Judoka der TSG Backnang hoffen auf historischen Erfolg

Die Männer-Team der TSG Backnang beendet am morgigen Samstag die Bundesliga-Saison. Der letzte Kampf hat es in sich, denn ab 18 Uhr trifft der Vorletzte in der Mörikehalle auf das Schlusslicht JT Heidelberg/Mannheim. Es soll der erste Sieg und somit der Ligaverbleib gelingen.

Judoka der TSG Backnang hoffen auf historischen Erfolg

Valentin Hofgärtner (rote Hose) will morgen erst in München und dann in Backnang kämpfen. Foto: Alexander Becher

Von Katharina Riener

Die beiden Bundesliga-Mannschaften der TSG Backnang bestreiten am morgigen Samstag ihren letzten Kampf der Bundesliga-Saison. Während es für die TSG-Frauen, die bereits als Deutscher Meister feststehen, ab 16 Uhr beim JC Bottrop um nichts mehr geht, wird es für die Backnanger Männer ernst. Sie empfangen um 18 Uhr im Kellerduell das JT Heidelberg/Mannheim.

Betreut von Benjamin Lütjens und Robin Angerer empfangen die TSG-Kämpfer mit dem Schlusslicht die einzige Mannschaft, die in der Tabelle noch unter ihnen liegt. Beim Kellerduell steht viel auf dem Spiel. Der Verlierer wird wahrscheinlich absteigen müssen. Das steht das aber noch nicht fest, die Bundesligareferentin des Deutschen Judo-Bundes (DJB), Pamela Bickendorf, erklärt: „Eigentlich müssen die beiden Tabellenletzten absteigen, aber nur, wenn die erst- und zweitplatzierten Mannschaften aus der zweiten Liga aufsteigen möchten.“ Das ist derzeit noch unklar. Im vergangenen Jahr hatte die TSG als Tabellenletzter das Glück, in der Bundesliga bleiben zu dürfen.

Doch neben dem Klassenerhalt hat die TSG-Truppe noch ein Ziel: Es soll der erste Sieg in der Ersten Bundesliga in der Vereinsgeschichte vor heimischem Publikum gelingen. Die Messlatte ist also hoch, vor allem weil eine große ausländische Unterstützung wegfällt. So kämpfen die Punktegaranten Csanád Feczkó, Roland Gőz sowie Yannick van den Kolk allesamt beim European-Cup in Celje (Slowenien). TSG-Trainer Jens Holderle prognostiziert: „Vermutlich werden wir komplett mit deutschen Athleten kämpfen.“ Aber auf hier könnte es personaltechnisch eng werden.

Gegner wird wohl Judo-Legende Saeid Mollaei aus dem Iran aufbieten

Am Samstagmorgen beginnt die süddeutsche Einzelmeisterschaft im München, bei der zum Beispiel Leichtgewicht Valentin Hofgärtner antritt. Der 20-jährige Nürtinger plant aber auch, sich abends noch in den Dienst der TSG-Mannschaft zu stellen. Wenn für ihn die Meisterschaft in München beendet ist, setzt sich Hofgärtner ins Auto, um in Backnang beim Bundesliga-Heimwettkampf auf der Matte zu stehen. Neben der zeitlichen Herausforderung tut sich noch die Frage auf, ob Hofgärtner nur wenige Stunden nach dem Turnier überhaupt schon wieder auf sein komplettes Leistungsvermögen zurückgreifen kann. „Es wird eine verdammt knappe Kiste“, stellt der Coach klar. Wenn alles klappt, wäre das natürlich super, sonst habe man mit Jonas Riener und Valentin Molinari aber auch solide Notnägel in petto.

Trotz des eigenen Personalmangels hofft Holderle: „Dass Heidelberg/Mannheim in voller Stärke aufläuft.“ Und vor allem einen ganz besonderen Kämpfer mitbringt: Saeid Mollaei. Der Iraner sorgte 2019 weltweit für Furore, als er trotz wiederholter Drohungen des iranischen Sportministeriums gegenüber ihm und seiner Familie als Titelverteidiger bei der Weltmeisterschaft antrat. Grund dafür: Laut Prognosen hätte Mollaei Finale auf den israelischen Judoka Sagi Muki treffen können. Die iranische Regierung fordert aber ihre Sportler seit Jahrzehnten auf, Wettkämpfe mit Israelis zu boykottieren. Der damals 27-jährige Mollaei widersetzte sich jedoch der Anordnung, gratulierte dem späteren Weltmeister Muki sogar öffentlich und musste als Folge dessen innerhalb kürzester Zeit aus seinem Heimatland fliehen. Seitdem gilt der Olympiazweite, der sich erst nach Deutschland und anschließend in die Mongolei absetzte, in der Judowelt als Superstar und steht wie kein anderer für den Geist des Sports. Holderle ist sich sicher: „Mollaei als Stargast in der Mörikehalle zu empfangen und vielleicht sogar kämpfen zu sehen, wäre für die großen und kleinen Judobegeisterten ein absolutes Highlight.“ Wenn dann auch noch ein TSG-Erfolg gelingen würde, wäre die Backnanger Judowelt in Ordnung.

Erfolge hat in dieser Saison das Frauen-Team der TSG schon viele gelandet. Alle bisherigen fünf Bundesliga-Begegnungen haben die Backnangerinnen für sich entschieden. Nachdem am vergangenen Wochenende der vierten Meistertitel gesichert wurde, will die TSG die Runde nun ordentlich zu Ende bringen. Holderle ist trotz Favoritenrolle froh, dass in Bottrop jetzt „der Druck raus ist“. Das Ziel sei für ihn und das Team aber das gleiche wie immer: „Zu gewinnen.“ Die seit der Saison 2020 anhaltende Siegesserie der TSG-Frauen soll fortgeführt werden. Allerdings könnten den Murrtalerinnen noch Terminkollisionen einen Strich durch die Rechnung. Der Saisonabschluss überlappt sich sowohl mit der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Taschkent (Usbekistan) als auch mit dem European-Cup in Celje. „Es fallen bei uns um die 20 Kämpferinnen weg, weil sie entweder nicht im Lande sind oder um keine Verletzungen zu riskieren, vom DJB für die Bundesliga gesperrt wurden.“ Nach dem aktuellen Stand wird Holderle lediglich mit neun Judoka, also der kleinsten zulässigen Anzahl, die Fahrt nach Bottrop antreten. Aber auch diese neun Kämpferinnen, so Trainer Jens Holderle: „Muss erst mal jemand bezwingen.“