Länderspiele in Risikogebieten: Die Unsicherheit überwiegt

dpa Berlin. Der Weltverband FIFA plant trotz steigender Corona-Zahlen für die anstehenden Länderspiele keine generelle Aufhebung der Abstellungspflicht für Nationalspieler. Bei den Bundesligisten herrscht große Verunsicherung.

Länderspiele in Risikogebieten: Die Unsicherheit überwiegt

Die FIFA plant trotz der Corona-Pandemie keine generelle Aufhebung der Abstellungspflicht. Foto: Ennio Leanza/KEYSTONE/dpa

Die Unwägbarkeiten bei der Abstellung von Nationalspielern für die Länderspiele im Oktober bereiten den Fußball-Bundesligisten derzeit große Sorgen.

Sebastian Hoeneß, der Coach der TSG Hoffenheim beschreibt die Lage als „unübersichtlich“: „Wir wollen dafür sorgen, dass unsere Jungs so gut wie möglich betreut werden“, unterstrich er. Unterdessen ist es Urs Fischer vom 1. FC Union Berlin vor allem wichtig zu kommunizieren. „Wir haben irgendwie eine Pflicht zum Abstellen, aber es gilt anzuschauen: Macht es Sinn? Ist das Risiko zu groß? Kann man das Risiko vertreten? Es ist auch möglich, sich in Berlin mit Corona zu infizieren“, räumte der Coach der Eisernen ein.

Der Weltverband FIFA plant trotz der steigenden Corona-Zahlen keine generelle Aufhebung der Abstellungspflicht für Nationalspieler. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus FIFA-Kreisen erfuhr, sollte stattdessen noch am Donnerstag ein umfassendes Protokoll für die Organisation der Partien in allen Konföderationen als Leitfaden veröffentlicht werden. Im September hatte die FIFA den Clubs erlaubt, Spieler unter bestimmten Umständen nicht zu ihren Nationalteams zu schicken.

„Das kann ein großes Problem werden“, hatte Hertha-Trainer Bruno Labbadia zu der Abstellungsthematik vergangene Woche gesagt. „Totale Wettbewerbsverzerrungen“ sieht er, wenn Vereine von unterschiedlichen Bewertungen der jeweiligen Gesundheitsämter betroffen sind: „Ich bin gespannt, wie das geregelt wird.“

Die Berliner waren nach den Länderspielen im September bereits arg betroffen. So musste Krzysztof Piatek nach dem Nations-League-Spiel mit Polen in Bosnien-Herzegowina in eine fünftägige Quarantäne und konnte in der ersten DFB-Pokalrunde nicht mitwirken. Auch für den Tschechen Vladimir Darida galt eine Quarantäne. „Da haben wir schon gesehen, dass wir allein gelassen wurden, obwohl es klare Regelungen gibt“, meinte Labbadia.

Horst Heldt, der Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln beklagt die anhaltende Ungewissheit. „Wir sind beim Thema Länderspielreisen in Risikogebiete in Kontakt mit anderen Vereinen - weil es nicht in Ordnung ist, dass wir Vereine da keine Klarheit bekommen“, sagte er. „Ob unsere Nationalspieler die Länderspielreisen, die in Risikogebiete gehen würden, antreten werden, ist noch offen“, fügte er hinzu. „Die FIFA hat sich noch nicht dazu geäußert - und sie ist in diesem Fall maßgeblich.“

Sportdirektor Michael Zorc von Borussia Dortmund hatte in der Vorwoche sogar angedroht, Spieler nicht freizustellen, sollten sie nach der Rückkehr von ihren Nationalteams „sogar ein Pflichtspiel verpassen“. Hierfür würde nach der jüngsten FIFA-Entscheidung die rechtliche Grundlage fehlen.

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