Hoeneß-Protegé Salihamidzic vor Beförderung in den Vorstand

dpa München. Darauf hat Hasan Salihamidzic hingearbeitet. Der von Clubboss Hoeneß geförderte Ex-Profi soll nach drei Jahren als Sportdirektor im Sommer in den Vorstand des FC Bayern aufsteigen. Das will der Aufsichtsrat. Der oft kritisierte Salihamidzic steht aber weiter unter Druck.

Hoeneß-Protegé Salihamidzic vor Beförderung in den Vorstand

Soll zum Sportvorstand beim FC Byern befördert werden: Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Foto: Sven Hoppe/dpa

Nach der letzten Personalentscheidung seiner vier Dekaden langen Schaffenszeit beim FC Bayern kann sich Uli Hoeneß zufrieden aus der ersten Reihe verabschieden.

Mit dem Votum des Aufsichtsrats für eine Beförderung von Hasan Salihamidzic zum Sportvorstand hat der 67-Jährige die Führung des Rekordmeisters für die Zukunft personell weitgehend nach seinem Willen aufgestellt. Das letztmals von Hoeneß geleitete Kontrollgremium sprach sich dafür aus, Salihamidzic im Juli 2020 in den Vorstand zu berufen. Der von Hoeneß protegierte Bosnier hat damit beste Chancen, sich ähnlich wie einst als Fußballer trotz Vorbehalten langfristig bei Bayern durchzusetzen.

Salihamidzic soll neben Oliver Kahn, der im Januar als Vorstand an der Säbener Straße beginnt, eines der Gesichter des Vereins werden - spätestens dann, wenn Karl-Heinz Rummenigge Ende 2021 den Vorstandsvorsitz an den früheren Torwart-Titanen übergibt.

Der Aufsichtsrat verzichtete auf eine sofortige Beförderung des 42-Jährigen in das wichtigste Vereinsgremium und wartet stattdessen das Ende von Salihamidzics aktuellen Vertrag ab. Dennoch ist die Absichtserklärung deutlich. Salihamidzic habe als Sportdirektor seit 2017 „hervorragende Arbeit geleistet“ und das „nicht nur für den Profibereich, in dem er wesentlich für den sportlichen Erfolg der letzten Jahre mitverantwortlich ist, sondern auch für den Bereich der Jugend- und Nachwuchsförderung“, hieß es in einer Mitteilung.

Die Sätze klangen, als hätte sie Hoeneß selbst diktiert. Der bei der Jahreshauptversammlung am Freitag scheidende Vereinspräsident hatte Salihamidzic seit dessen überraschendem Start als Manager im Sommer 2017 stets gegen Kritik in Schutz genommen. Erst am Sonntag beklagte der temperamentvolle Clubpatron bei einem Anruf in einer TV-Sendung den Umgang der Expertenrunde mit Salihamidzic und kündigte an: Mit dem Ex-Profi „werden wir beim FC Bayern noch viel Spaß haben“.

Dafür muss Salihamidzic liefern - an den Erfolgen der nächsten Monate könnten sich die Laufzeit und das Gehalt seines Vertrags als Vorstand orientieren. Zunächst ist ein neuer Cheftrainer zu finden. Ab Januar gilt es, sich neben Kahn - der als Manager-Novize prompt mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet worden war - zu beweisen und zu profilieren. In seinen bisherigen knapp zweieinhalb Jahren als Sportdirektor wurde er von den Bayern-Granden Rummenigge und Hoeneß in der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend in den Schatten gestellt. Eine Szene, wie ihm Rummenigge bei einer Pressekonferenz vor laufenden Kameras ins Wort fiel, ist in München nicht vergessen.

Kritiker werfen Salihamidzic wenig Autorität und mangelnde Visionen vor, außerdem habe sich der Manager bei Transferverhandlungen bisher häufig ungeschickt angestellt und Wunschspieler daher nicht bekommen. Hoeneß trat der Wertung entgegen und schrieb etwa die Verpflichtungen der zwei Weltmeister Benjamin Pavard und Lucas Hernandez sowie des jungen Kanadiers Alphonso Davies seinem Sportdirektor zu.

Salihamidzic ist kein Lautsprecher oder gar Polterer, zum Votum des Aufsichtsrats gab es von ihm zunächst keine Reaktion. Er war aber auch kein schillernder Fußballer - dafür ein erfolgreicher: Eine Dekade lang prägte er das Bayern-Spiel als fleißiger Arbeiter mit, gewann von 1998 bis 2007 unter anderem sechs Meistertitel, vier DFB-Pokale und 2001 die Champions League sowie den Weltpokal. Damit hatten bei seiner Ankunft in München auch nur wenige gerechnet.