Hildmanns Duell mit der alten Liebe

Aspachs Trainer fordert mit den Drittliga-Fußballern aus dem Fautenhau seinen Heimatverein 1. FC Kaiserslautern

„Der Fußball ist in dieser Stadt Religion und der Betzenberg die Kirche.“ Sascha Hildmann muss es wissen. Geboren in Kaiserslautern und als 13-Jähriger zum FCK gekommen, war er danach gut 15 Jahre für die roten Teufel in der Jugend, der Zweiten und bei den Profis am Ball. Am Samstag steht er als Trainer der SG Sonnenhof im Drittliga-Duell in der heimischen Mechatronik-Arena nun auf der anderen Seite. Ab 14 Uhr will der Pfälzer seiner alten Liebe ein Bein stellen.

Hildmanns Duell mit der alten Liebe

Blickt gespannt aufs erste SG-Heimspiel in dieser Saison: Sascha Hildmann, der dabei ein Wiedersehen mit seinem Heimatklub feiert. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Die morgige Partie ist für Sascha Hildmann keine ganz gewöhnliche. Dazu verbindet ihn viel zu viel mit dem Kontrahenten. „Wenn ich durch Kaiserslautern laufe, werde ich ständig darauf angesprochen.“ Selbst wenn es zum Essen zum Italiener geht, dann hört der SG-Coach immer wieder diesen einen Satz: „Dann spielst du jetzt mit deiner Mannschaft gegen den FCK um Punkte.“ Gegen den Verein, bei dem der 46-Jährige viele, viele Jahre Mitglied war. Gegen den Klub, von dem Hildmann sagt: „Von klein auf gab es für mich nur den FCK.“

Wobei das für einen Pfälzer normal zu sein scheint. Die Region dort dürfte wohl die fußballverrückteste der gesamten Republik sein. Nach dem bitteren und ernüchternden Abstieg aus der Zweiten Liga kamen zum Heimauftakt in Liga drei gegen 1860 München über 40000 Fans in die WM-Arena. „Selbst wenn Lautern in der Oberliga spielen würde, würden zu einem Spitzenspiel über 30000 Zuschauer kommen. Die Menschen dort nehmen den Klub an, sind leidens- und enorm begeisterungsfähig“, erzählt Hildmann und sagt über den Verein, zu dem er als C-Jugendlicher vom Vorort-Verein SV Enkenbach kam: „Beim FCK riecht alles nach Fußball, da ist ganz viel Tradition.“ Seinen Anteil daran hat auch das Stadion auf dem Betzenberg, das oberhalb der 100000-Einwohner-Stadt thront und im wahrsten Sinne des Wortes eine Art Fußballtempel darstellt und entsprechend zelebriert wird. Deutlich wird es vor allem denjenigen, die von dem mit elf roten Fußballern gezierten Elf-Freunde-Kreisel kommend, die Treppen hoch zum Fritz-Walter-Stadion steigt. Beeindruckend, wie auch Hildmann weiß, daran aber nicht nur gute Erinnerungen hat: „Als Spieler mussten wir diese Stufen ganz oft hochrennen.“ In 15 Jahren FCK kam da sicher reichlich was zusammen.

Die riesige Popularität der roten Teufel erklärt der Pfälzer in Diensten der Schwaben mit den Jahren direkt nach dem Zweiten Weltkrieg und ganz besonders mit der Weltmeisterschaft 1954. „Wir hatten damals mit Fritz und Ottmar Walter, Werner Kohlmeyer, Werner Liebrich und Horst Eckel fünf Weltmeister. Fünf von elf Spielern im Finale kamen aus dieser kleinen Stadt. Und das in diesem großen Land, in dieser großen Mannschaft“, erklärt der SG-Trainer und hat dabei automatisch Wir gesagt, als er von seiner Geburtsstadt sprach. Entsprechend zwiespältig sind seine Gefühle vor dem Duell morgen. Einerseits gesteht Hildmann, dass es „wehtut“, den deutschen Meister der Jahre 1951, 1953, 1991 und 1998 in der Dritten Liga erleben zu müssen. Andererseits freut er sich aufs Wiedersehen mit alten Weggefährten und Freunden wie Teammanager Roger Lutz oder Co-Trainer Gerry Ehrmann. „Ich habe dort super schöne Zeiten erlebt, habe beim 1. FC Kaiserslautern zur Zeit von Kosta Runjaic in der Ausbildung zum Fußballlehrer mein Trainerpraktikum gemacht“, nennt Aspachs Coach weitere Berührungspunkte seit seinem Abschied im Sommer vor 18 Jahren, als er als 28-Jähriger zum damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen wechselte.

Ganz gekappt sind die Verbindungen zum Ex-Klub auch heute noch nicht. „Etwas mehr als 100 Freunde, Verwandte und Bekannte kommen morgen in den Fautenhau“, schätzt Sascha Hildmann und berichtet schmunzelnd, dass das Autohaus seines Vaters in Enkenbach schon ein wenig einer Vorverkaufsstelle für die Partie geähnelt hat. Zumal „mein Vater auch noch zwei SG-Schals im Betrieb aufgehängt hat“. Da dürfte dann auch klar sein, für wen das Herz des Herrn Papa am Samstag schlägt. Wie sein Filius ist er diesmal eher nicht für den Fußballstolz der gesamten Pfalz. Sascha Hildmann selbst sagt es so: „Ich drücke dem FCK die Daumen, dass er aufsteigt und Kaiserslautern kann in dieser Saison von mir aus jedes Spiel gewinnen, außer die beiden Partien gegen uns.“

Hildmanns Duell mit der alten Liebe

Sascha Hildmann trug 15 Jahre lang das Trikot der roten Teufel und zählte Mitte der Neunziger unter Trainer Friedel Rausch zum Profikader.