Katharina Menz lässt offen, ob sie ihren Titel verteidigt

Bei den starken Kämpferinnen und Kämpfern aus dem Murrtal haben Verletzungspech und Erkältungswelle zugeschlagen. Deshalb ist die TSG Backnang bei der deutschen Judomeisterschaft nun nicht mit dem erhofften Großaufgebot, sondern mit drei oder gar nur zwei Starterinnen vertreten.

Von Uwe Flegel

Es ist noch kein halbes Jahr her, da hofften Trainer Jens Holderle und die TSG-Judokas noch, bei der deutschen Meisterschaft in Stuttgart mit der bislang größten Abordnung der Vereinsgeschichte vertreten zu sein. Mittlerweile ist allerdings wieder Normalmaß angesagt. Wenn die Titelkämpfe morgen und übermorgen in der Scharrena über die Bühne gehen, dann ist Backnang aufgrund von Krankheiten, Verletzungen und einem Vereinswechsel mit drei Kämpferinnen, eventuell gar nur mit den Nachwuchshoffnungen Tayla Grauer sowie Sara-Joy Bauer vertreten. Wie viele es letztendlich sind, hängt davon ab, ob Katharina Menz auf die Matte geht und den achten Titel im Leichtgewicht anstrebt oder die Vizeweltmeisterin sich eine Pause gönnt.

Startet die Vize-Weltmeisterin, dann kämpfte sie um Titel Nummer acht

Die Entscheidung darüber fällt die 32-Jährige erst nach dem Abschlusstraining und ihr langjähriger Wegbegleiter Jens Holderle hat Verständnis, dass sich die gebürtige Backnangerin einen Start so lange überlegt: „Sie hat gerade erst einen Konditionslehrgang mit der Nationalmannschaft hinter sich gebracht. Da kann nur sie selbst wissen, wie sie nun schon wieder bei Kräften ist, und sie ist erfahren genug.“ Sagt Menz Ja zu Stuttgart, dann muss sie als Olympiastarterin und Medaillengewinnerin sowie Vizeweltmeisterin der Kategorie bis 48 Kilogramm mit der Rolle der Gejagten leben. Verzichtet die TSG-Kämpferin, dann schlüpft mit Helena Grau eine andere gebürtige Backnangerin in die Favoritenrolle. Die erst 22-Jährige, die 2020 die Abwesenheit von Katharina Menz zum Titelgewinn nutzte und 2019 als 18-Jährige schon Bronze gewann, wurde vergangenes Jahr erst im Finale gestoppt – von Menz.

Helena Grau hat die TSG Backnang verlassen und ist zum TSV Bayer Leverkusen gewechselt

Damals war es noch ein vereinsinternes Duell gewesen. Würde es nun erneut zum Aufeinandertreffen der beiden kommen, dann wäre es das nicht mehr. Helena Grau, die schon seit ein paar Jahren am Bundesstützpunkt in Köln trainiert, in der Domstadt auch lebt und mittlerweile der Bundespolizei angehört, wechselte zu Jahresbeginn zum TSV Bayer Leverkusen.

Deshalb und weil mit Chiara Serra (bis 52 Kilogramm) sowie mit Robin Angerer und Erik Wilczek (beide bis 66 Kilogramm) gleich drei TSG-Akteure nach langwierigen Erkältungen noch nicht richtig fit oder verletzt sind, ist das erhoffte Großaufgebot zusammengeschrumpft. Hinzu kommt, dass die 34-jährige Tanja Hehr, die sich bei den Titelkämpfen vor zwei Jahren in der Kategorie über 78 Kilogramm noch Bronze gesichert hatte, sich diesmal nicht für die Meisterschaft qualifizieren konnte.

Tayla Grauer und Sara-Joy Bauer haben keinerlei Druck

„Das ist einfach Pech“, sagt Holderle zu den Ausfällen und freut sich umso mehr für die beiden jungen Kämpferinnen Tayla Grauer (18 Jahre, Kategorie bis 70 Kilogramm) und Sara-Joy Bauer (17, bis 63). „Sie können völlig ohne Druck kämpfen, haben aber beide das Zeug dazu, die eine oder andere Favoritin zu überraschen“, sagt der TSG-Coach über die deutsche U-21-Vizemeisterin und die U-21-Meisterin. Wobei die in Stuttgart auf seine Unterstützung verzichten müssen. Denn Holderle plagt seit Wochen eine schwere und mittlerweile verschleppte Erkältung mit Kopfschmerzen. Deshalb ist er gezwungen, vom Bett oder heimischen Sofa aus per Internetlivestream auf sportdeutschland.tv mitzuverfolgen, wie seine Schützlinge in der Landeshauptstadt abschneiden. Sicher ist, dass er allen die Daumen drückt. Egal ob es nun zwei oder vielleicht doch drei Starterinnen sind.