Lautertal-Bikemarathon: In Spiegelberg hat der Radsport Vorfahrt

Die kleine Gemeinde steht beim Lautertal-Bikemarathon schon am frühen Morgen ganz im Zeichen einer der größten Veranstaltungen der gesamten Region. Der ausrichtende Feuerwehrförderverein verzeichnet erneut über 600 Teilnehmer.

Lautertal-Bikemarathon: In Spiegelberg hat der Radsport Vorfahrt

Der Anstieg vom Fasanenweg hoch zum Sportplatz kostet viele Teilnehmer stets die letzten Körner. Nicht jeder meisterte das Steilstück mit einem Lächeln im Gesicht. Foto: Tobias Sellmaier

Von Uwe Flegel

Spiegelberg. Bereits einen knappen dreiviertel Kilometer vor dem Ortsschild stehen am frühen Sonntagmorgen die ersten geparkten Autos. Hintendrauf, daneben oder gar im Laderaum des einen oder anderen Sprinters sind Fahrräder zu sehen. Daneben Männer und ein paar Frauen, die sich umziehen und fertig machen für den Start beim 15. Lautertal-Bikemarathon. Vom Parkplatz gegenüber der Sprungschanze bis weit in den Ort hinein reiht sich Fahrzeug an Fahrzeug. Deutlich mehr als einen Kilometer lang ist die Reihe an Autos. So wie eigentlich immer, seitdem 2006 der erste Bikemarathon in der kleinen Lautertalgemeinde stattfand.

Auch diesmal sind es über 600 Starter, die den 27,6 Kilometer langen Rundkurs mit 735 Höhenmetern vom Startplatz zwischen Grundschule und dem Vereinsheim des Sportvereins aus ein-, zwei- oder gar dreimal in Angriff nehmen. Schließlich haben die Veranstalter in Spiegelberg ja drei Streckenlängen im Angebot. Wobei die Starter erst einmal vom Dorf zum Start hochstrampeln müssen, denn ab der Rathauskurve ist die Straße für Autos gesperrt. Der Rad- und Fußverkehr hat in Spiegelberg zumindest für ein paar Stunden Vorfahrt. Diejenigen, die den Anstieg hoch zum Sportplatz nicht auf zwei Beinen, sondern auf zwei Rädern zurücklegen können, haben eindeutig Vorteile. Erst recht, wenn sie auf dem Sattel eines E-Bikes sitzen. Die sind allerdings noch in der Unterzahl. Die große Mehrheit setzt auf die eigene Muskelkraft.

Der Anstieg hoch nach Dauernberg fordert die Akteure

Wobei es unter den Teilnehmern durchaus den einen oder anderen gibt, der sich nicht erst ab der Lautertalschanze abstrampelt, um beim Rennen mitmachen zu können. Walter Deess zum Beispiel erzählt: „Ich bin von Steinbach hergefahren, dann bin ich schon warm, wenn es losgeht.“ Es hat eben Vorteile, wenn man sich dort auskennt, wo man lebt. So wie der Backnanger, der weiß: „Gleich nach dem Start führt der Kurs hoch nach Dauernberg. Da zieht es dir gleich den Stecker, wenn du nicht schon auf Touren bist.“ Gut 450 Höhenmeter gilt es auf den ersten rund drei Kilometern hoch in den Teilort zu bewältigen. „Auf 17 bis 18 Prozent“ schätzen Siegfried Rosenberger und Uwe Bossert die steilsten Stellen am steilsten Anstieg des Rennens. Angaben, die von Fachmännern kommen, stammen sie doch vom Vorsitzender des ausrichtenden Feuerwehrfördervereins sowie dem Bürgermeister und damit auch von den Köpfen des Organisationsteams.

Diesmal sitzt das Duo allerdings nicht auf einem Sattel, sondern eilt zu Fuß zwischen Start und Ziel umher. Schaut, dass alles passt und dass möglichst alle zufrieden sind. Dazwischen bleibt für beide allerdings auch Zeit, oben am Sportplatz beim Stich hoch vom Fasanenweg zum Kunstrasenplatz am Rand zu stehen und die schwitzenden, keuchenden oder eiligst vorbeieilenden Radsportler anzufeuern. Bei diesem Anstieg schätzen die Lokalmatadoren die steilste Stelle auf „13 bis 14 Prozent“. Ist Dauernberg so etwas wie Spiegelbergs Antwort auf Alpe d’Huez bei der Tour de France, dann ist das Steilstück kurz vor dem Ziel hier der Tourmalet für Breitensportler. Auf jeden Fall ist er noch einmal eine echte Herausforderung gegen Ende eines ohnehin recht anstrengenden Spaßes.

Das gilt auch für einen wie Oliver Mattheis, den Sieger über die 83-Kilometer-Distanz. Er sagt: „Das haut schon noch einmal rein.“ Ein Urteil, das von einem kommt, der im Straßenradsport amtierender Landesmeister ist, einst im deutschen Junioren- sowie U-23-Nationalteam fuhr und der das erste Mal in Spiegelberg am Start ist. „Für mich ist das ein schöner Saisonabschluss“, sagte der gebürtige Füssener, der seit kurzer Zeit in Singen lebt und deshalb die Fahrt ins Lautertal auf sich genommen hat: „Denn von Singen aus ist das machbar, da es ja von Stuttgart aus nicht so weit entfernt ist.“

Hertners Ortskenntnis zahlt sich beim Schlusssprint hoch zum Sportplatz aus

Noch geringer war die Entfernung für den aus Nordheim stammenden Luca Hertner, den Gewinner auf der Kurzdistanz (eine Runde). Bei dem für den RC Komet Ludwigsburg fahrenden Sportler, reichte die Kraft gar, um kurz vor dem Ende der 27,6 Kilometer noch den Berg hochzusprinten und sich den Sieg vor Gabriel Maier (Hausach) zu sichern. Vier Sekunden trennten die zwei und Hertner, der 2018 schon Sieger und zuvor mehrfach unter den ersten drei war, erzählte: „Ich kannte die Strecke ja und wusste, man muss es beim Zielanstieg unten probieren, dann hat man die besten Chancen.“ Das klappte bestens. Auch „weil die vielen Zuschauer den Berg rauf einen noch mal zusätzlich pushen“, wie der strahlende Sieger berichtete, ehe er sich nach der Siegerehrung auf den Weg runter zu einem der vielen Autos zwischen Lautertalschanze und Spiegelberger Rathaus machte.