Julian Geldner von der TSG Backnang hat hart fürs nahende Comeback geschuftet

Fitnessstudio statt Fußballplatz, Physiotherapie statt Passübungen: Hinter Julian Geldner vom Fußball-Oberligisten TSG Backnang liegt eine viermonatige Verletzungspause. Im Heimspiel gegen Holzhausen am Samstag um 14 Uhr hofft der Kapitän zumindest auf einen Kurzeinsatz.

Julian Geldner von der TSG Backnang hat hart fürs nahende Comeback geschuftet

TSG-Kapitän Julian Geldner hofft, nach gut vier Monaten Verletzungspause am Samstag erstmals wieder am Ball zu sein. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Erst in der Woche vor dem Spiel in Freiburg war Julian Geldner wieder in vollem Umfang ins Mannschaftstraining eingestiegen. Dennoch zählte der 26-Jährige am vergangenen Samstag im Breisgau bereits zum Kader der TSG und hätte vielleicht sogar einige Minuten mitmischen dürfen, wenn einer der vier Wechsel nicht den muskulären Problemen von Keeper Marcel Knauß geschuldet gewesen wäre. „Von draußen zuschauen zu müssen, ist immer schwierig“, räumt der Kapitän von Backnangs Oberliga-Fußballern ein, der seiner Rolle dann eben in anderer Form gerecht wurde: „Ich habe versucht, von außen positiv auf das Spiel einzuwirken.“

Das mag einen kleinen Teil zum knappen 3:2-Sieg beim Schlusslicht beigetragen haben, den Julian Geldner als „extrem wichtig“ bezeichnet. Das Urgestein, das seit der C-Jugend für den Etzwiesenverein aufläuft, sieht die Roten im Abstiegskampf auf einem guten Weg und hofft, fortan wieder mittendrin im Geschehen zu sein. Es sei die Entscheidung des Trainers, ob es morgen im Heimspiel gegen Holzhausen für eine Einwechslung oder sogar für die Startelf reicht, aber „als Spieler möchte ich natürlich wieder auf dem Platz stehen, denn dafür habe ich in den vergangenen Monaten hart gearbeitet“.

Begonnen hatte Geldners Leidenszeit am 13. November 2022. Bei der Partie in Rielasingen-Arlen, die Backnang letztlich mit 5:2 gewann, stand es noch 0:0 und es war erst eine Viertelstunde absolviert, „als ich in einem Zweikampf ein Knacken gespürt habe“. Ein Vorwurf an seinen Gegenspieler ist das nicht, „es war kein böses Foul“. Aber eines, das sehr schmerzhafte Folgen hatte. Sofort konnte der TSG-Akteur mit seinem rechten Fuß nicht mehr auftreten und musste beim Verlassen des Feldes von Mitspielern und vom Physiotherapeuten Volker Max gestützt werden. Tags darauf gab es die Diagnose: Die Syndesmose gerissen, das Wadenbein gebrochen. „Eine Weber-C-Fraktur“, erklärt Geldner und klingt nicht nur wie ein Fachmann, sondern ist als ausgebildeter Physiotherapeut auch einer. Derzeit setzt er ein Studium der Bewegungswissenschaften und Biomechanik drauf, hat die Bachelorarbeit geschrieben und peilt nun den Master an.

Für Julian Geldner war es die erste schwere Verletzung seiner Laufbahn

Insofern hat es ihn auch nicht besonders überrascht, dass eine Operation unumgänglich war und die Ausfallzeit mit drei bis vier Monaten beziffert wurde. Bedient war der Erbstettener trotzdem, zumal es für ihn die erste schwere Verletzung war. Ihm wurden eine Platte und eine Schraube eingesetzt – „bis die Schraube im Januar entfernt wurde, durfte ich praktisch nicht auftreten. Ich war ständig auf Krücken unterwegs.“ In sportlicher Hinsicht bedeutete das, zunächst nur im Fitnessstudio an der Oberkörpermuskulatur arbeiten zu können und immer wieder beim Physiotherapeuten vorbeizuschauen, um mit Lymphdrainagen die Flüssigkeit aus dem Gelenk zu bekommen. Entweder in der Praxis von Volker Max oder bei Alice Pfitzer im Therapiezentrum in Backnang, in dem sich Julian Geldner als Werkstudent bestens auskennt. Drei Einheiten in der Woche, wie sie die Kollegen im regulären Trainingsbetrieb absolvierten, waren es für ihn in der Regel auch, denn „man muss was machen, wenn man schnell wieder dabei sein will“.

Im Privaten waren die Einschränkungen auch sehr präsent, „weil man komplett abhängig ist“. Autofahren ging nicht und mit den Gehhilfen die S-Bahn zu nehmen wäre eine Tortur gewesen – also kutschierten ihn mehrmals pro Woche die Eltern oder seine Freundin an die Universität nach Stuttgart- Vaihingen, manchmal nahm ihn eine Kommilitonin mit. Dazu kamen all die anderen Fahrten, erst ohne die Schraube entspannte sich die Situation wieder. Auch in Sachen Reha war nun mehr möglich, obwohl es zunächst neben Fitnessstudio und Physiotherapie vor allem viele Spaziergänge waren. Vom Fach zu sein verschaffte ihm zudem das nötige Hintergrundwissen, um auch ohne Anleitung in den eigenen vier Wänden die eine oder andere Übung zu machen.

Vor rund sieben Wochen waren wieder richtige Laufeinheiten möglich. Auch in den Etzwiesen, weshalb der Kontakt zum Team und zum neuen Trainer Mario Klotz immer intensiver wurde. Der Ball kam vor etwa einem Monat dazu – bei selbst ausgedachten Soloübungen, aber auch bei Passstafetten mit Kollegen. „Richtig toll war es dann, wieder gemeinsam mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen“, sagt Julian Geldner über den Meilenstein in der Woche vor dem Spiel in Freiburg. Nun noch das Comeback und die Leidenszeit wäre endgültig vorbei.

Die TSG will Holzhausen mit einem Heimsieg auf die Pelle rücken

Premiere Das 3:2 beim Letzten in Freiburg, mit dem die TSG auf den 14. Platz kletterte, war für den neuen Trainer nach dem 0:4 gegen die Kickers der erste Punktspieldreier. Das ist unstrittig, aber war es auch ein Pflichtsieg oder ein Befreiungsschlag? „Beides nicht“, sagt Mario Klotz. Ersteres nicht, weil die Hausherren um den letzten Strohhalm gekämpft hätten und stärker seien, als es die Tabelle aussage. Zweiteres nicht, weil die Backnanger weiter mitten im Abstiegskampf stecken. „Es waren einfach drei wichtige Punkte im Kampf um den Ligaverbleib, die wir uns hart erarbeitet haben“, ordnet Klotz das Ergebnis ein: „Wir haben dem Druck standgehalten.“

Kellerduell Auf den ersten Blick wird morgen (14 Uhr) mit dem FC Holzhausen ein Team in den Etzwiesen erwartet, das als Neunter jenseits von Gut und Böse liegt. Dem ist aber nicht so, denn mit 28 Punkten haben die Gäste nur vier Zähler mehr als die TSG. Das liegt daran, dass der Neuling nach dem Sensationsstart mit sechs Siegen aus den ersten sieben Spielen stark abgebaut und aus den vergangenen 15 Partien nur noch zehn weitere Punkte geholt hat. Klotz geht von einem „Duell auf Augenhöhe“ aus, peilt gegen die offensivstarken Gäste um Torjäger Janik Michel (17 Treffer) aber auf alle Fälle einen Heimsieg an. Klappt es, wäre die TSG an Holzhausen dran.

Personal Niklas Kalafatis ist wieder im Teamtraining und eine Option für den Kader. Hinter Keeper Marcel Knauß, der in Freiburg ausgewechselt wurde, steht wegen einer Zerrung ein dickes Fragezeichen. Michl Bauer, Marius Weller und Philipp Zentler müssen weiterhin passen.