Hohe Impfquote mindert allergrößte Sorgen

Eine Umfrage unserer Zeitung zeigt, dass viele Vereine der Region für die Corona-Alarmstufe recht gut gerüstet sind. Bei den drei Handballklubs gibt es kaum Ungeimpfte und im Tischtennis sieht es nicht viel anders aus. Auch bei den Fußballern liegt die Quote meist bei 90 Prozent und mehr.

Hohe Impfquote mindert allergrößte Sorgen

Coronatests helfen mittlerweile nicht mehr weiter. Wer bei Sportveranstaltungen als Zuschauer dabei sein will, der muss geimpft oder genesen sein. 2 G nennt sich die Regel, die zumindest vorläufig für die Sportler in den Hallen und sonstigen Innenräumen Pflicht ist. Foto: Eibner

Von Uwe Flegel

Für Elvira Menzer-Haasis ist die Sache klar: „Nur wenn sich möglichst viele gegen das Virus impfen lassen, kann der Sport- und Ligabetrieb aufrecht erhalten werden. Niemand will einen erneuten Lockdown, bei dem Sport treiben wieder nicht möglich ist.“ Deshalb befürwortet die Präsidentin des Landessportverbandes Baden-Württemberg im Kampf gegen das Coronavirus und die Krise auch „die Impfoffensive des Landes.“

Riesigen Widerspruch bei den Vereinen der Region erntet die oberste Sportfunktionärin im Ländle nicht, wie die Umfrage unserer Zeitung bei über 20 Fuß- und Handball- sowie Tischtennisvereinen zeigt. Denn: Die Impfquote im Sport scheint höher zu sein als im deutschen Durchschnitt. Fast alle Klubs berichten, dass 90 Prozent und mehr ihrer Sportler geimpft sind. Zwar gibt es durchaus Sorgen, noch überwiegt aber die Zuversicht, den dritten Saisonabbruch in Folge verhindern zu können.

Probleme mit neuen Regeln sehen fast nur Rietenau und der Große Alexander

Eine Gefahr, die fast alle der Befragten durchaus sehen. Georgios Doumanis, Vertreter des Fußball-Bezirksligisten Großer Alexander Backnang, erklärt: „Wenn die Infektionszahlen nach der Winterpause weiterhin auf diesem Niveau bleiben und die Alarmstufe immer noch Bestand hat, sehen wir die Weiterführung des Spielbetriebs als kritisch und als nicht angebracht an. Alle sollten die gleiche Chancen auf einen fairen Wettbewerb erhalten.“ Allerdings hatte Doumanis zuvor eingestanden, dass „wir bei unseren Spielern leider eine nicht so hohe Impfquote haben und besonders gefährdet sind, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, wenn die 2-G-Regel in Kraft tritt.“ Eine Befürchtung, die Jürgen Dorn vom TSV Bad Rietenau auch hat, berichtet er doch davon, dass bei seinen Kreisliga-B-Fußballern „die Quote an Geimpften bei 80 Prozent liegt“ und es angesichts einer ohnehin dünnen Spielerdecke Probleme geben kann, wenn Verletzungen dazu kommen.“

Beide Vereine bilden bei den Fußballern in Sachen Impfquote Ausnahmen. Bei allen anderen heißt es: „Fast komplett geimpft“, oder „90 Prozent und mehr.“ Ralf Noack vom SV Unterweissach berichtet sogar: „Bei uns ist der Kader der ersten Mannschaft mittlerweile vollständig geimpft.“ 3 G plus scheint also kein Problem zu sein, zumal der offenbar geringe Rest an Ungeimpften ja die Möglichkeit hat, mithilfe von PCR-Tests weiter mitspielen zu können – nun müssen sie aber Geld in die Hand nehmen, wollen sie ihr Hobby weiter betreiben.

Alle drei Handballvereine sehen sich auf die neue 2-G-Regel gut vorbereitet

Von den Vereinen aller Sportarten sieht jedenfalls so gut wie keiner die Notwendigkeit, eventuell erforderliche PCR-Tests ihrer Spielern zu bezahlen. Das sei finanziell nicht machbar, herrscht in der Frage große Einigkeit. Zudem ist es wegen der hohen Impfquote „für uns nicht relevant“, wie Kristian Mertlik von den auf Bezirksebene um Punkte kämpfenden Handballern der SG Weissach im Tal berichtet. Überhaupt scheinen die Hallensportler gut auf die Alarmstufe vorbereitet zu sein. Vielleicht weil für sie schon zuvor schärfere Vorgaben als für die Freiluftsportler galten. Martina Fricker von der HSG Sulzbach-Murrhardt erzählt: „Wir hatten schon vor dem Ausrufen der Alarmstufe die 2-G-Regel in unseren Hygienekonzepten vorgesehen.“

Recht entspannt gibt sich auch Alexander Hornauer vom HC Oppenweiler/Backnang: „Wir haben alle sieben aktiven Teams und die A-Jugendmannschaften abgefragt. Bis auf ganz wenige Einzelfälle sind alle geimpft, die allermeisten Teams vollständig.“ Deshalb könne beinahe jeder Spieler an Training und Spiel teilnehmen. Hornauer berichtet: „Wir wissen, dass die Situation in fast allen anderen Handballvereinen ähnlich ist.“ Von dieser Seite aus sei der Spielbetrieb durch den Wechsel von 3- auf 2-G deshalb nicht gefährdet.

Mehrere Coronafälle in einer Mannschaft und eine Anordnung vom Gesundheitsamt, mit dem Spiel- und Trainingsbetrieb auszusetzen, sind momentan die große Gefahr, dass nicht gespielt werden kann. So wie bei Aspachs Regionalliga-Fußballern gerade. SGW-Funktionär Mertlik kann sich allerdings durchaus vorstellen, „dass es wieder zu Spielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit kommt, doch darauf sind wir mit einem Livestream vorbereitet“.

Fast, aber nicht ganz so entspannt sind die Tischtennisklubs der Region. Bei ihnen gibt es auch nur wenige Nichtgeimpfte. Doch „die Qualität sinkt, da in jedem unserer sechs Teams auch Leistungsträger darunter sind, die nicht mehr zum Einsatz kommen werden“, weiß Routinier Jürgen Wörner vom TV Murrhardt, dessen Männer bekanntlich in der Verbandsliga starten.

Jutta Ernst hat auch das Pflegepersonal und die Intensivstationen im Blick

Gar in der Oberliga sind die Frauen des TTV Burgstetten aktiv. Deren Teamkapitänin Jutta Ernst erklärt „der Spielbetrieb ist zwar gewährleistet, aber die Anzahl der Ersatzspielerinnen ist reduziert.“ Weil für den Trainingsbesuch für Erwachsene 2 G gilt, sei zudem bereits eine Rückgang im Aktiven-Trainingsbetrieb zu sehen, so Ernst, die noch hinzufügt: „Meine persönliche Meinung ist: Wenn die Intensivstationen und das Pflegepersonal an ihre Grenzen stoßen, sollte man im Freizeitsportbereich eine Pause machen. Aus Solidarität.“ Wie Doumanis bei den Fußballern steht aber auch Ernst im Tischtennis mit ihrer Ansicht eine Ausnahme dar. Zwar bangt der eine oder andere, doch die Zuversicht überwiegt, dass es keinen Abbruch gibt. Jörg Letzgus, Abteilungsleiter des Murrhardter Verbandsliga-Rivalen TSV Oberbrüden, vertraut auf die Impfquote „von über 90 Prozent“.

Eine ähnlich hohe Quote an Geimpften bei den SF Großerlach ist für Rainer Dietrich ebenfalls Grund zur Hoffnung. Der Vorsitzende macht klar, dass ein kleiner Verein wie seine Sportfreunde dennoch Probleme hat, denn „unsere Tischtennis- und Fußballteams müssen trotzdem Spieler ersetzen. Wir aber versuchen aber, die jeweiligen Verbandsspiele ohne Absagen zu bestreiten.“ Zumindest in der Vorrunde, wie Dietrich erklärt und für die Zukunft befürchtet, „dass die verantwortlichen Politiker weitere Regelungen beschließen, die vor allem auf den Breiten- und Hobbysport noch mehr negative Auswirkungen haben.“

Vorgaben, Ausnahmen, Kontrollen und Maßnahmen.

Vorgaben Nachdem die Landesregierung die Alarmstufe ausgerufen hat, sieht die Corona-Verordnung Sport für Nichtgeimpfte und Nichtgenesene im Amateursport weitere Einschränkungen vor. Für solche Spieler und Schiedsrichter gilt im Trainings- wie Wettbewerbsbetrieb im Freien die 3-G+- und im Innenraum die 2-G-Regel. Zuschauern ist der Zutritt zu Veranstaltungen nur noch mit einem 2-G-Nachweis gestattet. Ausdrücklich gelten die Regelungen auch für Fußballspiele im Freien.

Ausnahmen Im Spiel- und Trainingsbetrieb gibt es für sogenannte Beschäftigte Ausnahmen. Dazu zählen Trainer (auch ehrenamtliche) und Vertragsspieler. Für sie genügt im Freien wie in den Innenräumen der Nachweis eines negativen Antigen-Schnelltests. Schüler werden wie Immunisierte behandelt. Personen unter 18, die nicht mehr zur Schule gehen, müssen einen Antigen-Schnelltest vorlegen.

Kontrollpflicht Heimklubs werden auch in der Alarmstufe ihrer Prüfpflicht schon dann gerecht, wenn die Gastvereine bestätigen, dass die jeweiligen Vorgaben erfüllt sind. Ein solches Formular stellt im Internet unter www.wuerttfv.de/corona/ zum Beispiel der Württembergische Fußballverband Verfügung. Es bleibt den Heimklubs überlassen, ob sie dieses Angebot zur Vereinfachung annehmen oder individuelle Kontrollen durchführen. Der WFV verweist zudem darauf, dass wahrheitswidrige Angaben erhebliche rechtliche Konsequenzen haben können.

Verbandsmaßnahmen Die Verbände versuchen, erneute Saisonabbrüche unbedingt zu verhindern. Dafür passt zum Beispiel der HVW seine Durchführungsbestimmungen an. Dort heißt es nun: „Stehen für eine Mannschaft wegen der Anwendung der 3- oder 2-G-Regel zu wenig Spieler zur Verfügung, so ist diese erst dann nicht spielfähig, wenn weniger als fünf Spieler (vor Ort) einsatzfähig sind. Zudem kann für jede Partie das Heim- und das Gästeteam je eine Spielverlegung beantragen.“