Wehe, die Nachspielzeit beginnt: HSV-Aufstieg gefährdet

Von Von Claas Hennig, dpa

dpa Hamburg. Verstolpert der Hamburger SV erneut den Bundesliga-Aufstieg? Nach dem Ende der Corona-Pause verliert der HSV durch späte Gegentore in drei von fünf Partien fünf Punkte. Auch am Montag beim 3:3 gegen Holstein Kiel. Das einzig Gute: Die Konkurrenz macht es nicht besser.

Wehe, die Nachspielzeit beginnt: HSV-Aufstieg gefährdet

HSV-Trainer Dieter Hecking (M) ist nach dem 3:3 bedient. Foto: Christian Charisius/dpa-Pool/dpa

Pech, Unvermögen oder doch ein Kopf-Problem? Der Hamburger SV und der Fluch der späten Gegentore geben Trainer Dieter Hecking einige Rätsel auf.

„Ich kann es auch nicht beantworten. Da eine Antwort zu finden, wäre wahrscheinlich etwas für Psychologen“, sagte er nach dem Last-Second-Schock beim 3:3 im Nordduell gegen Holstein Kiel.

Durch das Remis verpasste es der HSV vor der entscheidenden Schlussphase in der 2. Fußball-Bundesliga den Sprung auf einen direkten Aufstiegsplatz. „Das sind Dinge, die sehr, sehr wehtun“, sagte der 55-Jährige. „Das sind Punktverluste, die braucht keiner.“

Nach dem Ende der Corona-Zwangspause kassierte seine Mannschaft in drei von fünf Spielen in den jeweiligen Nachspielzeiten Gegentore: beim 2:2 gegen Fürth, beim 2:3 gegen den VfB Stuttgart und nun gegen Kiel. „Das kann einmal passieren, aber dreimal in so kurzer Zeit darf so was einfach nicht passieren“, sagte Hecking.

Die Realität ist aber: Der HSV hinkt mit 50 Zählern weiter hinter Tabellenführer Arminia Bielefeld (57) und dem VfB Stuttgart (52) hinterher und hat es in den letzten vier Spielen nicht in der eigenen Hand. Hinter den Hamburgern lauert auch noch der 1. FC Heidenheim (48). Er könnte den HSV vom Aufstiegsrelegationsplatz verdrängen. Es droht dasselbe Szenario wie 2019, als der HSV als Vierter den Aufstieg verpasste. Aus der Zweitliga-Stippvisite nach dem Abstieg 2018 könnte ein Daueraufenthalt werden.

Die Hoffnung des HSV: Die Rivalen aus Stuttgart und aus Heidenheim geben auch nicht gerade Beispiele der Konstanz ab. Am Wochenende waren die Stuttgarter nur zu einem 0:0 gegen den VfL Osnabrück gekommen. Das erste Spiel nach dem Ende der Corona-Auszeit hatten sie beim Abstiegskandidaten Wehen Wiesbaden verloren, auch in Kiel kassierten sie eine Niederlage. Die Heidenheimer unterlagen beim Neustart in Bochum und am Sonntag in Hannover.

„Keine Mannschaft ist so souverän, dass sie ihre Spiele sicher nach Hause bringt“, analysierte Hecking. Aber keines der anderen Teams schafft es wie die Hamburger, so regelmäßig in der Nachspielzeit leichtfertig Punkte wegzuwerfen. Das 3:3 mit der letzten Offensivaktion des Spiels durch den Kieler Jae Sung Lee war sinnbildlich: Je näher der Schlusspfiff kommt, desto nervöser agieren die Hamburger bei knappen Spielständen.

„Das ist, was uns maßlos ärgert. Nicht weil die Gegner uns an die Wand spielen, sondern weil wir es nicht zu Ende verteidigt bekommen“, meinte Hecking. Das müsse „schleunigst“ abgestellt werden.

Immerhin hat der Trainer gegen den Nachbarn aus dem Norden auch Positives gesehen. „Wir haben auch gute Dinge gemacht im Spiel, haben Nehmer-Qualitäten bewiesen.“ Zweimal steckten die Hamburger Rückschläge weg: Die frühe Führung durch Alexander Mühling (9.) drehten sie durch Aaron Hunt (21./Foulelfmeter) und Joel Pohjanpalo (23.) bis zur Pause, den Ausgleich zum 2:2 von Emmanuel Iyoha (64.) konterte Pohjanpalo (67.) erneut. Auf Lees Treffer hatte der HSV dann keine Zeit mehr zu reagieren.

Vor allem Kapitän Hunt und die finnische Leverkusen-Leihgabe Pohjanpalo erweisen sich derzeit als Stabilitätsfaktoren im HSV-Spiel. Der 33-jährige Hunt ist als Antreiber und Ideengeber kaum zu ersetzen. Der 25-jährige Pohjanpalo hat sich mit sieben Toren seit seinem Wechsel in der Winterpause einen Platz im Offensivzentrum erobert. Als beide nicht mehr im Spiel gegen Kiel waren, verloren die Hamburger ihre Linie und Punkte.