Judomänner der TSG Backnang wollen ersten Sieg in der Bundesliga schaffen

Alles wie gehabt – nur mit mehr Erfahrung: Nachdem das Männerteam der TSG Backnang die vergangene Saison als Letzter beendet hat und trotzdem nicht abgestiegen ist, will es ein weiteres Jahr an den Gegnern wachsen. Die Mannschaft strebt den Verbleib in der Bundesliga an.

Judomänner der TSG Backnang wollen ersten Sieg in der Bundesliga schaffen

Guido Kramer (hinten) kämpft mit der TSG um den Ligaverbleib. Foto: Alexander Becher

Von Katharina Riener

Die TSG Backnang die vergangene Saison als Tabellenletzter abgeschlossen und hätte nach einer neuen Regel des Deutschen Judo-Bundes absteigen können, aber nicht müssen. Wie die Entscheidung gegen den Abstieg zustande kam, erklärt Holderle: „Ich habe mich in der Mannschaft umgehört. Der allgemeine Tenor war, dass es oft so knapp war, dass man mit etwas mehr Glück und Erfahrung mit den Gegnern auch hätte gewinnen können. Dem kann ich nur zustimmen. So haben wir uns entschieden, in der ersten Liga zu bleiben.“

Damit nimmt die TSG einiges auf sich, insgesamt nämlich neun Kampftage. In der zweiten Liga wären es zwei weniger gewesen. „Organisatorisch wird es schon eine Hausnummer für uns, das als Verein zu stemmen.“ Es wird zwar sicher eine Herausforderung für die Mannschaft, sich in der Ersten Bundesliga zu etablieren. Trainer Jens Holderle plagen vor der Saison einige Personalsorgen, einige Kämpfer haben sich verletzt. „Wir wollen trotzdem einen starken Start hinlegen.“

In der vergangenen Woche hatte sich die Mannschaft zu einem Lehrgang getroffen und auf die neue Saison eingestimmt. Daher weiß Holderle: „Die Jungs sind motiviert und wollen dieses Jahr einen Kampf gewinnen.“ Ein Sieg in der ersten Liga der Männer gab es in der Vereinsgeschichte der TSG noch nie. Das Team war zuletzt aber deutlich näher dran als in den Jahren zuvor.

Das Ziel der Backnanger ist dasselbe wie im vergangenen Jahr: „Wir wollen den Sieg, wir wollen aber vor allem auch Topjudo zeigen. Hauptsächlich von unserer Seite aus, aber wenn es mal gegen uns gehen muss, dann soll es auch besonders gut sein“, erklärt der Trainer. Deshalb ist die Freude groß, in dieser Saison den amtierenden deutschen Meister TSV Abensberg zu einem Heimkampftag in Backnang begrüßen zu dürfen. Holderle sieht den auch in diesem Jahr ganz oben. Er prognostiziert: „Abensberg wird deutscher Meister und der KSV Esslingen schafft es bis in die Play-offs.“ Auch Speyer und Leipzig zählt der Trainer zu den Topfavoriten.

Trainer Jens Holderle sieht viel Potenzial für bessere Ergebnisse

Was die Prognosen für das eigene Team angeht, hält sich Jens Holderle zurück. Aber gegen die Mannschaften, gegen die die Backnanger zuletzt unentschieden gekämpft hatten, ist der langersehnte Sieg wohl drin. Dazu zählen der TV Erlangen, der VfL Sindelfingen und der JC Rüsselsheim. Gegen den JC Samurai Offenbach war die Niederlage außerdem sehr knapp. „Auch hier sehe ich dieses Jahr viel Potenzial für ein besseres Ergebnis“, so Holderle. Er schiebt nach: „Wir waren im vergangenen Jahr immer noch eine brutal junge Truppe, viele unserer Kämpfer waren noch bei den Junioren oder im ersten Jahr bei den Männern. Nun könnte uns die Erfahrung ein bisschen mehr in die Karten spielen.“

Hinzu kommt noch, dass besonders die Titelkandidaten vermutlich vor einem Problem stehen. Viele Punktegaranten befinden sich im Rennen um die Olympia-Qualifikation und sind deswegen zeitlich sehr angespannt. „Die Topteams könnten also auch mal schlecht dastehen“, meint Holderle. Aber er stapelt trotzdem lieber tief: „Wir haben es uns zum Ziel gemacht, den Überfliegern ein Bein zu stellen. Einen Sieg gegen die Topteams halte ich zwar auch da nicht für ein Wunder, aber es wäre schon eine Überraschung.“

Die Backnanger müssen einige Abgänge verkraften. Etienne Zeiger wechselte zum Ligarivalen KSV Esslingen. Holderle gibt zu: „Das tut schon weh, vor allem weil wir auf die Schnelle keinen gleichwertigen Ersatz auftreiben konnten.“ Ebenfalls zu einem Kontrahenten, wenn auch weiter weg, ging Schwergewicht Stephan Hegyi. Er steht beim Remscheider TV unter Vertrag. Eigengewächs Elias Reisch hängt zwar den Bundesliga-Kittel an den Nagel, bleibt der TSG aber als Trainer der Altersklasse U 15 erhalten. Des Weiteren müssen die Backnanger auf Zlatko Kumric, Patrick Rauh, Garik Harutyunyan, Kevin Gajt, Gert Maes und den siebenfachen belgischen Meister Dylan van Nuffel verzichten. Insgesamt ist Trainer Holderle jedoch zuversichtlich. Er meint: „Unser Kader ist mindestens genauso gut wie im vergangenen Jahr, sogar etwas stärker“, schließlich stehen allen neun Abgängen vielversprechende Zugänge gegenüber.

Fillipo Fazio und Saba Mumladze sind mit 16 und 17 Jahren noch jung, „können aber beide punkten“. Ebenfalls zu den Youngstern zählt der 19-jährige Yan Raskin, der erst vergangene Woche aus der Ukraine nach Backnang kam, und Sebastian Kaun. Letztgenannter wurde Dritter bei der deutschen U-21-Meisterschaft und war zuvor zweifacher deutscher U-18-Meister. „Auf ihn richtet auch der Deutsche Judo-Bund aktuell ein Augenmerk.“ Anes Velispahic wird sein Bundesliga-Debüt feiern. Aber auch er war lange verletzt und so bleibt für Holderle „abzuwarten, wo er steht“. Nicht neu, sondern wieder mit dabei ist Noel Pollak. Der Sindelfinger kämpft bereits seit einigen Jahren für Backnang, musste aber in der vergangenen Saison verletzungsbedingt aussetzen. Trainer Holderle ist froh, über seine Rückkehr.

Backnanger sind im Schwergewicht wesentlich besser als zuletzt aufgestellt

Nachdem die Backnanger in der Vergangenheit besonders in den höheren Gewichtsklassen mit Personalmangel zu kämpfen hatten, gibt es im Kader gleich drei schwere Jungs mit guten Erfolgsaussichten. Dazu gehört Leo Erdmann aus Berlin. Er wurde Siebter bei der deutschen Meisterschaft und ist laut Holderle eine Bereicherung in der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm. „Zusammen mit ihm und Viktor Semenko haben wir da zwei, die es mit dem Rest der deutschen Spitze aufnehmen können. Darüber freuen wir uns riesig.“

Laurin Böhler wurde Dritter bei den European Open in Warschau und ist laut Holderle „ein toller Judoka, mit dem man schon länger Kontakt hatte“. Als Ergänzung für das Team ist Böhler wertvoll, allerdings steht der Österreicher dieses Jahr auch im Rennen um die Olympia-Qualifikation. „Mit Terminüberschneidungen ist deshalb wohl zu rechnen“, vermutet Holderle. Bereits bei den Olympischen Spielen war Mikita Sviryd aus Weißrussland dabei. Er unterstützt die Backnanger in der Gewichtsklasse über 100 Kilogramm und wird vom Coach als ambitionierter und starker junger Kämpfer mit viel Potenzial gelobt.

Auch in dieser Saison überschneiden sich die Kampftage der Männer mit denen der Frauen. Deswegen ist Holderle sehr froh, wieder auf Raphael Plato, Vitalij Fuhrmann und Thomas Beck zählen zu können. Die drei ehemaligen TSG-Kämpfer ergänzen das Trainerteam der Männer und übernehmen das Ruder, wenn Holderle mit dem Frauenteam unterwegs ist.

Der Modus in der Männer-Bundesliga ist unverändert. In der Gruppe Nord sind sieben Mannschaften aktiv. Die TSG kämpft in der Südstaffel gegen acht Rivalen. Bis zum Herbst finden die Kämpfe in den Gruppen statt. Im Oktober folgt dann das Final-Four. Dort steht zunächst das Halbfinale und anschließend das Finale an. Eine Begegnung umfasst nach wie vor zwei Halbzeiten mit je sieben Kämpfen. Mindestens drei Kämpfer müssen dabei ausgewechselt werden. Außerdem dürfen auch weiterhin nicht mehr als vier Ausländer pro Begegnung kämpfen. Ein Kampf dauert regulär vier Minuten und kann vorzeitig mit einem Ippon (voller Punkt) oder zwei Waza-ari (halber Punkt), die zusammen als ein Ippon zählen, entschieden werden.

Bei Gleichstand oder wenn nach Ablauf der regulären Kampfzeit kein Ippon erzielt wurde, geht es im Golden Score (Verlängerung) weiter, bis ein Kämpfer eine Wertung erzielt hat. Dabei reicht schon ein Waza-ari, um zu gewinnen. Kleinere Regelverstöße wie Passivität oder Verlassen der Kampffläche werden mit einem Shido (Strafe) geahndet. Ein Shido hat keine direkte Auswirkung auf den Kampfstand. Sollte ein Kämpfer jedoch drei Shido erhalten, endet der Kampf und wird zugunsten des Gegners gewertet.

Der TSG-Kader

Bis 60 Kilogramm

Filippo Fazio, Valentin Hofgärtner, Valentin Molinari, Csanád Feczkó, Luca Harmening

Bis 66 Kilogramm

Robin Angerer, Janno Brodnig, Yan Raskin, Saba Mumladze

Bis 73 Kilogramm

Jonas Riener, Kai Klein, Ante Begic, Rafael Walter, Dimitrij Popp

Bis 81 Kilogramm

Leon Maier, Sebastian Kaun, Anes Velispahic, Yannick van der Kolk, Jannis Pollak, Noel Pollak, Leon Vohrer

Bis 90 Kilogramm

Niklas Kern, Ben Rommel, Anton Seitz, Guido Kramer, Tobias Wirth, Andre Strässer, Roland Gőz, Marvin Kurz

Bis 100 Kilogramm

Felix Wagner, Benjamin Lütjens, Viktor Semenko, Riadh Ben Sassi, Eric Kohler, Leo Erdmann, Laurin Böhler

Über 100 Kilogramm

Michal Horak, Mikita Sviryd, Lorenz Moor, Vitalij Fuhrmann

Die TSG-Termine

Samstag, 18. März, um 18 Uhr

TSG Backnang – JC Rüsselsheim

Samstag, 15. April, um 17 Uhr

TV Erlangen – TSG Backnang

Samstag, 29. April, um 18 Uhr

TSG Backnang – KSV Esslingen

Samstag, 13. Mai, um 17 Uhr

VfL Sindelfingen – TSG Backnang

Samstag, 3. Juni, um 18 Uhr

TSG Backnang – TSV Abensberg

Samstag, 24. Juni, um 17 Uhr

JC Samurai Offenbach – TSG Backnang

Samstag, 26. August, um 18 Uhr

JC Leipzig – TSG Backnang

Samstag, 23. September, um 18 Uhr

TSG Backnang – JSV Speyer