Katharina Menz kehrt mit Bronze zurück

Die Judoka der TSG Backnang kommt im erstmals ausgetragenen Mixed-Teamwettbewerb bei den Olympischen Spielen in Tokio zwar nicht für Deutschland zum Einsatz, aber das Edelmetall gibt es auch für sie. Es ist der verdiente Lohn für ihre harte Arbeit in den vergangenen Jahren.

Katharina Menz kehrt mit Bronze zurück

Die Objekte der Begierde: Katharina Menz (vorne rechts) und das ganze deutsche Team präsentieren die Medaillen. Foto: Imago

Von Steffen Grün

Nun hat Backnang also doch noch seine erste olympische Medaillengewinnerin. Anders als Michaela Semsch (damals Baschin), die 2008 in Peking ebenfalls auf der Judomatte ihr Glück versuchte, und Sebastian Krimmer, der 2012 in London zu der deutschen Turnriege gehörte, bringt Katharina Menz aus Tokio ein Edelmetall mit nach Hause.

Nachdem sie im Einzelwettbewerb der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm bereits ihren ersten Kampf verloren hatte und damit ihr Medaillentraum rasch geplatzt war, gab es im Mixed-Teamwettbewerb, der in Japans Hauptstadt seine Premiere feierte, das Happy End. Die 30-Jährige blieb als Ersatzsportlerin zwar ohne Einsatz, doch wie alle anderen elf Frauen und Männer kann sie sich trotzdem über das bronzene Edelmetall freuen. Das gute Stück dürfte Katharina Menz kaum aus den Augen gelassen haben, als sie gestern am frühen Morgen deutscher Zeit in Tokio ins Flugzeug stieg, um am Abend wieder in Frankfurt zu landen und von dort nach über zwei Wochen wieder ins Ländle zurückzukehren.

In Backnang wartet mit Sicherheit ein herzlicher Empfang auf die Olympionikin. Vermutlich wird sich die Stadt nicht lumpen lassen und zu einem offiziellen Empfang bitten, auf alle Fälle werden die TSG- Judokas ihr Aushängeschild hochleben lassen. „Nicht sofort“, verrät Alfred Holderle, „aber wir werden diese Medaille umso gebührender feiern, sobald wir einen Termin gefunden haben.“ Der Abteilungsleiter ist mit Fug und Recht stolz darauf, nun eine olympische Medaillengewinnerin in seinen Reihen zu wissen. Eine, die noch dazu ein richtiges Eigengewächs ist, weil sie das Judoeinmaleins bereits von Kindesbeinen an im Dojo im Rötlensweg gelernt hat.

Neben Menz jubeln drei weitere Frauen, die in der Bundesliga für die TSG starten

„Das ist für uns eine ganz tolle Sache“, betont Alfred Holderle, „aber allen voran freuen wir uns enorm für Katharina. Sie hat es absolut verdient.“ Wer nun einwendet, dass Menz zumindest nicht direkt auf der Matte zum großen Erfolg des deutschen Mixed-Teams beigetragen hat, dem hält der Abteilungsleiter ein gutes Argument entgegen: „Man muss dazu wissen, dass sie fünf Jahre hart gearbeitet hat, um sich zunächst zu qualifizieren und dann an den Olympischen Spielen teilzunehmen.“ Und das als eine, die nicht ihr ganzes Leben als Profi auf den Sport ausrichten kann, sondern die zugleich als Daimler-Werksstudentin gefordert ist. Obendrauf kam die coronabedingte Verschiebung von 2020 auf 2021 und die lange anhaltende Ungewissheit, ob es mitten in der Pandemie überhaupt was wird mit dem weltgrößten Sportereignis, das bereits in normalen Zeiten nur alle vier Jahre ausgetragen wird. Deshalb haben die meisten Athleten nicht allzu viele Chancen, ihren Sport im Zeichen der fünf Ringe auszuüben.

Mit Anna-Maria Wagner, die bereits im Einzelwettkampf der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm die Bronzemedaille gewonnen hatte, sowie mit Martyna Trajdos und Theresa Stoll zählten übrigens noch drei weitere Frauen zum deutschen Team, die in der Judo-Bundesliga für die TSG Backnang um Punkte kämpfen. Drei sympathische Sportlerinnen, die andere Heimatvereine haben, denen im Murrtal aber trotzdem fast genauso stark die Daumen gedrückt wurden wie Katharina Menz. „Das ist für uns eine Riesensache, aber auch für die Stadt und die Region“, sagt Trainer Jens Holderle. „Das spricht für die Qualität unserer Truppe.“ Eine Überraschung ist das nicht, immerhin ging der deutsche Meistertitel in den Jahren 2017 und 2018 nach Backnang. 2015 und 2019 sprang jeweils der zweite Platz heraus. Auch in der vergangenen Saison, in der die TSG wie viele andere Vereine aufgrund der Coronakrise auf den Start verzichtete, hätte das Trio zum Kader gehört. Dasselbe gilt für die neue Runde, die am 18. September mit einem Heimwettkampftag beginnt.

Werden die Duelle mit Karlsruhe und Düsseldorf also zum Schaulaufen der Bronzeheldinnen? Jens Holderle will nicht zu viel versprechen. „Für uns gehen die Planungen jetzt erst los“, erklärt der Trainer, „aber so wie ich die Mädels kenne, wird die eine oder andere schon dabei sein.“ Druck ausüben will der Coach aber auf keinen Fall, „sie sollen jetzt erst einmal den Moment genießen“. Zumindest Katharina Menz wird es sich aber wohl kaum nehmen lassen, sich den Fans ihres Vereins zu präsentieren.