Holger Ludwig heuert in den Etzwiesen an

Nachfolge von Evangelos Sbonias geregelt: Fußball-Verbandsligist TSG Backnang angelt sich den Trainer des TSV Heimerdingen

Das ging doch relativ fix. Exakt drei Wochen, nachdem Fußball-Verbandsligist TSG Backnang die bittere Pille schlucken musste, dass sich Erfolgscoach Evangelos Sbonias im Sommer verabschiedet, präsentierten die Roten gestern Abend dessen Nachfolger. Holger Ludwig, derzeit noch beim Ligarivalen Heimerdingen tätig, heuert zur neuen Saison in den Etzwiesen an und hofft, dann bei einem Oberligisten die Kommandos zu geben.

Holger Ludwig heuert in den Etzwiesen an

Rot steht ihm gut, zumindest in Sachen Vereinsfarbe passt Holger Ludwig also schon einmal bestens zur TSG Backnang. Foto: Baumann

Von Steffen Grün

Vor sechseinhalb Wochen, am 22. Februar, kreuzten sich die Wege von Holger Ludwig und der TSG Backnang in der Verbandsliga. Im ersten Spiel nach der Winterpause trat der 38-Jährige mit dem TSV Heimerdingen unter dem Murrtalviadukt an und holte sich mit dem Neuling beim souveränen Spitzenreiter eine 0:3-Klatsche ab. Es ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand, dass nur noch zwei weitere Partien bis zur jähen Unterbrechung der Runde wegen der Coronakrise folgen würden. Ebenso wenig konnten die Macher der Hausherren schon wissen, dass ihnen gut drei Wochen später der aktuelle Trainer Evangelos Sbonias einen Korb in Sachen Vertragsverlängerung geben würde. Insofern ist es völlig glaubhaft, wenn Marc Erdmann versichert, dass es im Zuge des damaligen Duells keinerlei Kontaktaufnahme zu Holger Ludwig gab. „Das war absolut noch kein Thema“, sagt das für die Verbandsliga-Truppe zuständige Vorstandsmitglied der TSG Backnang.

Erst mit dem Nein von Sbonias begann die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für den Erfolgscoach, der den Etzwiesenverein nach seinem Amtsantritt im November 2018 aus einer fast aussichtslosen Lage beinahe noch zum Oberliga-Verbleib geführt hätte und mit ihm derzeit mit elf Punkten Vorsprung an der Spitze der Verbandsliga steht. „Wir hatten viele Bewerbungen auf dem Tisch, haben uns rechtzeitig aber auch unsere eigenen Gedanken gemacht“, schildert Marc Erdmann, wie er in enger Abstimmung mit Sportvorstand Rüdiger Lüftner und Teammanager Isaak Avramidis vorging. Die erste Handynummer, die schließlich gewählt wurde, sei die von Holger Ludwig gewesen. „Er stand bei uns auf der Wunschliste ganz oben.“

Marc Erdmann freut sich auf einen „jungen, aufstrebenden Trainer“

Warum, dafür hat Erdmann eine Reihe von Argumenten. Es handele sich wieder – wie in jüngerer Vergangenheit bei Markus Lang, Beniamino Molinari oder Evangelos Sbonias – um einen „jungen, aufstrebenden Trainer“. Der 38-Jährige passe zum Klub, weil man ihm zutraue, auf dem in den vergangenen Jahren eingeschlagenen Kurs zu bleiben, junge Spieler einzubauen und das komplette Team weiterzuentwickeln. „Holger steht neben seiner fachlichen Kompetenz, seinem Ehrgeiz und Siegeswillen auch für absolute Vereinstreue in einem familiären Umfeld“, ergänzt das TSG-Vorstandsmitglied und verweist in diesem Zusammenhang auf die relativ wenigen Stationen, die Ludwig in seiner langen Spieler- und seiner noch kurzen Trainerkarriere hatte. Erdmann attestiert dem neuen Trainer zudem „Bodenständigkeit, Sozialkompetenz und einen ausgeprägten Teamgedanken“. Nicht zuletzt sei es keine Selbstverständlichkeit gewesen, „mit dem TSV Heimerdingen und dessen Möglichkeiten in die Verbandsliga aufzusteigen“.

Den in Höpfigheim und damit lediglich 20 Kilometer vom Etzwiesenstadion entfernt wohnenden Holger Ludwig mit aller Macht vom Engagement in der Murr-Metropole zu überzeugen, war angesichts dieser Lobeshymnen das klare Ziel. Es wurde unter erschwerten Bedingungen verfolgt, „da aufgrund der geltenden Kontaktsperre vor allem über Skype verhandelt wurde. Das dürfte in der Form einmalig sein“, erzählt Erdmann. Von Vorteil war unter diesen Umständen, dass sich beide Seiten bereits vorher kannten. „Daher war der persönliche Vier-Augen-Kontakt nicht zwingend nötig.“ Schon als Spieler habe man den Weg des Ex-Kapitäns des SGV Freiberg und des FSV 08 Bissingen verfolgt, „er hat stets auf und neben dem Platz Verantwortung übernommen, war Leader und Stratege zugleich im zentralen Mittelfeld“.

Ausgestattet mit einem Zweijahresvertrag soll Holger Ludwig ab Sommer beim Backnanger Traditionsverein von der Seitenlinie den Takt vorgeben. „Es hat mich gefreut, dass die TSG auf mich zugekommen ist“, erklärt der gebürtige Marbacher, „das ist ein Verein, der in den vergangenen Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen hat. Es reizt mich, diese interessante Aufgabe zu übernehmen.“ Wohl mit Mario Marinic als spielendem Assistenzcoach, denn laut Marc Erdmann befinden sich die Roten mit dem 35-jährigen Torjäger „auf der Zielgeraden zur Vertragsverlängerung“. Erste Telefonate zwischen den künftigen Partnern, die sich als Spieler gut kennen, aber keinen näheren Kontakt hatten, gab es bereits. In aller Offenheit räumt Ludwig derweil ein, sich mit dem TSV Heimerdingen bereits im Januar mündlich über die weitere Zusammenarbeit in der nächsten Saison geeinigt zu haben. „Ohne die Anfrage aus Backnang wäre ich auch definitiv geblieben.“ Der Verein sei ihm seit 2017 ans Herz gewachsen, er gehe im Guten. Nun bleibt ihm nur noch die Hoffnung, dass diese Saison trotz Coronakrise beendet werden kann, Backnang in die Oberliga aufsteigt und Heimerdingen in der Verbandsliga bleibt. Wird die Runde abgebrochen, könnte ein realistisches Modell zu denselben Ergebnissen führen.

Zur Person
Holger Ludwig