Hütters Déjà-vu: Augsburger Sieg bringt Gladbach in Gefahr

Von Von Klaus Bergmann, dpa

dpa Augsburg. Adi Hütter startet als Trainer in Mönchengladbach exakt so schwach wie einst in Frankfurt. Dort kam später eine Blütezeit - nun wieder? Beim 0:1 in Augsburg überlistet ihn der gegnerische Trainer.

Hütters Déjà-vu: Augsburger Sieg bringt Gladbach in Gefahr

Startet als Trainer in Mönchengladbach exakt so schwach wie einst in Frankfurt: Adi Hütter (M). Foto: Matthias Balk/dpa

Ein glückliches Joker-Händchen wie Markus Weinzierl mit Florian Niederlechner beim Augsburger „Drehbuch“-Sieg hätte auch Adi Hütter gerne gehabt.

Stattdessen muss der Österreicher nach dem 0:1 (0:0) in Augsburg die erste Krise als Gladbach-Trainer managen. „Wir sind sehr enttäuscht und verärgert, dass wir nicht mal einen Punkt mitnehmen“, sagte Hütter nach der dritten Auswärtsschlappe.

Der im Sommer für 7,5 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt nach Gladbach geholte Hütter soll die Borussia eigentlich zurück nach Europa führen. Doch jetzt fällt die Startbilanz exakt so mager aus, wie vor drei Jahren bei seinem Beginn in Frankfurt: Vier Punkte nach fünf Spieltagen. Die spätere Blütezeit der Eintracht unter Hütter könnte auch den Gladbachern Mut machen. „Man muss immer den neuen Coach kennenlernen“, sagte Kapitän Lars Stindl am Samstagabend im ZDF-Sportstudio zu typischen Anpassungsproblemen in der Startphase.

Hütter: Jammern hilft nicht

Der Kopf der Mannschaft warnte aber auch, dass diese Phase „so langsam“ vorbei sein müsse. „Wir müssen die Qualitäten, von denen wir immer reden, auch auf den Platz bringen und in Ergebnisse ummünzen“, sagte Stindl. Über 70 Prozent Ballbesitz hatten die Borussen in Augsburg. Aber mehr als einen Klasseangriff beim nicht zählenden Abseitstor von Alassane Plea brachten sie nicht zustande.

„Wir spielen und spielen, kommen aber nicht in den Sechzehner und werden nicht gefährlich. Wir hatten keine Idee, in der Box Gefahr auszustrahlen. Aber wenn wir nicht dieses Tor erzwingen, werden wir keine Punkte holen. In der Gefahr befinden wir uns gerade“, mahnte Stindl genervt. „Wenn ich die zweite Halbzeit sehe, ist es einfach ärgerlich, dass wir kein Kapital daraus schlagen“, stöhnte Hütter.

„Jammern“ helfe aber nicht, sondern nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. „Jetzt wartet Borussia Dortmund auf uns, das ist nochmal ein ganz anderes Kaliber“, sagte Hütter mit Blick auf die spezielle Partie gegen seinen Vorgänger Marco Rose. Hütter weiß, dass er den Trend kippen muss: „Wir müssen versuchen, in die Erfolgsspur zu finden.“

FC Augsburg hat clever gespielt

Augsburg ist das erstmal gelungen, mit Glück und einem Plan. Im Endeffekt überlistete Weinzierl Gegenspieler Hütter. „Wir haben taktisch clever gespielt. Wir haben in den ersten beiden Heimspielen acht Gegentore bekommen, weil wir mitgespielt haben, weil wir naiv gespielt haben“, begründete Weinzierl die Herangehensweise, der Borussia den Ball weitgehend zu überlassen und selbst zu kontern.

Dass ein Konter über den starken Ruben Vargas, der Niederlechner das erst zweite Augsburger Saisontor auflegte, zum Erfolg führte und Weinzierls Plan aufgehen ließ, war das passende Happy End. „Es ist Wahnsinn. Der Trainer hat das Drehbuch gestern schon geschrieben gehabt, und wir haben es genauso gespielt“, sagte Niederlechner.

Im Teamhotel hatten Weinzierl und Niederlechner festgelegt, dass der von muskulären Problemen geplagte Torjäger besser mal kraftvoll als Joker kommen sollte. „Der Trainer hat gesagt, wir machen es so: 'Ich lasse den Andi (Zeqiri) von Anfang an spielen. Und du kommst rein und entscheidest das Spiel“, erzählte Niederlechner: „Unglaublich, manchmal schreibt der Fußball einfach unfassbare Geschichten.“

Nach dem Schlusspfiff legte Weinzierl einen fulminanten Sprint auf den Rasen zu Niederlechner hin und fiel seinem Matchwinner dankbar um den Hals. Da ging es dann auch noch mal kurz um das Joker-Drehbuch. „Ja, wir haben es so besprochen“, sagte Weinzierl, „aber, dass es so glücklich läuft, ist nicht planbar.“ Absolut geplant war aber, „dass wir nicht so viel Ballbesitz haben und den Gegner auskontern wollen“.

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