Vor Duell in der Regionalliga

Kickers-Fans fahren nach Sandhausen und attackieren Gäste-Anhänger

Im Vorfeld der Regionalliga-Partie zwischen den Blauen und dem SV Sandhausen kommt es zu einer Auseinandersetzung – allerdings weit weg vom Spielort auf der Waldau.

Kickers-Fans fahren nach Sandhausen und attackieren Gäste-Anhänger

Verpassten Teile des Spiels im Gazi-Stadion: Die Fans des SV Sandhausen (Archivbild).

Von Michael Bosch

Scharmützel, auch größere handfeste Auseinandersetzungen, gehören für einige Fußballfans inzwischen (leider) zum Spieltag dazu. Was mutmaßlich einige Anhänger der Stuttgarter Kickers am Sonntag vor der Regionalliga-Partie gegen den SV Sandhausen veranstalteten, ist zumindest kurios.

Nach Informationen der Polizei in Mannheim gab es im Vorfeld der Partie, am Sonntagmorgen gegen 10 Uhr, eine „körperliche Auseinandersetzung“ zwischen den beiden Fanlagern. Allerdings nicht in Stuttgart, sondern in der Nähe des Hardtwaldstadions in Sandhausen. Mehr als 100 Kilometer entfernt vom Spielort auf der Waldau.

Auseinandersetzung in Sandhausen: Fünf Männer festgenommen

Laut einem Polizeisprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Mannheim ist gesichert, dass ein 17-Jähriger von mindestens drei Männern angegriffen wurde, er soll Fausthiebe und Tritte abbekommen haben. Auch sein Trikot wurde zerrissen. Der Teenager sei vor „einer Garage in der Jahnstraße“ angegriffen worden, heißt es in der zugehörigen Polizeimeldung.

Eine Polizeistreife nahm fünf Tatverdächtige im Alter zwischen 18 und 29 Jahren, die gemeinsam in einem Auto saßen, kurz darauf fest. Die Männer stammen „aus dem Umfeld der Stuttgarter Fanszene“, hieß es. „Gegen sie besteht der Verdacht einer gefährlichen Körperverletzung“, teilte die Polizei mit. Es gebe Hinweise, dass auf beiden Seiten deutlich mehr Personen an der Schlägerei beteiligt gewesen seien. Auch seien Fahrzeuge mit österreichischem Kennzeichen gesichtet worden – die Fanszene der Blauen pflegt eine Freundschaft zu Blau-Weiß Linz. Die Polizei sucht deshalb nach Zeugen.

In Stuttgart blieb ein Teil des Gästeblocks zum Anpfiff um 14 Uhr dann zunächst leer. Der Grund für das verspätete Auftauchen der SVS-Anhänger war aber ein nicht die Auseinandersetzung am Morgen – zumindest nicht direkt: Der Bus wurde in Stuttgart von der Polizei angehalten und durchsucht, die Insassen kontrolliert. Die Aktion dauerte rund 45 Minuten, sodass die Nord-Badener den Anpfiff und den überwiegenden Teil der ersten Halbzeit verpassten. Das späte 3:2 durch Melkamu Frauendorf in der Nachspielzeit sahen die Gästefans aber.

Ein Sandhausen-Fan erhält Platzverweis

Mit Ausnahme eines Fans, der vermummt aus dem Bus gestiegen sei und einen Platzverweis erhalten habe, seien alle Personen zum Gazi-Stadion gelassen worden, teilt Polizeisprecher Stephan Widmann auf Nachfrage mit. Bei einigen SVS-Anhängern sei sogenannte Passivbewaffnung gefunden worden – Gegenstände, die es für einen „normalen“ Stadionbesuch eigentlich nicht braucht. Konkret ging es um Mundschutze und Sturmhauben.

Widmann vermutet eine Art „Retourkutsche“ für die Vorkommnisse in Sandhausen. Rund um die Partie auf der Waldau blieb es dann aber größtenteils ruhig und ohne größere Zwischenfälle.

Der SVS selbst äußert sich nicht zu dem Vorfall. Der Club bestätigte lediglich, dass es „unmittelbar vor dem Stadion auf der Waldau eine polizeiliche Maßnahme“ gegeben habe, wie es heißt. „Deshalb kam die aktive Fanszene zu spät ins Stadion.“