Holger Steck: Ex-Europameister im Dienst seines Sports

Der 54-Jährige tut sehr viel dafür und legt auch großen Wert darauf, dass sich der Dartsport in den vergangenen 20 Jahren weiterentwickelt und dass der Blick darauf sich gewandelt hat. So sind Wettkämpfe in verrauchten Gaststätten und mit reichlich Alkoholkonsum längst Geschichte.

Holger Steck: Ex-Europameister im Dienst seines Sports

Könner im Umgang mit Pfeilen und Scheibe: Holger Steck. Der Ex-Europameister kämpft darum, andere für Dart zu begeistern. Foto: Alexander Becher

Von Andreas Ziegele

Heute geht sie wieder los, die Dart-WM im legendären Londoner Ally Pally oder auch Alexandra Palace, wie die Sportstätte offiziell heißt. Das freut auch Holger Steck – aus verschiedenen Gründen. Er selbst war mit seiner Frau im Jahr 2008 als Zuschauer vor Ort. „Das war ein Riesenerlebnis und man muss das auf jeden Fall einmal erlebt haben“, sagt er und man sieht ihm die Begeisterung an. Zum einen ist dieses Ereignis Werbung für den Dartsport. „So viele Leute, darunter auch solche, die sich nicht für Dart interessieren, sitzen in diesen Tagen vor den Bildschirmen und sorgen dadurch für Aufmerksamkeit für diesen Sport“, so Steck. Zum anderen bringt es auch neue Mitglieder für die Dartvereine im Amateurbereich.

Nicht nur umtriebiger Funktionär, sondern auch Könner im Umgang mit Pfeilen und Scheibe

Der 54-Jährige ist so etwas wie der Mister Dart der Region. Er ist Vorsitzender der Rems-Murr-Dartliga, die von Stecks Vater im Jahr 1994 gegründet wurde, und selbst mit den Pfeilen noch aktiv unterwegs. Neben seiner Funktionärstätigkeit ist er Kapitän des Steeldartteams aus Urbach in der Schwabenliga und hat sich vor allem die Jugendarbeit auf die Fahnen geschrieben. Wie weit sein Engagement dabei geht, zeigt sich auch darin, dass Steck für die Jugendlichen auf eigene Rechnung einen Dartautomaten angeschafft hat, Neupreis immerhin fast 4000 Euro. „Ich habe aber einen gut erhaltenen gebrauchten für 1500 Euro erstanden“, sagt der Schwabe und ist sich sicher, dass das eine gute Investition war. Fürs kommende Jahr haben er und seine Mitstreiter geplant, dass „wir ins Ferienprogramm der Stadt Backnang einsteigen wollen und hier versuchen, junge Menschen für den Sport zu begeistern“. Da müssen dann andere Interessen schon mal hinten anstehen, zum Beispiel das Motorradfahren. „Unser Wohnmobil ruft auch ab und zu nach uns. Dann lassen wir den Motor im Hof mal laufen“, sagt Steck und lacht dabei.

Seit fast vier Jahrzehnten im Dartsport unterwegs

Seit 1986 ist Dart für Steck die Sportart Nummer eins. Alles begann für ihn in der Gaststätte Storchen in der Backnanger Uhlandstraße. „Seither spiele ich Steel- und E-Dart“, sagt er. Seine größten Erfolge feierte er im Jahr 1998 im Elektronikdart. Im türkischen Mamaris wurde der damals 30-Jährige mit seinem slowenischen Doppelpartner Europameister. Zwei Jahre später dann ein weiterer Höhepunkt: Mit dem Team der Ghost-Darters Stuttgart ging es nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 1999 zur Weltmeisterschaft nach Las Vegas. „Da haben wir aber nichts erreicht“, sagt er ganz sachlich. „Wir waren das erste Mal in Amerika, im glitzernden Las Vegas in einem Hotel mit 400 Automaten.“ Er sieht das als Grund fürs sportliche Ergebnis, das als Erlebnis aber in Erinnerung blieb.

Wie jeder Dartspieler hat auch Steck einen sogenannten Nickname. „Auf manchen meiner Trikots steht noch der Name Asterix drauf“, verrät er und schmunzelt. „Das lag daran, dass mein Doppelpartner eine Figur wie Obelix hatte und ich im Verhältnis zu ihm klein war und lange Haare hatte.“

Ein kühler Kopf ist der Schlüssel zum Erfolg

Warum hat es für Steck nicht zur Profikarriere gereicht? „Ich hätte in einer anderen Zeit geboren werden müssen. Wir waren damals auch sehr gut und hätten weit kommen können, aber der Dartsport hatte noch mit dem schlechten Image von verrauchten Kneipen und reichlich fließendem Alkohol zu kämpfen.“ Dadurch haben nach seinen Worten auch Sponsoren einen Bogen um den Sport gemacht. Das ist heute ganz anders. Darauf legt er auch besonderen Wert. „Unsere Wettkampfstätten sind rauchfrei und sobald Kinder oder Jugendliche mit dabei sind, findet auch kein Alkoholausschank statt.“ Das gilt auch für die Räumlichkeiten in der früheren Gaststätte Krone in Weissach, die als Trainings- und Heimspielort genutzt wird.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt beim Dart übrigens nicht in der Grundtechnik. „Erfolgreiches Dartspielen findet zu 90 Prozent im Kopf statt“, so Steck. „Werfen können eigentlich alle, aber wenn der Kopf nicht mitspielt, triffst du nie dorthin, wo du treffen möchtest.“ Auch hier verweist er nochmal auf die WM im Hexenkessel Ally Pally. „Wenn die Spieler hier nicht in sich ruhen, mit 5000 grölenden Fans in der Halle, können sie auch nicht erfolgreich sein.“ Diese mentale Stärke müssen auch junge Spieler mitbringen. Das allein reicht aber noch nicht. „Man braucht Erfahrung und die bekommt man nur, wenn man trainiert und Pfeile wirft, so oft es irgendwie geht.“

Auf den Punkt genau

Steel- und E-Dart Beim Steeldart haben die Pfeile eine Spitze aus Metall und eine Länge von bis zu 30,5 Zentimeter. Es wird auf eine Dartscheibe aus Sisal geworfen.

Beim Elektronikdart (E-Dart), auch Automatendart genannt, haben die Darts eine Spitze aus Kunststoff und eine Länge von 16,8 Zentimeter darf nicht überschritten werden.

Varianten 301/501 sind bei Turnieren die Grundlage. Jeder Spieler hat dabei 301 und 501 Punkte. Abwechselnd werden drei Pfeile auf die Scheibe geworfen. Die erzielten Zähler werden von den 301 oder 501 abgezogen. Sieger ist, wer zuerst genau auf Null kommt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Spiel zu beenden. Die häufigste ist Double Out. Zum Beenden muss ein Doppelfeld getroffen werden.

Schnupperchance Wer sich für Dart interessiert, darf freitags zum Training ab 19 Uhr in der Krone in Weissach dazukommen.