Kermit mit dem goldenen Arm

Patrick Mahomes mit der markanten Stimme ist die neue Attraktion im Football – Ist er der Nachfolger des legendären Tom Brady?

Von Heiko Hinrichsen

Der 23-jährige Patrick Mahomes mischt als Quarterback der Kansas City Chiefs die NFL auf. Am Sonntagnacht trifft er im Generationenduell auf die New England Patriots mit Tom Brady.

Stuttgart Lange haben sie sich auf den Rängen des altehrwürdigen Arrowhead-Stadiums gegenseitig auf die Schulter geklopft. Denn in Kansas City, am Ufer des Missouri, wo man neben gutem Jazz auch ein gepflegtes Barbecue zu schätzen weiß, halten sie voller Stolz den Brüllrekord in Amerikas Nationalheiligtum, der National Football League (NFL).

Bei 142,2 Dezibel liegt nun der höchste, jemals in einem offenen Stadion gemessene Wert, was an Lautstärke sogar noch den Lärm eines abhebenden Passagierjets übertrumpft. Beim Football ist dies durchaus ein Faktor, weil die heimischen Fans mit ihrem Geschrei vor allem den gegnerischen Quarterback bei der Ansage des nächsten Spielzugs aus dem Konzept bringen wollen.

Wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag (0.40 Uhr/Pro Sieben) die lebende Legende Tom Brady, der Spielmacher der New England Patriots, im Arrowhead-Stadium mächtig auf die Ohren bekommt, dann ist dies aber auch für die Chiefs-Anhängerschaft gewiss nicht der Hauptaspekt der Partie. Denn nach 25 Spielzeiten, in denen sie in Kansas City kein Play-off-Spiel mehr gewonnen haben, trägt die unumstrittene Hauptattraktion im Duell der Generationen nun die Nummer 15 und steckt im weiß-gelb-roten Dress ihrer Chiefs.

Patrick Mahomes heißt der junge Quarterback, der nicht nur die Footballfans aus Kansas City in dieser für die Chiefs so erfolgreichen Footballsaison wachgeküsst hat. Auf 50 Touchdowns und mehr als 5000 Passing-Yards hat es Mahomes mit seinem goldenen Wurfarm in seiner Premierensaison als Starter in der NFL gebracht.

Das hat es zuletzt vor 17 Jahren gegeben, als Tom Brady die Szenerie betrat. Inzwischen trägt der arrivierte Brady, der Ehemann des brasilianischen Topmodels Gisele Bündchen, fünf Ringe als Zeichen seiner fünf Super-Bowl-Siege an den Fingern. Zum achten Mal in Folge haben seine so erfolgreichen New England Patriots, die im Stile des FC Bayern München innig geliebt oder konsequent verachtet werden, das AFC-Finale erreicht, wo sie nun am Sonntag in Kansas City ihre Aufwartung machen. Ein Sieg fehlt, und die Superstars aus der Nähe von Boston können auch die Tickets für den Super Bowl LIII in Atlanta am 3. Februar buchen, wo es gegen den Gewinner des NFC-Finals zwischen den Los Angeles Rams und den New Orleans Saints geht.

Dies allerdings will Patrick Mahomes mit seinem Team verhindern, was angesichts der Mega-Show, die der unbekümmerte Quarterback auch beim Play-off-Sieg mit 31:13 über die Indianapolis Colts abzog, als durchaus möglich erscheint. Trotz der Routine der Patriots um Quarterback Brady und dessen Lieblings-Receiver Julian Edelman.

„Ich will hier Super Bowls gewinnen“, das hatte der selbstbewusste Mahomes bereits 2017 gesagt, als ihn die Kansas City Chiefs in der ersten Runde des NFL-Drafts auswählten. In Whitehorse in der Nähe von Dallas als Sohn eines ehemaligen Baseball-Profis aufgewachsen, hätte Patrick Mahomes selbst als Pitcher Karriere machen können. Die Detroit Tigers drafteten ihn 2014 in der Major League Baseball. Doch der 1,91 Meter große Lockenkopf unterschrieb nicht, sondern entschied sich für den Football.

„Meine Kunst auf dem Feld ist es, die Jungs so in Szene zu setzen, dass sie den Spielzug vollenden können“, sagt Mahomes auch mit Blick auf die anderen Stars im Chiefs-Team, die beiden Wide Receiver Tyreek Hill und Demarcus Robinson oder den Tight End Travis Kelce. Gemeinsam will man nun die leicht favorisierten Patriots aufs Kreuz legen. Mit dem wachen Auge des Patrick Maholmes, der den Football bis zu einer Geschwindigkeit von 62 Meilen (100 km/h) beschleunigen kann.

Andy Reid, der nach 26 Spielzeiten äußerst erfahrene Headcoach der Kansas City Chiefs, weiß jedenfalls längst, was er an Mahomes hat. Um den talentierten Youngster ins Rampenlicht zu führen, wurde der einstige Quarterback Alex Smith, 34, vor Saisonbeginn an die Washington Redskins abgegeben. Der Weg war danach frei für Mahomes, der offenbar nur eine Schwachstelle besitzt. „Er klingt ein wenig froschig“, scherzt selbst Coach Reid über die Stimme seines Quarterbacks, der sich schon seit der High School anhören muss, er klinge wie Kermit, der Frosch aus der Sesamstraße.

Die Footballwelt allerdings, dies ist bereits vor dem Generationenduell mit Tom Brady klar, wird noch einiges von Patrick Mahomes zu hören bekommen.