg-Oberliga kam es jedes Jahr zu Partien gegen Pfullingen. An die erste erinnert sich Blumenschein, damals in seiner ersten Amtszeit, besonders gerne. „Das war außergewöhnlich“, sagt er über das klare 29:20, weiß aber, „dass dieses Resultat schon ziemlich angestaubt ist. Am Samstag werden die Karten neu gemischt.“ Die meisten weiteren Duelle zwischen den Vereinen, die 2015 zusammen in die Dritte Liga aufgestiegen sind, waren eng, oft gab es Unentschieden. Die Bilanz ist vor dem 23. Pflichtspiel ausgeglichen.