Kampfansagen an England: „Wembley liegt uns“

dpa München. London war von Anfang an das deutsche Ziel: Jetzt kommt es am EM-Finalort schon im Achtelfinale zum Klassiker gegen England. Joachim Löw gibt nach dem Zitter-2:2 gegen Ungarn ein Versprechen.

Kampfansagen an England: „Wembley liegt uns“

Freuen sich auf Wembley: Antonio Rüdiger und DFB-Kapitän Manuel Neuer. Foto: Christian Charisius/dpa

„Nur noch rein damit!“ Bei seinem Rettungstreffer für Deutschland dachte Leon Goretzka nicht mehr groß nach, sondern hielt entschlossen drauf.

„Ich bin natürlich überglücklich“, sagte der Mann des Abends beim Zitter-2:2 der Fußball-Nationalmannschaft gegen Ungarn. Zum Glück schlug der Ball in der 84. Minute im Tor ein.

Drei Jahre nach dem historischen WM-Desaster in Russland ist Joachim Löw bei seiner Abschiedstour als Bundestrainer dem nächsten bitteren Vorrunden-K.o. bei der Fußball-Europameisterschaft so eben entgangen. Abgekämpft sagte der 61-Jährige: „Die Mannschaft wollte das biegen.“

Vorfreude aufs nächste Spiel

Zur Belohnung geht es - allerdings früher als geplant - schon jetzt nach London ins Finalstadion. Nach der ersten großen Erleichterung wurden auch noch vor der nächtlichen Rückfahrt aus München ins fränkische Teamcamp die ersten Kampfansagen fürs Achtelfinale am Dienstag gegen England auf die Insel geschickt. „Wembley liegt uns! Es ist ein K.o.-Spiel, wir wollen weitergehen“, tönte Kapitän Manuel Neuer kurz nach dem überstanden „Nervenkrimi“ in der Münchner Arena.

„Geil! Ein schöneres Spiel gibt es fast nicht. Und ich sehe da gute Chancen für uns“, sagte Joshua Kimmich forsch zum Klassiker. Auch Löw freut sich auf ein „absolutes Highlight“. Er gab ein Versprechen ab: „Wir werden anders auftreten!“ Das wird auch dringend nötig sein.

Die richtigen Joker

Die Leistungsschwankungen bleiben auch bei der EM ein Wegbegleiter des DFB-Teams. „Es ist leider noch ein Auf und Ab“, stöhnte Kimmich. Die Fehlerquote bleibt zu hoch, die Gegentore fallen zu einfach. Ohne Goretzkas Rettungstat hätten die ungarischen Tore des Mainzers Adam Szalai und von Andras Schäfer das frühe Aus bedeutet. Kai Havertz traf zum 1:1. Löw lobte später Mentalität, Moral und Kampfkraft.

Der Bundestrainer wählte, als er bei den Wechseln volles Risiko gehen musste, die richtigen Joker. Goretzka traf, und der 18-jährige Jamal Musiala leitete das 2:2 klasse ein. „Er war frech, seine Leistung war ansprechend“, lobte Löw den Bayern-Youngster, der in nur neun Minuten offensiv mehr bewirkte als sein Vereinskollege Leroy Sané in 90.

Vor allem Goretzka aber bot sich nach dem zweiten Teilzeiteinsatz nach seiner Muskelverletzung für einen Startelfplatz gegen England an. Bis zum ersten K.o.-Runden-Spiel bleiben einige Tage zur Erholung und Fehlerkorrektur. Auch Thomas Müller (Knie) könnte dann wieder vollwertig zur Verfügung stehen.

Die Gruppe mit Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und den ungarischen Abwehrkünstlern sei „die vielleicht allerschwierigste“ gewesen, bemerkte der Bundestrainer. „Jetzt ist die Vorrunde abgehakt“, sagte Löw und blickte entschlossen nach vorne: „Wir fahren nach England. Das ist eine tolle Nachricht, in London, in Wembley gegen England zu spielen. Jetzt geht es darum, alles oder nichts.“ Mehr Nervenkitzel als am Mittwochabend gegen Ungarn geht aber kaum.

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