Judokas kämpfen gegen eigene Zweifel

TSG weiß noch nicht genau, ob sie Startrecht des Männerteams für die erste Liga in Anspruch nimmt – Trend geht leicht zum Ja

8:6 besiegten die Judomänner der TSG Backnang das 1. JT Heidelberg-Mannheim im Topduell der zweiten Liga und wurden damit zum Aufsteiger in die erste Liga – zum zweiten Mal seit 2003. Damals folgte ein Jahr später bereits wieder der Abstieg. Wie es nun weitergeht und ob die Judoabteilung überhaupt noch mal den Sprung in die höchste Liga wagt, ist bisher ungewiss. „Es hängt von einigen Faktoren ab, was passiert“, gibt Trainer Jens Holderle offen zu.

Judokas kämpfen gegen eigene Zweifel

Hoch oder nicht hoch, das ist für Trainer Jens Holderle die Frage. Bis Ende Oktober muss sich die TSG entscheiden, ob sie nach dem Aufstieg mit den Judomännern das Startrecht für die erste Liga wahrnimmt. Beim ersten Mal vor 16 Jahren machte Backnang wenig gute Erfahrungen. Foto: A. Becher

Von Katharina Klein

„Bei mir herrscht wegen der Erfahrung vom letzten Mal gemischte Freude. Da haben wir uns sehr gefreut und ein Jahr später sah alles ganz anders aus“, erzählt Abteilungsleiter Alfred Holderle. Damals, im Jahr 2003, schafften die TSG-Judomänner den Sprung in Liga eins – ebenfalls beim letzten Kampftag. Nur ein Jahr später folgte jedoch der Abstieg. Jens Holderle war zu dieser Zeit Kämpfer. Nun ist er der Trainer und weiß, dass eine unbeschwerte Annahme des Aufstiegs nicht sinnvoll ist: „Ich weiß, was auf uns zukommt. Wir müssen genau überlegen, wie wir das anstellen.“ Am wichtigsten sei, dass die Mannschaft zusammenhalte. Das sei vor 16 Jahren nicht der Fall gewesen: „Die Moral hat damals sehr gelitten. Wir können in der Liga nur bestehen, wenn das Team geschlossen ist und als Gefüge funktioniert. Wir schaffen das nur gemeinsam“, warnt der Coach.

Deshalb stehen in den nächsten Wochen wohl zunächst Personalgespräche an, um abzutasten, wer der TSG die Stange hält. Zeitgleich drängt sich die Frage nach weiteren Sponsoren auf, denn ganz ohne Verstärkung wird es das Team wohl schwer haben. Nach jetzigem Stand müssen die Meisterjungs sich in der Erstliga-Südgruppe im nächsten Jahr auf jeden Fall dem KSV Esslingen, dem JSV Speyer, dem TSV Abensberg, dem JV Rüsselsheim und dem JC Leipzig stellen. Einer der derzeit drei Letztplatzierten – bestehend aus dem JC Samurai Offenbach, dem TV Erlangen und dem VfL Sindelfingen – wird zudem in Liga eins verbleiben. Dementsprechend kämen sieben Kampftage gegen große Hausnummern auf die TSG zu. Holderle ist sich aber zugleich sicher: „Es gibt auch in der ersten Liga Gegner, die man schlagen kann“. Für Alfred Holderle steht fest, dass der Ausflug in die Eliteliga diesmal anders laufen muss: „Wenn wir es machen, sollten wir versuchen, länger oben zu bleiben. Wir müssen viel daran arbeiten, den Mannschaftsgeist beizubehalten und Sponsoren zu finden“.

Allzu viel Zeit hat die TSG nicht, sich den Aufstieg zu überlegen. Bis zum 31. Oktober kann sie ihr Startrecht zurückgeben. Sollte sie sich tatsächlich dazu entscheiden, nicht in der ersten Liga anzutreten, geht es in die Württembergliga, wo die zweite Mannschaft den Platz warm hält. Einige Tage nach dem Erfolg und dem Meisterstück geht die Tendenz jedoch leicht in Richtung Aufstieg.

Vor allem für die Eigengewächse wäre ein Auftritt in der höchsten Liga eine große Chance und eine tolle Erfahrung. Nachwuchsjudoka Robin Angerer, der bisher zweimal in Liga zwei auflaufen durfte, weiß zwar um den Niveauunterschied, ist aber dennoch kaum zu bremsen: „Die erste Liga wird schwer, aber es wird schon gut gehen. Wir werden mit viel Lust und Euphorie dagegenhalten.“ Vereinskamerad Jonas Riener stimmt zu: „Es ist echt geil. Dort kämpfen deutsche und europäische Spitzenjudokas.“ Und auch der etwas erfahrenere Niklas Kern freut sich schon auf die neue Herausforderung: „Wenn man Judo macht, ist die erste Liga das Ziel. Das reizt uns jetzt schon. Es muss aber auch mehr gemacht werden“, kommt der Realismus durch.

Backnangs Trainer Jens Holderle geht die Dinge inzwischen ruhig an. Nach dem Motto „eins nach dem anderen“ wird er nun nach den stressigen vergangenen Wochen erst mal die Situation neu bewerten: „Pausieren, entspannen, nachdenken, innehalten, sondieren. So werden wir eine Entscheidung treffen“.