Im Finale hauchdünn das Nachsehen

Nach zwei deutschen Meistertiteln in Folge müssen Backnangs Judo-Frauen in dieser Saison denkbar knapp Speyer den Vortritt lassen

Die Erstliga-Finalrunde wurde für Backnangs Judo-Frauen zur mentalen Belastungsprobe. War das Viertelfinale gegen Düsseldorf noch eine klare Sache, so gab es im Halbfinale und Finale Zitterpartien, wie sie das Team selten erlebt hat. Den Kampf um Gold gegen Speyer verlor die TSG beim 7:7 nur aufgrund der Unterbewertung. „Wir haben den zweiten Platz gewonnen, keinen Titel verloren“, nahm es Trainer Jens Holderle locker, dass es nicht zum dritten Titel in Serie reichte.

Im Finale hauchdünn das Nachsehen

Silber gewonnen, nicht Gold verloren: Für Backnangs Judo-Frauen war auch Platz zwei durchaus ein Grund zur Freude.Foto: P. Averhage

Von Katharina Klein

Der Einstieg: Zum Beginn der Play-offs in Wiesbaden stand für Backnangs Frauen das Viertelfinale gegen den JC 71 Düsseldorf an. Der Meister der Jahre 2017 und 2018 hatte mit dem Dritten aus der Nordgruppe leichtes Spiel. 14:0 ging das Duell aus. Das klare Ergebnis kam zum einen durch acht vorzeitige Erfolge in weniger als einer Minute zustande, zum anderen konnte Düsseldorf vier Gewichtsklassen nicht besetzen. Zwei Kämpfe schafften es immerhin über die zwei Minuten-Marke. Jasmin Delorme (über 78 Kilogramm) gewann nach 2:08 Minuten gegen Lea Folkerts. Nur zwei Sekunden länger benötigte TSG-Eigengewächs Helena Grau (bis 48), bis sie Lena Föster bezwungen hatte. Der Grund für das spärlich besetzte Team aus dem Rheinland waren etliche Ausfälle. Weil die Düsseldorferinnen die Misere hatten kommen sehen, entschuldigten sie sich schon im Vorfeld der Titelkämpfe telefonisch für ihre magere Aufstellung. Für Backnang war’s ein Spaziergang ins Halbfinale, in dem wie 2018 in der Karl-Euerle-Halle der nun aber mit dem Heimvorteil ausgestattete JC Wiesbaden wartete.

Das Halbfinale: Nach dem leichten Aufgalopp kam es gegen Nordmeister Wiesbaden zum ersten Nervenspiel. Die Murrtalerinnen lagen nach dem ersten Durchgang mit 3:4 hinten. Lubjana Piovesana (bis 63), Luise Malzahn (bis 78) und Katharina Menz (bis 48) hatten sich gegen ihre Kontrahentinnen behauptet. Im ersten Duell nach der Pause schaffte Piovesana den Ausgleich. In der Folgezeit ging es immer hin und her. Malzahn und Menz setzten sich abermals durch, zudem holte Caroline Fritze (bis 57) einen Punkt. Als alle 14 Kämpfe absolviert waren, stand es 7:7. In solchen Fällen wird gelost, um eine Entscheidung zu finden: Drei Gewichtsklassen müssen ein zweites Mal ran.

Für Backnang war es Glück, dass es die Klassen bis 48 Kilogramm mit Menz und 63 Kilogramm mit Piovesana traf, und Pech, dass dazu die Kategorie über 78 Kilogramm kam. Das Schwergewicht hatten zuvor Antoinette Hennink und Jasmine Delorme ohne Erfolg übernommen. Dagegen ist die Wiesbadenerin Rochele Nunes in der Plus-Region beheimatet, weshalb dieser Punkt so gut wie sicher verloren war. „Wenn niemand in der obersten Gewichtsklasse verfügbar ist, wird es kritisch“, weiß Holderle. Menz besiegte Mira Ulrich mit einer Wertung über die volle Kampfzeit. Die Führung ging aber direkt danach durch die erwartete Niederlage von Delorme wieder flöten. Piovesana wurde somit zur alles entscheidenden Figur. Sie räumte Vivian Herrmann in einer Minute und vier Sekunden aus dem Weg. Das Finale gegen Speyer war gebucht.

Das Finale 2.0: Schon oft duellierten sich die TSG und der JSV Speyer, im Vorjahr holte sich Backnang gegen die Rheinland- Pfälzerinnen den Titel. Dieses Mal war es so spannend wie selten zuvor. „Es war eine Begegnung auf Augenhöhe“, bewertete Holderle die Auseinandersetzung. Wie im Halbfinale lag Backnang zur Halbzeit mit 3:4 hinten. Malzahn, Sanne van Dijke (bis 70) und Menz waren die Punktesammlerinnen. Nach der Pause kamen zwei Zähler für Wiesbaden hinzu – gefolgt von vier Triumphen für Backnang, die aufs Konto von Alina Böhm (bis 78), Fritze (bis 57), Chiara Serra (bis 52) und van Dijke gingen. „Alina hat das Team zurückgeholt, Chiara ist über sich hinausgewachsen. Es war toll“, freut sich der Trainer über die Leistungen. Die Kämpferinnen aus dem Ländle überholten Speyer um einen Zähler und hatten sieben Punkte beieinander.

Zum letzten Duell trat Menz gegen Mascha Ballhaus an, nach 20 Sekunden warf Letztere die Backnangerin. Der Endstand lautete 7:7, Menz war bitter enttäuscht. Denn dieses Mal entschied nicht das Los über den Gewinn, sondern die Unterbewertung – hier lag Speyer mit 70 Punkten sechs Zähler vorne. „Ohne Katharina wären wir nicht im Finale gelandet, sie hat wichtige Punkte geholt. Am Ende fehlte das Quäntchen Glück“, betonte Holderle. Insgesamt ist er stolz auf die Leistung der Truppe und äußert seine Anerkennung: „Es haben sich alle in den Dienst der Mannschaft gestellt. Sie haben gigantisch gekämpft. Es war eine Top-Leistung.“

Im Finale hauchdünn das Nachsehen

Packte im Halbfinale entschlossen zu: TSG-Judoka Luise Malzahn (rechts).Foto: U. Scherbaum