HSV-Aufsichtsratschef Jansen will nicht Vorstandsboss werden

Von Von Claas Hennig und Franko Koitzsch, dpa

dpa Hamburg. In Corona-Zeiten geht der Hamburger SV neue Wege. Erstmals findet eine digitale Pressekonferenz statt. Gast ist Präsident und Aufsichtsratschef Marcell Jansen. Und der neue starke Mann des Fußball-Zweitligisten will gleich etwas klarstellen.

HSV-Aufsichtsratschef Jansen will nicht Vorstandsboss werden

Will noch nicht Vorstandsboss beim HSV werden: Aufsichtsratchef Marcell Jansen. Foto: Axel Heimken/dpa

Der neue starke Mann des Hamburger SV blieb in seinen Aussagen zur Zukunft des Fußall-Zweitligisten in Corona-Zeiten sehr vage. Nur bei den persönlichen Karriere-Plänen wurde Club-Präsident Marcell Jansen konkret.

Nach seiner Wahl zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats der HSV Fußball AG strebe er nicht den Posten des Vorstandschefs an, machte der 34-Jährige in der ersten digitalen Pressekonferenz der Vereinsgeschichte deutlich.

„Das ist in dieser Amtsperiode definitiv nicht mein Ziel“, sagte der frühere Nationalspieler. Diese dauert bis 2022. Im Januar des vergangenen Jahres war er zum Oberhaupt des Gesamtvereins gewählt worden. „Ich habe mich mit Leib und Seele für das Präsidentenamt im HSV beworben, und es erfüllt mich komplett, denn ich brenne für diesen Verein.“ Auch perspektivisch habe er keine ausgearbeitete Agenda. Was in fünf oder in zehn Jahre sei, könne er aber natürlich nicht sagen.

Nach seinem Aufstieg an die Spitze des Aufsichtsrats hatte es Spekulationen gegeben, er wolle Nachfolger von Vorstandschef Bernd Hoffmann werden. An dessen Absetzung durch das Kontrollgremium am Samstag war Jansen maßgeblich beteiligt. Der Entscheidung war ein Zerwürfnis des 57-jährigen Hoffmann mit seinen Vorstandskollegen Jonas Boldt (Sport) und Frank Wettstein (Finanzen) vorausgegangen. Vorerst werden die beiden die Geschäfte führen.

Die Hoffmann-Befürworter Max-Arnold Köttgen und Thomas Schulz traten als Folge des Beschlusses aus dem Aufsichtsrat zurück, Jansen rückte als Köttgen-Nachfolger an die Spitze des auf fünf Personen geschrumpften Gremiums. „Die Glückwünsche, die ich bekomme habe, ordne ich für mich schon anders ein. Da ist Demut erst einmal gefragt bei so einer schwierigen Entscheidung“, meinte Jansen und beschrieb die jüngste Zeit als „turbulente Wochen“.

Da dem früheren Profi eine Nähe zu Investor und AG-Anteilseigner Klaus-Michael Kühne nachgesagt wird, gilt der Milliardär mit Wohnsitz in der Schweiz als der heimliche Gewinner des Machtkampfs. Der 82 Jahre alte Unternehmer hatte sich schon früh gegen Hoffmann positioniert und begrüßte daher den Wechsel an der Spitze.

„Die Entscheidung auf dem Rücken eines großen HSV-Fans und Förderers auszutragen, ist komplett falsch“, meinte Jansen über Spekulationen, Kühnes Freigiebigkeit sei von der Besetzung des Vorstandsstuhls abhängig. Seit er Präsident sei, habe er in regelmäßigen Abständen Kontakt zu Kühne. „Und das wird auch so bleiben.“

Dass Kühnes Bedeutung für den Verein angesichts der existenzbedrohlichen Folgen der Corona-Krise noch wachsen könnte, bleibt unbestritten. Jansen wollte auch nicht ausschließen, dass die 24,9-Prozent-Klausel fällt. Die Club-Satzung schreibt vor, dass der Verein nur bis zu 24,9 Prozent der AG-Anteile verkaufen darf. Kühne hält 20,6 Prozent. Er hatte immer wieder Interesse gezeigt, diesen Anteil zu erhöhen.

„Das Thema Eigenkapital ist immer ein wichtiges Thema. Wir müssen dabei gucken, was man alles ausschöpfen kann, um gestärkt durch Corona durchzukommen“, meinte Jansen. „Es ist immer das Ziel, den Verein abzusichern. Wir müssen Szenarien vorbereiten, eng zusammenrücken und immer in Absprache mit den Mitgliedern agieren.“

In der Zeit der Pandemie sieht Jansen den Verein trotz hoher Verbindlichkeiten gut aufgestellt. „Die aktuelle Stabilität macht uns Hoffnung, dass der HSV gut durch die Corona-Krise kommt“, sagte er. Entscheidend werde sein, wie die Auswirkungen am Ende wirklich sind, „ob die Stadien leerbleiben müssen und wann wieder Fußball gespielt wird“.