Jede zweite Woche ein Coronatest

Aufgrund seiner Krankheitsgeschichte muss Allmersbachs Trainer Johannes Stanke besonders große Vorsicht walten lassen und kann es trotzdem kaum erwarten, bis er mit dem Fußball-Landesligisten wieder auf den Rasen zurückkehren darf.

Jede zweite Woche ein Coronatest

Ein erfolgreiches Gespann: Martin Weller (links) und Johannes Stanke. Weller tauscht im Sommer nun aber den Trainerstuhl mit dem Funktionärssessel. Sein Partner Stanke bleibt als SVA-Coach am Ball und hofft, mit seinen Fußballern den Rasen möglichst rasch wieder betreten zu dürfen. Foto: A. Becher

Von Gisbert Niederführ

und Uwe Flegel

Johannes Stanke ist mit dem SV Allmersbach in die Fußball-Landesliga aufgestiegen, doch allzu viele Spiele konnte er mit seiner Mannschaft nicht austragen. Seit 29. Oktober ist er wie alle Amateursportler im Lockdown und zum Warten verdammt. Das Coronavirus bremst alle aus und hält Risikogruppen in Angst. Auch Stanke zählt dazu.

Der 42-Jährige hatte 2018 Probleme mit der Produktion der roten Blutkörperchen und musste eine Auszeit nehmen. Mehrere Monate und viele Arztbesuche später ging es ihm wieder besser. Immer noch aber ist er auf Infusionen angewiesen. Macht ihm Corona Angst? „Ich hab keine Sorge“, sagt er. Jede zweite Woche müsse er zum Blutabnehmen in die Winnender Klinik, immer verbunden mit einem Coronatest. Das bedeutet, er bekommt jede zweite Woche eine Rückmeldung, bisher immer eine gute.

Ansonsten hat er wie alle mehr Zeit, als ihm lieb ist. Das ganze Wochenende, an dem normalerweise ein Punktspiel ansteht, fehlt, das Training genauso. „Jetzt macht man eben Dinge, von denen man gedacht hat: Das mache ich irgendwann mal im Alter.“ Spazieren gehen. Ansonsten wurstle er im Haus. „Keller aufräumen“ und Ähnliches. Außerdem: „Ich koche sehr gerne.“ Teilen mit anderen kann er seine Ergebnisse nur sehr begrenzt; coronakonform mit seiner Frau und einem Gast. „Ich bin sehr vorsichtig“, erzählt der Coach, der im Sommer 2019 ins Täle kam und mit Allmersbach als Bezirksliga-Erster und Bezirkspokalsieger das Double sowie die sofortige Rückkehr in die Landesliga schaffte. Für den ehemaligen Jugendtrainer der TSG Backnang waren es nicht die ersten Erfolge als Trainer. Zuvor hatte er schon mit dem SV Breuningsweiler binnen drei Jahren den Durchmarsch von der Kreisliga A in die Verbandsliga geschafft.

Dann setzte ihn die Krankheit einige Zeit außer Gefecht. Hilft sie ihm nun, als Risikopatient zu denen zu zählen, die am Anfang der Impfkette stehen? „Nein“, sagt der 42-Jährige bedauernd und erklärt: „Bei mir kommt das momentan noch nicht infrage. Mein Immunsystem ist im Prinzip auf null runtergefahren und da haben die Ärzte noch keinerlei Erfahrungswerte, welche Nebenwirkungen in solchen Fällen auftreten können.“

Stanke muss sich also sehr wahrscheinlich noch länger als die große Mehrheit gedulden, bis sich das Coronarisiko für ihn verringert. Dabei hat er bereits miterlebt wie schnell Corona zuschlagen kann Ein Bekannter sei innerhalb einer Woche gestorben, auch „10 Spieler unserer insgesamt drei Mannschaften“ waren infiziert. 20 bis 30 weitere Spieler und Personen aus deren Umfeld, die in irgendeiner Form beim SVA aktiv sind, hätten sich in Quarantäne begeben müssen oder wären von anderen Maßnahmen betroffen gewesen, berichtet Stanke. Bei allen hätte es zum Glück keine schwerwiegenden Folgen gehabt.

Seine Spieler halten sich seit Anfang Januar wie die meisten Teams von der Landesliga an aufwärts online mit Athletik und Stabilitätstraining fit, hinzu kommen Läufe über das Programm Runtastic, über das die Trainer die Ergebnisse kontrollieren können. Machen alle mit? Nein. Mancher sage auch: „Wenn ich im Wald laufen wollte, hätte ich mir eine andere Sportart ausgesucht.“

Stanke ist überdies mit anderen Vereinen in Kontakt, sucht nach Ideen, „damit’s nicht ganz so langweilig ist“. Allmersbach veranstaltet gar Online-Sitzungen mit Vereinsvertretern. Allerdings laufe das nicht ganz so, wie im Vereinsheim bei der Spielersitzung. „Meist redet nur der Abteilungsleiter oder Spielleiter.“

Ein Thema ist dann sicherlich meistens auch die sportliche Situation. Im Fall des SVA heißt die Platz 14 im 19er-Feld der Landesliga und damit auf einem Abstiegsplatz. Ein Punkt mehr allerdings als die zwölf bisher erreichten würde aktuell schon die Rettung bedeuten. Noch ist also alles möglich. Damit die Runde allerdings gewertet wird, müssten mindestens noch sechs Spieltage absolviert werden. Manchen Vereinen jedoch, wie zum Beispiel dem SV Allmersbach, fehlen gar noch acht Partien bis zur Saisonhalbzeit, und mindestens 50 Prozent der Begegnungen müssen absolviert sein, um die Spielzeit per Quotientenregel zu werten. Ob das zu schaffen ist? Der WFV hat nun den 9. Mai als Deadline ausgegeben, ansonsten wird die Runde annulliert. Stanke rechnet damit, dass der radikale Schnitt nicht nötig sein wird. Er glaubt aber auch, dass frühestens im April wieder gekickt werden kann. Bis dahin heißt es warten, für ihn heißt es vor allem aber hoffen, weiterhin gesund zu bleiben.

Martin Weller wird Teammanager, Jan Demmler Teil des Trainerduos und Florian Mrasek bleibt

Unabhängig davon, wann, wie und in welcher Spielklasse es für den SV Allmersbach in der kommenden Saison weitergeht, haben die Fußballer aus dem Täle bei der ersten und zweiten Mannschaft die Trainerfragen geklärt. Von dem Trainerduo der ersten Mannschaft macht allerdings nur Johannes Stanke weiter. Martin Weller, dessen Sohn Philipp zum Landesliga-Team des SVA zählt, hört dagegen auf. Der 52-Jährige steht Allmersbach künftig aber in anderer Funktion zur Verfügung. „Er entlastet mich und kümmert sich als eine Art Teammanager um die sportlichen Belange der Ersten“, berichtet Günter Schäffler, der im vierköpfigen Vorstandsteam für das Sportressort zuständig ist. Der altgediente Fahrensmann des SVA sagt: „Wir hätten gerne mit Martin und Johannes weitergemacht, da wir mit beiden sehr zufrieden sind.“ Doch Martin Weller, einst Spieler in Allmersbach und schon viele Jahre Trainer im Jugend- sowie Aktivenbereich des SVA, wollte sich nicht mehr als Coach zur Verfügung stellen.

Nachfolger von Weller im Sommer wird Jan Demmler (Foto). Der ist derzeit noch beim Bezirksliga-Dritten FSV Waiblingen am Ball. Zuvor hatte der ehemalige Jugend- und Landesliga-Fußballer der TSG Backnang den SSV Steinach-Reichenbach zehn Jahre lang als Spielertrainer betreut und seinen Heimatverein von der Kreisliga B in die Bezirksliga geführt. Dabei hatte der technisch beschlagene Demmler sowohl als Spielmacher als auch Torschütze geglänzt. Vergangenen Sommer schloss sich der 33-Jährige dann als Spieler dem FSV Waiblingen an. Nun wechselt er nach Allmersbach. Dort wird er Spieler sowie neuer Partner von Johannes Stanke im Trainerduo.

Bei Allmersbach II, das in der Kreisliga A 2 als Zweiter hinter dem TSC Murrhardt um den Aufstieg kämpft, bleibt Florian Mrasek als Trainer im Amt und wird weiterhin von seinem Bruder Manuel unterstützt.